Behörden loben: Viele Menschen halten sich an Corona-Auflagen Von Martina Herzog, dpa

Die Sonne lacht, der Himmel frühlingsblau, Büsche und Sträucher
beginnen zu blühen. Man möchte raus - soll dabei aber ziemlich allein
bleiben. Klappt das?

Berlin (dpa) - Nach der erneuten Verschärfung von Vorkehrungen zur
Eindämmung des Coronavirus ziehen Behörden in Deutschland eine
positive Bilanz. Viele Menschen hielten sich mittlerweile an die
Auflagen, hieß es auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Montag
in den Ländern. Am Vortag hatten sich Bund und Länder für zunächst

zwei Wochen auf weitere drastische Einschränkungen des öffentlichen
Lebens geeinigt. Ob die neuen Maßnahmen Wirkung zeigen, müsste sich
nach 10 bis 14 Tagen an der Entwicklung der Neuinfektionen zeigen.

DIE NEUEN VORGABEN: So werden Ansammlungen von mehr als zwei Personen
in der Öffentlichkeit verboten - ausgenommen werden Angehörige, die
im eigenen Haushalt leben. Wer sich nicht an die Regeln hält, dem
drohen Strafen. Restaurants müssen schließen, ausgenommen ist die
Lieferung von Speisen für zu Hause. Friseurläden, Massagepraxen oder
Tattoo-Studios müssen dicht machen.

VERHALTEN DER MENSCHEN: Die Menschen in Deutschland halten nach
Einschätzung der Behörden inzwischen besser Abstand voneinander als
noch zu Beginn der Pandemie. Das ergaben unter anderem Nachfragen in
Kommunen in Rheinland-Pfalz. Eine Sprecherin der Polizeidirektion
Oldenburg in Niedersachsen sagte: «Die Straßen sind deutlich leerer
und die Menschen halten auch beim Spazieren gehen Abstand.» Es gebe
auch Hinweise aus der Bevölkerung, etwa zu Restaurants oder Cafés,
die entgegen den Auflagen noch nicht geschlossen sind. Auch nach
Einschätzung des saarländischen Landespolizeipräsidiums greift die
Ausgangsbeschränkung im Großen und Ganzen.

«Bis auf wenige Ausnahmen haben wir festgestellt, dass die Leute sich
tatsächlich an die Regeln halten», sagte ein Polizeisprecher in
Kaiserslautern. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Frankfurt
sagte: «Der überwiegende Teil der Bevölkerung hält sich an die
Vorgaben.» Das Innenministerium Schleswig-Holstein lobte: «Die
Bürgerinnen und Bürger haben sich in den vergangenen Tagen sehr
besonnen verhalten und überwiegend sehr verständnisvoll auf die
Maßnahmen, gerade der Polizei, reagiert.»

Auch in Bayern hielten sich die Menschen nach Einschätzung der
Behörden weitgehend an die Auflagen. Die Polizeipräsidien München,
Unterfranken und Oberpfalz zogen bis zum Mittag eine weitgehend
positive Bilanz. Bei mehreren Tausend Kontrollen stellten die Beamten
in den drei Bezirken 570 Verstöße fest. Gegen einen 33-Jährigen, der

nach eigener Aussage das Coronavirus verbreiten wollte, indem er
einen Ticketautomaten und U-Bahn-Griffe ableckte, wird nun wegen
gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Ob er tatsächlich mit dem
Coronavirus infiziert ist, war zunächst unklar.

KONTROLLEN: Auch bei den Ordnungshütern verschieben sich die
Prioritäten. Da Fort- und Weiterbildungen wegfielen, gebe es mehr
Personal für den Streifendienst, erläuterte ein Sprecher der
Hamburger Polizei. Wegen des veränderten Sozialverhaltens der
Menschen gehe die Polizei auch davon aus, dass die allgemeine
Kriminalität wie Diebstahl, Einbruch und Taschendiebstahl zurückgehen
werde, auch wenn sich dies noch nicht mit Zahlen belegen lasse. «Wir
legen unseren Fokus deshalb verstärkt auf Laden- oder Büroeinbrüche
sowie Betrügereien mit Corona-Bezug», sagte der Sprecher.

Die Polizei in Frankfurt setzt, wie auch die anderen Polizeipräsidien
in Hessen, besonders auf Kommunikation. Wenn es Ansammlungen mit mehr
als zwei Personen gebe, «sprechen wir die Leute an, um eine Lösung zu
finden», sagte der Sprecher.

SANKTIONEN: Nach dem Infektionsschutzgesetz sind grundsätzlich
Freiheitsstrafen von bis zu zwei Jahren oder Geldbußen bis zu 25 000
Euro vorgesehen. Was im Fall des Falles drohen würde, ist eine Frage
der rechtlichen Ausgestaltung und natürlich auch des Ansatzes der
jeweiligen Länder - und die unterscheiden sich zumindest im Tonfall.

Die Polizei setze «weiterhin auf den Dialog und das besonnene
Verhalten der Bürgerinnen und Bürger», heißt es etwa aus
Schleswig-Holstein. Im Saarland hat Ministerpräsident Tobias Hans
(CDU) schon am Samstag scharfe Polizeikontrollen angekündigt. Laut
Polizei sei damit gemeint gewesen, dass man nun nicht mehr nur den
Zeigefinger erhebe, sondern eben auch im Fall der Fälle rechtliche
Schritte einleite.