Kliniken schaffen Platz für steigende Zahl von Corona-Patienten

Mit zusätzlichen Intensivbetten und Beatmungsgeräten, Hubschraubern
und freiwilligen Helfern werden Kliniken fit gemacht für die
steigende Zahl von Corona-Patienten. Die Menschen halten sich zumeist
an die neuen Einschränkungen. Gelingt die Bewältigung der Krise?

Hannover (dpa/lni) - Die weiter verschärften Einschränkungen wegen
der Corona-Epidemie werden in Niedersachsen weitgehend befolgt, eine
kurzfristige Bewältigung der Krise ist damit aber noch nicht
gesichert. Während die Polizei die neuen Kontaktbeschränkungen sowie
Auflagen für Restaurants und Betriebe kontrollierte, rüsteten sich
die Kliniken auf eine weiter steigende Zahl von Patienten. Ärzte und
Pflegekräfte im Ruhestand oder ohne aktuelle Beschäftigung wurden
aufgerufen, sich zum Hilfseinsatz zu melden.

ENTWICKLUNG DER FALLZAHLEN: «Die Zahlen werden weiter steigen, wir
sind noch nicht über den Berg», sagte Abteilungsleiterin Claudia
Schröder vom Gesundheitsministerium. Die Fallzahlen kletterten am
Montag auf 1779 nach 1586 am Vortag. Inzwischen gibt es sechs
Todesfälle in Niedersachsen, bis auf einen 66-Jährigen sind alle
Opfer über 70 Jahre alt. Etwa 300 Betroffene werden in Krankenhäusern
behandelt, 80 davon müssen auf der Intensivstation beatmet werden.

KLINIKEN RÜSTEN SICH: «Wenn wir den Infektionsverlauf verlangsamen,
werden unsere Krankenhäuser gut aufgestellt sein», sagte Schröder. Um

die Zahl verfügbarer Intensivbetten zu erhöhen, würden viele der
übrigen Patienten in andere für die Pflege geeignete Einrichtungen
verlegt. Die zusätzlich bestellten Beatmungsgeräte sollten binnen
zwei Stunden nach Anlieferung auf die Kliniken verteilt werden.
Niedersachsen verfüge in etwa über so viele Betten mit
Beatmungsmöglichkeit wie ganz Italien. Zwei Hubschrauber der
Luftrettung wurden dafür reserviert, Betroffene im Notfall binnen 60
Minuten in eine Klinik mit Beatmungsmöglichkeit zu schaffen.

ÄRZTE UND PFLEGEKRÄFTE, die im Moment nicht berufstätig oder bere
its
in Rente sind, ruft der Krisenstab auf der Landesregierung auf, sich
für einen Einsatz zu melden. Auch die Pflegekammer Niedersachsen
richtete eine Meldestelle für freiwillige Helferinnen und Helfer ein.

DIE NEUEN KONTAKTBESCHRÄNKUNGEN werden nach Einschätzung von
Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) gut befolgt. «Es ist generell
sehr ruhig in Niedersachsen, die allermeisten Menschen scheinen das
zu befolgen.» Wann die Einschränkungen wieder aufgehoben werden,
könne er noch nicht sicher sagen. Bund und Länder wollten die Lage
nach Ostern bewerten. Nicht ausgeschlossen sei, einzelne
Einschränkungen früher als andere wieder zu lockern.

Bundesweit sind am Sonntag Ansammlungen von mehr als zwei Personen
verboten worden. Ausgenommen sind Angehörige, die im eigenen Haushalt
leben. Schließen müssen zudem alle Restaurants sowie
Dienstleistungsbetriebe mit enger körperlicher Nähe wie Friseure,
Massagepraxen oder Kosmetikstudios. Die verschärften Regeln sollen
für mindestens zwei Wochen gelten.

KONTROLLIERT werden die Einschränkungen allenthalben durch die
Polizei. Zumeist sind die Straßen viel leerer als sonst und die
meisten Menschen halten sich an die Regeln. Ansonsten sprechen die
Beamten die Betroffenen an, erläutern die Vorschriften und werben um
Einsicht. Größere Ansammlungen von Menschen werden meist mithilfe von
Lautsprecherdurchsagen aufgelöst. Schlimmstenfalls droht ein Bußgeld
von 2500 bis 25 000 Euro.

DESINFEKTIONSMITTEL für die Hände dürfen auf niedersächsische
Initiative statt nur von Apotheken und Pharmaherstellern nun auch von
der chemischen Industrie, Kosmetik- und Parfümherstellern produziert
werden. Unter anderem die Firma Treox in Landesbergen hat es nach
eigenen Angaben mit einer starken Nachfrage nach einem eigentlich für
Industriezwecke gedachten Mittel zu tun bekommen, das nun bei
Rettungsdiensten und Kliniken begehrt ist.