Aufschrei der Athleten: Olympia-Verschiebung scheint unausweichlich Von Frank Thomas, dpa

Fast stündlich melden sich Topathleten und Funktionäre des Weltsports
zu Wort und fordern die Verlegung der Olympischen Spiele. Selbst für
Japans Premierminister ist der Zeitpunkt der Eröffnungsfeier am 24.
Juli nicht mehr in Stein gemeißelt. Nur das IOC zögert noch.

Berlin (dpa) - Der Druck auf Thomas Bach nimmt zu. Wegen der
verheerenden Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie werden es jeden
Tag mehr Sportler, die eine Verschiebung der Olympischen Spiele
fordern. Nachdem nun selbst Japans Premierminister Shinzo Abe eine
Verlegung nicht mehr ausschließt, scheint das Verschiebungs-Szenario
nur noch eine Frage der Zeit. Das Internationale Olympische Komitee
und sein Chef Thomas Bach haben sich noch eine Wartefrist von einem
Monat auferlegt und ernten dafür Kritik. Was macht der Fußball?

Notfall-Plan: Bundesligisten warten auf DFL-Signale am Dienstag

Die Deutsche Fußball Liga bastelt unter Hochdruck an einem neuen
Notfallplan für die 1. und 2. Bundesliga. Das Präsidium mit Christian
Seifert an der Spitze tagt am Dienstag via Schaltkonferenz, um das
weitere Vorgehen vorzubereiten. Die bundesweite Kontaktsperre im
Kampf gegen das Corona-Virus hat die Lage auch im Fußball verschärft.
Beschlüsse sind von der DFL nach dpa-Informationen erstmal nicht zu
erwarten. Diese sollen - soweit es die Gesamtlage zulässt - bei der
außerplanmäßigen Vollversammlung voraussichtlich am 31. März fallen
.

Japan schwenkt um: Drei Szenarien für eine Verschiebung

«Wir sind nicht so blöd, die Olympischen Spiele wie geplant
auszutragen», sagte Yoshiro Mori, der Präsident des
Organisationskomitees von Tokio, am Montag. Trotzdem soll der
Fackellauf in Fukushima erst einmal wie geplant beginnen. Doch selbst
Japans Premier zögert, an der Zeremonie teilzunehmen. Shinzo Abe
hatte dem Parlament am Montag mitgeteilt, dass mit einer Verlegung
gerechnet werden müsse. Von einer Absage könne aber keine Rede sein.
Denkbar ist eine Verschiebung der vom 24. Juli bis 9. August
geplanten Sommerspiele auf den Herbst, auf Sommer 2021 oder gar auf
2022. Die Verschiebung würde das Gastgeberland nach Meinung
verschiedener Experten bis zu 5,7 Milliarden Euro kosten.

DOSB bevorzugt Olympia-Verlegung um ein Jahr

DOSB-Präsident Alfons Hörmann hatte eine eindeutigere Position vom
IOC in der Debatte um eine Verschiebung der Olympischen Spiele in
Tokio erwartet. Man habe sich «eine klare Aussage dahingehend
gewünscht, dass die Spiele definitiv nicht zum geplanten Termin
stattfinden können und nun über denkbare Alternativen beraten wird»,

sagte Hörmann. Auch der Deutsche Behindertensportverband verlangt
eine Verschiebung der Paralympics in Tokio.

Aufschrei der Athleten, heftige Kritik von Dagmar Freitag

Vier Wochen seien «ein sehr, sehr langer Zeitraum», sagte
Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler im Morgenmagazin von ARD und
ZDF. «Wir arbeiten aktuell daran, dass noch schnellere, noch
präzisere Entscheidungen getroffen werden», sagte der
Athletenvertreter im Leichtathletik-Weltverband. Dessen Chef
Sebastian Coe fordert in einem Brief an Bach nachdrücklich die
Verschiebung. Heftige Kritik übte die Sportausschuss-Vorsitzende des
Bundestages an der Vier-Wochen-Frist und dem IOC. «Ich finde die
Entscheidung respektlos gegenüber den Athleten und angesichts der
Lage auf der Welt verantwortungslos», sagte Dagmar Freitag (SPD) im
HR-Interview Diese Hinhaltetaktik produziere «einen massiven
Vertrauensverlust» und zeige «ein eklatantes Führungsversagen».

Bach-E-Mail an Olympia-Teilnehmer: «In beispielloser Krise vereint»

IOC-Präsident Thomas Bach wandte sich in einer persönlichen E-Mail an
die Sportler in aller Welt und appellierte an ihr
Gemeinschaftsgefühl. In dem Schreiben warb der 66-Jährige um
Verständnis für die schwierige Entscheidung, die Spiele
möglicherweise verschieben zu müssen. Bach versicherte, das IOC wolle
«die Gesundheit aller Beteiligten» schützen.

Kanada und Australien sorgen für klare Verhältnisse

Kanadas Olympisches Komitee gab schon bekannt, dass man in diesem
Sommer auf eine Entsendung von Sportlern verzichten werde. Auch die
Australier schlossen eine Teilnahme zum ursprünglichen Zeitpunkt aus.

Keine Formel 1 in Baku - Rennen im Juni wird verschoben

Der achte Grand Prix dieser Formel-1-Saison ist vorerst abgesagt. Der
Große Preis von Aserbaidschan, der am 7. Juni in Baku stattfinden
sollte, wird verschoben.