Flüchtlingsheime stemmen sich gegen Verbreitung von Coronavirus

In den Aufnahmeheimen für Flüchtlinge in Niedersachsen und Bremen
wird mit großer Anstrengung versucht, Infektionen mit dem Coronavirus
zu verhindern. Bislang mit Erfolg, auch wenn dafür Einschränkungen in
den Unterkünften nötig sind. Was ist mit dem Personal?

Hannover/Bremen (dpa/lni) - Unter erschwerten Bedingungen wird in den
Flüchtlingsunterkünften in Niedersachsen und Bremen versucht, eine
Verbreitung des Coronavirus zu verhindern. In verschiedenen Sprachen,
mit Piktogrammen und im Gespräch werden die oft auf wenig Raum
zusammenlebenden Flüchtlinge über die Epidemie und die
Einschränkungen informiert, wie die Landesaufnahmebehörde
Niedersachsen mitteilte.

Bislang ist in den Aufnahmeeinrichtungen beider Länder nach eigenen
Angaben noch kein infizierter Flüchtling oder Mitarbeiter
festgestellt worden. Bei jedem Verdachtsfall auch bei neu
eintreffenden Flüchtlingen erfolgt unverzüglich ein Test und eine
Absonderung der Betroffenen, um ein Übertragungsrisiko zu reduzieren.

Insbesondere neu ankommende Flüchtlinge werden, auch mit Blick auf
ihre Fluchtroute und passierte Länder, kritisch in Augenschein
genommen. In Bremen wird jeder Neuankömmling zunächst auf das Virus
getestet und in Quarantäne der Erstaufnahme gehalten, bis das
Ergebnis vorliegt. «Bislang hat es keinen positiven Befund gegeben»,
sagte Bernd Schneider, Sprecher der Bremer Sozialsenatorin. Im Fall
einer bestätigten Infektion würde häusliche Quarantäne verhängt.
In
Niedersachsen werden neue Flüchtlinge unverzüglich zu einer ersten
Inaugenscheinnahme zur Sanitätsstation gebracht. Wer akute Symptome
aufweist, wird unverzüglich auf das Virus getestet.

Im täglichen Leben der Flüchtlinge und des Personals gibt es derzeit
viele Einschränkungen. In Niedersachsen wurden Schule und
Kinderbetreuung eingestellt, wie die Sprecherin der
Landesaufnahmebehörde, Nina Jahnen, sagte. Die Mitarbeiterkantinen
wurden geschlossen und die Verpflegung der Flüchtlinge nicht mehr für
große Gruppen in den Speisesälen ausgegeben. In Bremen wurde die
Ausgabe von Mahlzeiten umgestellt auf in Folien eingeschweißtes
Essen.

Ein Ausgangsverbot besteht in Niedersachsen zwar nicht, die Bewohner
der Flüchtlingseinrichtungen wurden aber ausdrücklich auf die
gegenwärtige Situation hingewiesen. Besuchserlaubnisse in den
Einrichtungen werden nur noch in dringenden Fällen erteilt. Von der
Verlegung von Flüchtlingen auch in andere Bundesländer wird bis auf
weiteres abgesehen, sagte die Sprecherin.

Das Personal an den Standorten in Niedersachsen wurde demnach auf ein
Mindestmaß reduziert. Nicht zwingend benötigtes Personal ist bis auf
weiteres im Home Office auf Abruf tätig. Hierdurch würden personelle
Reserven gebildet, die in Fällen von vorsorglich angeordneten
Quarantänen oder auftretenden Erkrankungen nachrücken könnten. Dem
verbliebenen Personal werde je nach Lage Schutzkleidung ausgeteilt,
um das Infektionsrisiko weiter zu reduzieren.

In den Bremer Aufnahme- und Übergangswohnheimen wurden zur Vorsorge
unter anderem Gruppenräume geschlossen und die Bewohner nach
Möglichkeit in kleineren Zimmern untergebracht. Zudem seien die
Reinigungsintervalle vor allem für Oberflächen und Türklinken und
zwischen den «Schichten» im Speisesaal verstärkt und der Fußboden m
it
Markierungen versehen worden, damit Abstände eingehalten werden.

Unterdessen forderte der Flüchtlingsrat Niedersachsen weitergehende
Maßnahmen zum Schutz von Asylbewerbern vor dem Coronavirus. Die
Unterbringung solle entzerrt werden, Behördentermine sollten abgesagt
und die Aufenthaltspapiere unbürokratisch verlängert werden.
Flüchtlinge sollten Zugang zum regulären Gesundheitssystem erhalten
und auf ablehnende Bescheide und Abschiebungen soll vorläufig
verzichtet werden.