Gottschalk, Jauch und Pocher skypen erstmals aus «Quarantäne-WG» Von Thomas Bremser, dpa

Wohnzimmer statt Fernsehstudio, weiße Wände statt aufwendige Deko: In
Zeiten von Corona werden die TV-Sender kreativ. Die «Quarantäne-WG»
mit Gottschalk, Jauch und Pocher wirkt wie eine Videoschalte im
Homeoffice.

Köln (dpa) - Erfahrene Showsstars sitzen in ihren eigenen vier
Wänden, haben kabellose Kopfhörer im Ohr und sprechen in ihre
Laptops: Unterhaltungsfernsehen im Corona-Jahr 2020 kommt wie ein
Video-Meeting im Büro daher. Die Premiere der RTL-«Quarantäne-WG» a
m
Montagabend ist mit Thomas Gottschalk, Günther Jauch und Oliver
Pocher prominent besetzt und unfreiwillig komisch.

«Ich hätte ja nie im Leben eine Kamera in mein Wohnzimmer gelassen.
Aber es sind verrückte Zeiten», meinte Gottschalk in seinem Haus in
Baden-Baden. Im Hintergrund sind ein Fernseher und Bücherregale zu
sehen. «Das ist jetzt nicht der Beginn eines Ausverkaufs der
Privatsphäre.»

In weißem T-Shirt sitzt der sonst oft extravagant gekleidete
Entertainer vor seinem Laptop und nimmt immer wieder einen kräftigen
Schluck aus einer Trinkflasche. Millionen Deutsche im Homeoffice sind
ähnliche Szenen mittlerweile von Videokonferenzen mit Kollegen
gewohnt. Jauch sitzt nach eigenen Angaben im «Bürozimmerchen».

Es sind nicht so sehr die Gesprächsinhalte, die bei dem kurzfristig
ins Programm gehobenen «TV-Experiment» (Pocher) interessieren. Die
Moderatoren sprechen über Pochers Corona-Erkrankung und Gottschalks
Sorgen als «Vertreter der Risikogruppe». Die Videoschalten mit einer
Ärztin aus Essen, Autorin Laura Karasek und Musiker Max Giesinger
schwanken zwischen leichter Unterhaltung und Information.

Es ist die triste Kulisse (Pocher und Jauch sitzen vor weißen Wänden)
und das simple Konzept, die faszinieren. Und das zur besten
Sendezeit. Ton- und Bildqualität sind dann auch nicht immer optimal.
Immer wieder fallen sich die drei Entertainer ins Wort, manchmal
herrscht auch einfach mal kurz Stille. Das sorgt bei vielen
Zuschauern für ein Schmunzeln.

«Es ist März 2020. Wir sitzen alle zuhause und schauen uns zur
Primetime an, wie Jauch, Gottschalk und Pocher mit Airpods und
schlechten PC-Mikros skypen», fasst ein Twitter-Nutzer die
TV-Unterhaltung in Corona-Zeiten zusammen. «Wir hätten auch lieber
aus einem Studio gesendet, aber wir haben das beste daraus gemacht»,
erklärt Pocher.

Zum Debüt erzielte das neue Format 3,27 Millionen Zuschauer (9,0
Prozent). Die prominente Video-Schalte soll ab jetzt jeden Werktag
laufen, dafür verschiebt RTL sogar Quotenhits wie «Wer wird
Millionär» und «Let's Dance» um eine Stunde nach hinten.

Auch andere Sender haben aus der Corona-bedingten Not eine Tugend
gemacht. In der einstündigen Liveshow «Luke, allein zuhaus» sendet
Comedian Luke Mockridge montags bis freitags auf Sat.1 aus einem
nachgebauten Wohnzimmer. Am Freitag melden sich Comedians in der
Livesendung «Die Sat.1 Comedy Konferenz - Promis in Quarantäne» zu
Wort. Und Vox startet am Mittwoch mit «Live aus der Forster Straße».

Sänger Mark Forster unterhält sich von seinem Plattenstudio in Berlin
aus mit Kollegen wie Sido oder Rita Ora - ebenfalls via Videoschalte.