Zweitwohnungsbesitzer im Norden dürfen bleiben

Mehrere Zweitwohnungsbesitzer im Norden sind mit ihren Eilanträgen
vor Gericht gescheitert. Nun hat ihnen die Landesregierung von sich
aus ein Bleiberecht zugesprochen. In Hamburg halten sich unterdessen
die meisten an die verschärften Auflagen gegen die Corona-Pandemie.

Kiel/Hamburg (dpa/lno) - Vor dem Coronavirus nach Schleswig-Holstein
geflüchtete Zweitwohnungsbesitzer können aufatmen. Wenn sie sich
bereits in ihrem Nebenwohnsitz eingeigelt haben, müssen sie diesen
nun doch nicht wieder verlassen. Innenminister Hans-Joachim Grote
(CDU) sagte nach telefonischen Beratungen mit Landräten, das Land
habe das per Erlass klargestellt. Wer jedoch abreise oder bereits
abgereist sei, werde bis auf Weiteres nicht in seine Zweitwohnung
zurückkehren können. Grote betonte: «Neuanreisen in Zweitwohnungen
ohne triftigen Grund sind untersagt.»

Im Urlaubsland Schleswig-Holstein gibt es Zehntausende
Zweitwohnungen. Wegen der Zweitwohnungsregelung sind am
Verwaltungsgericht in Schleswig nach Angaben einer Sprecherin bisher
17 Eilverfahren eingegangen. Fünf der Verfahren waren bereits am
Wochenende entschieden worden. Diese Antragsteller scheiterten mit
ihrem Anliegen, in ihren Nebenwohnungen im nördlichsten Bundesland
bleiben zu dürfen. Im Internet gab es auch Beschwerden vornehmlich
älterer Menschen, die sich zum Schutz vor einer Infektion extra in
ihre einsam gelegenen Zweitwohnsitze zurückgezogen hatten und nun
beispielsweise in das deutlich infektionsgefährlichere Hamburg
zurückkehren sollten.

In Hamburg hielten sich unterdessen die meisten Menschen an die noch
einmal verschärften Verhaltensregeln zur Eindämmung der
Corona-Pandemie. Die Menschen nähmen die Maßnahmen ernst, sagte
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). «Auf den öffentlichen Straß
en
und Plätzen, in den Parks ist überall erkennbar, dass die
Abstandsregeln eingehalten werden (...) Ich glaube, wir sind jetzt in
einer Situation, in der es auch bei dem Letzten angekommen ist.» Er
ließ jedoch keinen Zweifel daran, dass gegen Verstöße eingeschritten

werde, so dass es auch «zu Bußgeldern und echten Sanktionen» komme.

Bund und Länder hatten sich am Sonntag auf eine umfassende
Beschränkung sozialer Kontakte geeinigt. Maximal zwei Personen dürfen
in der Öffentlichkeit noch zusammen sein. Familien oder
Wohngemeinschaften sind ausgenommen. Ferner wurde festgelegt, dass
Handwerke und Dienstleistungen, bei denen der Mindestabstand von 1,50
Meter nicht eingehalten werden kann, ebenfalls untersagt sind. Dies
gilt etwa für Friseure, Kosmetikstudios, Massagepraxen oder
Tattoo-Studios.

Große Sorgen machen sich wegen der Pandemie auch die Landwirte in
Schleswig-Holstein. Wegen der Reiseeinschränkungen fehlten in den
kommenden Wochen tausende Erntehelfer, teilte das Agrarministerium
mit. Mit einer Kampagne wollen Landesregierung, Bauernverband und
Arbeitsagentur Mitarbeiter aus Einzelhandel und Gastronomie, die
derzeit wegen geschlossener Läden nicht arbeiten können, sowie
Beschäftigte in Kurzarbeit und Studenten als Helfer gewinnen.

Unterdessen ist in Schleswig-Holstein hat ein zweiter Mensch im
Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus gestorben. Das Opfer im
Kreis Plön habe aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und seiner
Vorerkrankungen zur Hochrisikogruppe gehört, teilte die
Kreisverwaltung mit. Der an Covid-19 erkrankte Mann war 70 Jahre alt
und starb am Wochenende.

Ungeachtet aller Maßnahmen ist die Zahl der bestätigten
Corona-Infektionen im Norden seit Sonntag weiter gestiegen. Insgesamt
seien in Hamburg 102 neue Fälle von Covid-19-Erkrankungen bestätigt
worden, teilte der Senat mit. Damit liege die Zahl der in Hamburg
gemeldeten Fälle bei nunmehr 989. Unter den Infizierten sind 55 in
stationärer Behandlung, 14 befinden sich auf einer Intensivstation.
Am Vortag waren 51 Personen in stationärer Behandlung, davon 10 auf
einer Intensivstation.

In Schleswig-Holstein wurden bis einschließlich Sonntag 467 Fälle
gemeldet. Das sind 31 Covid-19-Fälle mehr als einen Tag zuvor.
Mittlerweile befinden sich im nördlichsten Bundesland 36 Patienten in
klinischer Behandlung. Das sind drei Menschen mehr als einen Tag
zuvor.