MDR: Zahnärzte wollen Regeln für Umgang mit Patienten in Corona-Krise

Erfurt (dpa/th) - Thüringens Zahnärzte drängen nach einem MDR-Bericht

auf Anweisungen zum Umgang mit ihren Patienten während der
Corona-Pandemie. Das Gesundheitsministerium müsse schnell
entscheiden, ob Zahnarztpraxen generell geschlossen werden sollen
oder nicht, sagte der Vize-Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen
Vereinigung Thüringens, Roul Rommeiß, MDR Thüringen. Außerdem werde

Klarheit erwartet, ob Schmerzpatienten und Notfälle - insbesondere
wenn die Patienten infiziert seien - zentral in Krankenhäusern mit
Zahnstation oder weiterhin in den Praxen behandelt werden sollen.

Hintergrund ist das hohe Ansteckungsrisiko für das Praxispersonal -
verbunden mit mangelhafter Ausstattung mit Schutzausrüstung. Ohne die
entsprechenden Hygiene-Artikel sei eine flächendeckende, allgemeine
zahnärztliche Versorgung nur schwer aufrecht zu erhalten, sagte
Rommeiß. Bisher gilt für die Zahnärzte nach wie vor eine
grundsätzliche Behandlungspflicht. Das Durchschnittsalter der
Thüringer Zahnärzte liegt bei 55 Jahren. Damit gehören viele zur
Risikogruppe von COVID-19.

Nach Angaben von Rommeiß ist derzeit eine Reihe von Praxen nicht in
der Lage, die Vorgaben des Robert-Koch-Instituts für die Behandlung
von Infizierten und potenziell Infizierten zu erfüllen. Gleichzeitig
sei es jedem Zahnarzt selbst überlassen, welche Leistungen er weiter
anbiete und welche nicht. Die Kassenzahnärztliche Vereinigung
Thüringen habe ihren Mitgliedern empfohlen, nicht dringend notwendige
Behandlungen zu verschieben. Das damit verbundene unternehmerische
Risiko trage jeder Zahnarzt selbst.

Für den Fall, dass bestellte Schutzkleidung geliefert werden könne,
habe die Geschäftsstelle der Kassenzahnärzte eine
24-Stunden-Erreichbarkeit eingerichtet. Nach Angaben von Rommeiß
steht die Entscheidung, wie die Ressourcen dann auf Krankenhäuser mit
Zahnstation, Praxen im Notdienst und Praxen in der
Allgemeinversorgung aufgeteilt werden, noch aus.

Um Patienten mit Schmerzen oder in Notsituationen weiter
flächendeckend versorgen zu können, hätten die Thüringer
Kassenzahnärzte inzwischen Praxisgruppen gebildet und öffneten
abwechselnd. Der Bereitschaftsdienst in den jeweiligen Bereichen ist
nach Angaben von Rommeiß für die kommenden acht Wochen doppelt
besetzt worden. Wegen fehlender Schutzkleidung, Quarantäne,
Erkrankungen oder Problemen bei der Rückreise aus dem Ausland seien
inzwischen 54 der 1350 Thüringer Zahnarztpraxen geschlossen.