Polizei bei Corona-Kontrollen: Ermittlungen gegen Uneinsichtige Von Winfried Wagner, dpa

Um das Touristenverbot im Nordosten durchzusetzen, müssen Polizisten
einiges bieten. Manche wollen nicht abreisen, andere wollen unbedingt
feiern, und einige Hotels vermieten immer noch Zimmer.

Neubrandenburg/Stralsund/Rostock (dpa/mv) - Corona-Kontrollen
beschäftigten die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin stark.
Wie das Innenministerium in Schwerin am Montag mitteilte, überprüften
Beamte an elf Kontrollstellen im Land bislang die Insassen von 7600
Fahrzeugen. In 1140 Fällen seien die Reisenden wegen des seit der
Vorwoche geltenden Touristenverbots zurückgewiesen worden. Angehörige
der beiden Polizeipräsidien und der Landesbereitschaftspolizei seien
darüber hinaus in Badeorten und anderen touristischen Hotspots
unterwegs, um über das Verbot von Urlaubsreisen zu informieren.
Besitzer von Ferienwohnungen dürfen diese selbst auch nicht nutzen.

Wie die Polizeipräsidien in Rostock und Neubrandenburg mitteilten,
mussten ihre Beamten am Wochenende knapp 380 Mal zu Corona-Kontrollen
ausrücken. Dabei wurden etliche Strafanzeigen wegen Verstößen gegen
das Infektionsschutzgesetz erstattet, wie Sprecher erklärten.

So wurden Beamte an der Mecklenburgischen Seenplatte bei einem
Einsatz in Neustrelitz von einer angetrunkenen Frau aus Berlin, die
abreisen sollte, bespuckt. Die 39-Jährige habe dazu erklärt, sie habe
Corona. Die Frau und ihr Mann waren bei Bekannten in einem Garten.
Die Frau habe sich später entschuldigt. Sie muss sich laut Polizei
dennoch wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte, Beleidigung und
Nötigung verantworten. 

Außerdem wurden unter anderem Garagenpartys und größere Treffen in
Gartenanlagen aufgelöst sowie eine kurzfristig anberaumte
Mitarbeiterversammlung einer Firma in Neustrelitz mit Hilfe des
zuständigen Ordnungsamtes verhindert. Mehrfach versuchten Autofahrer
aus Brandenburg, die Einreisekontrollen zu umfahren.

Das Rostocker Präsidium, das für die westliche Landeshälfte zuständ
ig
ist, registrierte knapp 230 Einsätze. Dabei wurden zwölf
Ermittlungsverfahren eingeleitet. So wurde unter anderem ein Club
geschlossen. Der Betreiber hatte seine Gäste bewusst über Hintertüren

eingelassen, um trotz der Verbote zu feiern. Zudem seien
Ferienwohnungen und Hotelzimmer an Auswärtige vermietet worden, was
untersagt ist.

Meist hätten Hinweise besorgter Bürger zu den Rechtsverstößen und
Ansammlungen in Garagen und Gärten geführt. Die Angesprochenen in den
Gärten hätten sich kooperativ gezeigt und seien auseinandergegangen.
Mit den Einsätzen «zur Gefahrenabwehr» wollen die Behörden die Zahl

der Neuinfektionen mit dem neuartigen Coronavirus zurückdrängen.

Um einer Ansteckung der Polizisten mit dem Coronavirus möglichst
entgegenzuwirken, erließ das Innenministerium nach eigenen Angaben
mehrere Dienstanweisungen. So gebe es klare einsatztaktische
Anweisungen und Hinweise, wie sich die Polizeibeamten im täglichen
Dienst zu verhalten haben und welche Schutzausstattung in bestimmten
Einsatzszenarien anzulegen ist, hieß es. Schutz- und
Hygieneausstattung in Dienststellen und auf Einsatzfahrzeugen seien
aufgestockt worden.