Chemiegewerkschaft erwartet «sehr schnell» mehr Kurzarbeit

Hannover (dpa) - Nach den beschlossenen Hilfen für die Wirtschaft in
der Corona-Krise rechnet die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie,
Energie mit einem starken Anstieg von Kurzarbeit in ihren Branchen.
Gewerkschaftschef Michael Vassiliadis sagte am Montag, unter den rund
1,1 Millionen Beschäftigten dürfte die Zahl der Kurzarbeiter nun
«sehr schnell in die Höhe schnellen». Für Teilbereiche wie Chemie u
nd
Papier seien Aufstockungen über die 60 beziehungsweise - bei
Arbeitnehmern mit Kind - 67 Prozent des Nettolohns hinaus vereinbart.
Es müssten aber noch mehr Beschäftigte deutlicher unterstützt werden.


Zur Beratung von Mitgliedern und Betrieben bildete die IG BCE
inzwischen verschiedene «Taskforces zu den drängendsten Themen». Am
Mittwoch soll zudem eine Krisen-Hotline freigeschaltet werden.

Um Beschäftigung und Liquidität in den Unternehmen angesichts der
wirtschaftlichen Folgen der Pandemie zu sichern, hatte die
Gewerkschaft zusammen mit dem Arbeitgeberverband BAVC für das
laufende Jahr eine Reihe spezieller Regelungen beschlossen. Demnach
können Firmen zum Beispiel Kurzarbeit mit einer verkürzten
Ankündigungsfrist von drei Tagen einführen. Freie Tage, die die
Beschäftigten gemäß dem jüngsten Tarifpaket für spätere Zeiten
auf
Konten ansparen können, dürfen dieses Jahr schon vorgezogen werden.

Auch viele Pharmafirmen sind in der Branche vertreten. Vassiliadis
hatte mit Blick auf die Abhängigkeit von China und Indien gemahnt,
die Produktion wichtiger Arzneien nach Europa zurückzuholen. Zu lange
hätten Unternehmen hier auf Gewinnmaximierung gesetzt: «Es kann nicht
sein, dass die einstige Apotheke der Welt heute bei Blutdrucksenkern,
Schmerzmitteln oder Antibiotika auf andere angewiesen ist.»