Neue Kontaktbestimmungen treten in Kraft - bisher vier Todesfälle

Die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus in Rheinland-Pfalz
steigt weiter. Inzwischen halten sich die meisten Menschen an die
Bestimmungen, die ab Dienstag das öffentliche Leben noch weiter
einschränken.

Mainz/Koblenz/Trier (dpa/lrs) - Ein vierter Todesfall, verschärfte
Kontaktbestimmungen ab Dienstag und die Schließung von mehreren
Grenzübergängen nach Frankreich und Luxemburg - die Corona-Krise hat
Rheinland-Pfalz auch zu Beginn der neuen Woche im Griff. Die neuen
Entwicklungen im Überblick:

INFEKTIONEN - Die Zahl der bestätigten Corona-Fälle in
Rheinland-Pfalz ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom
Montag auf 1285 gestiegen. Das sind etwa vier Mal so viele wie vor
einer Woche. Innerhalb von 24 Stunden kamen 136 neue Fälle hinzu -
jeweils zum Stand 10.00 Uhr. Bislang sind in Rheinland-Pfalz vier
Menschen an der durch das Coronavirus verursachten Krankheit Covid-19
gestorben. Der Landkreis Mayen-Koblenz an der unteren Mosel zählt
bislang mit 151 Fällen die meisten bestätigten Infektionen mit dem
Virus Sars-CoV-2. Danach folgen der Kreis Bad Dürkheim (94), die
Stadt Mainz (82), der Kreis Alzey-Worms und der Westerwaldkreis
(jeweils 78).

VERORDNUNG - Die am Sonntag beschlossenen Maßnahmen zur weiteren
Einschränkung des öffentlichen Lebens werden in einer weiteren
Rechtsverordnung auf den Weg gebracht. Die Maßnahmen der dritten
Corona-Bekämpfungsverordnung Rheinland-Pfalz (CoBeLVO) sollten am
Montag 24.00 Uhr in Kraft treten. Die zweite
Corona-Bekämpfungsverordnung war erst am vergangenen Freitag erlassen
worden. Zu den neuen Maßnahmen gehört eine einschneidende
Kontaktbeschränkung: Der Aufenthalt im öffentlichen Raum ist dann nur
noch «alleine, mit einer weiteren nicht im Haushalt lebenden Person
oder im Kreis der Angehörigen des eigenen Hausstands» gestattet.

KONTROLLEN - Die meisten Rheinland-Pfälzer halten sich offenbar an
die neuen Bestimmungen zu eingeschränkten Kontakten. Nur in einigen
Fällen schritten die Ordnungsämter oder die Polizei ein, wie eine
Nachfrage in verschiedenen Kommunen ergab. In Mainz zog das
Ordnungsamt mit Blick auf das Wochenende ein zufriedenes Fazit. Es
hätten keine größeren Gruppen aufgelöst werden müssen, sagte ein

Stadtsprecher. Ob die Kontaktregeln eingehalten werden und keine
größeren Gruppen unterwegs sind, überprüfen in erster Linie die
Mitarbeiter der Ordnungsämter. Sie können Hilfe von der Polizei
bekommen.

EINKAUFEN - Kommunen rufen dazu auf, mit Disziplin einzukaufen. Dazu
gehöre etwa der Mindestabstand von 1,50 Metern zwischen wartenden
Kunden und dem Personal, die Bereitstellung von Desinfektionsmitteln
und die Verwendung von Handschuhen, erklärte am Montag die Stadt
Pirmasens. Ausdrücklich empfohlen wird das Einkaufen auf dem
Wochenmarkt, das als Einkaufen unter freiem Himmel mit einer
geringeren Ansteckungsgefahr verbunden sei.

FREIWILLIGE - An der unteren Mosel haben sich besonders viele
Menschen mit dem Coronavirus infiziert - dort lassen sich jetzt rund
60 Freiwillige für die Grundversorgung im Krankenhaus schulen. Nach
einem Aufruf in Koblenz und im Kreis Mayen-Koblenz hätten sich
Interessenten quer durch verschiedene Ausbildungs-, Berufs- und
Altersgruppen gemeldet, teilte Carsten Stammel von der Feuerwehr
Koblenz mit. Vermittelt werden Grundkenntnisse zum Coronavirus und zu
den Risikogruppen sowie zur Pflege und Hygiene in Kliniken.

KURZARBEIT - Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Rheinland-Pfalz
und dem Saarland sieht Nachbesserungsbedarf bei den Regelungen zum
Kurzarbeitergeld. Betroffene müssten «drastische Einbußen» beim
Nettoeinkommen hinnehmen, kritisierte DGB-Landeschef Dietmar
Muscheid. In Branchen wie der Metall- und Elektroindustrie stocken
Firmen das Kurzarbeitergeld auf. «In vielen Bereichen gibt es solche
tarifvertraglichen Regelungen aber nicht», erklärte Muscheid. Die
Landesvereinigung Unternehmerverbände (LVU) Rheinland-Pfalz ist gegen
weitergehende Regelungen. «Die Unternehmen stehen mit dem Rücken zur
Wand», befand Hauptgeschäftsführer Karsten Tacke. Der DGB verkenne
die sich weiter zuspitzende Situation.

THEATER - Die Corona-Krise führt zur Absage vieler Vorstellungen an
rheinland-pfälzischen Theatern und stellt Künstler vor große
finanzielle Herausforderungen. Das Ausmaß des Schadens für die Bühnen

ist derzeit kaum zu beziffern, wie eine Umfrage der Deutschen
Presse-Agentur ergab. Kulturminister Konrad Wolf (SPD) versicherte,
dass die Betroffenen nicht allein gelassen werden. Er verwies auf das
geplante milliardenschwere Hilfspaket für Solo-Selbstständige und
andere Kleinstfirmen.

GRENZVERKEHR - Kleinere Übergänge zu Frankreich und Luxemburg sind
nach Angaben der Bundespolizei in Rheinland-Pfalz und im Saarland
inzwischen geschlossen. Dort wurden teilweise Barrieren wie
Betonpoller errichtet. Zu Luxemburg sind in Rheinland-Pfalz lediglich
fünf Grenzübergänge noch geöffnet, zu Frankreich sind es drei. Bis

auf wenige Ausnahmen dürfen nur noch Deutsche, Ausländer mit Wohnort
und Aufenthaltsberechtigung in Deutschland, Pendler und
Lastwagenfahrer, die wichtige Güter ins Land bringen, einreisen.

DESINFEKTIONSMITTEL - Der BASF-Konzern beliefert erste Kliniken mit
Hand-Desinfektionsmittel. «Heute und in den kommenden Tagen setzen
wir die Lieferungen fort, und es gehen Sendungen mit
Hand-Desinfektionsmitteln an weitere Krankenhäuser in der
Metropolregion Rhein-Neckar», teilte ein Firmensprecher mit. Für die
Herstellung hat das Chemie-Unternehmen eine Ausnahmegenehmigung des
rheinland-pfälzischen Gesundheitsministeriums erhalten.