Insolvenz: Klinik-Personal in Peine bangt um Jobs

Das Peiner Krankenhaus steckt schon lange in einer schweren Krise.
Ausgerecht in der aktuellen medizinischen Notlage erreicht die
Mitarbeiter die Hiobsbotschaft vom Insolvenzantrag. Ist der Standort
noch zu retten?

Peine (dpa/lni) - Mitten in der Coronavirus-Krise müssen rund 800
Angestellte des Peiner Krankenhauses um ihre Jobs bangen. «Dass das
Klinikum Peine nun parallel zu der ausgesprochen schwierigen
Situation um das Coronavirus-Infektionsgeschehen Insolvenz anmelden
musste, ist für die Beschäftigten und die Menschen in Peine ohne
Zweifel eine besondere Belastung», teilte das niedersächsische
Gesundheitsministerium am Montag mit. Die Betreiber von der AKH
Gruppe mit Sitz in Celle hatten zuvor angekündigt, einen
Insolvenzantrag für die Klinikum Peine gGmbH zu stellen, um den
Klinikbetrieb im Rahmen des vorläufigen Insolvenzverfahrens in
Eigenverwaltung geordnet fortzuführen.

Damit ist die Zukunft des seit Jahren kriselnden Klinikums völlig
offen. Wie ein Sprecher des Landkreises sagte, war für den Montag ein
Gläubigertreffen geplant. Der Kreis selbst hatte als Reaktion auf das
Insolvenzverfahren betont, sich mit aller Kraft für den Erhalt des
Standortes Peine einsetzen zu wollen. «Aus dieser Insolvenzphase
heraus müssen ein Sanierungskonzept und eine nachhaltige
Zukunftsperspektive entwickelt werden», hatte Landrat Franz Einhaus
(SPD) erklärt. Der Kreis stehe dafür bereit.

Von der AKH-Gruppe hieß es, dass der Insolvenzantrag mit der
Zielsetzung einer Sanierung des Krankenhauses Peine gestellt wurde.
Mit Blick auf die aktuelle Corona-Krise betonte das Unternehmen, dass
der Betrieb ganz normal weitergehe. Es würden alle Anstrengungen
unternommen, den Klinikbetrieb auch über die Zeit des
Insolvenzverfahrens hinaus sicherzustellen, das Krankenhaus zu
sanieren und die Arbeitsplätze zu erhalten. Die Löhne seien über das

Insolvenzgeld im Rahmen der Beitragsbemessungsgrenze für die nächsten
Monate gesichert.

Am Wochenende hatten Berichte für Unsicherheit gesorgt, nach denen
schon bald Ärzte und Pfleger in größeren Häusern in der Umgebung
helfen sollten, weil es für den Standort Peine keine Unterstützung
mehr gebe. Aus dem Gesundheitsministerium in Hannover hieß es am
Montag dazu, dass Ministerin Carola Reimann (SPD) im Austausch mit
der Gewerkschaft Verdi und den örtlichen Entscheidungsträgern stehe,
um mögliche Perspektiven für das Klinikum, insbesondere aber auch für

das Klinikpersonal auszuloten.

Die Gewerkschaft Verdi forderte am Montag schnelle und belastbare
Zusagen des Landes für einen Fortbestand des Peiner Krankenhauses. Es
sei völlig unverständlich, dass in der Corona-Krise über eine
Unterstützung und Stärkung der Krankenhäuser gesprochen werde und
zeitgleich ein mittelgroßes Klinikum mit hoher regionaler Bedeutung
Gefahr laufe, abgewickelt zu werden, sagte
Verdi-Bezirksgeschäftsführer Sebastian Wertmüller.