Experte Fauci: Trump hört in inhaltlichen Fragen auf mich

Washington (dpa) - Bei den täglichen Pressekonferenzen im Weißen Haus
zum Coronavirus gilt er als Stimme der Vernunft: Der Direktor des
Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, steht
fast jeden Tag neben US-Präsident Donald Trump, wenn die
Arbeitsgruppe des Weißen Hauses vor die Medien tritt. Der 79-Jährige
scheut sich dabei nicht, Aussagen des Präsidenten gerade zu rücken.
Der Webseite des Fachjournals Science (Sonntag) sagte Fauci nun, dass
Trump ihm zuhöre - «auch wenn wir in manchen Sachen nicht einer
Meinung sind». Trump habe seinen eigenen Stil. «Aber in inhaltlichen
Fragen hört er auf das, was ich sage.»

Fauci räumte ein, dass Trumps Aussage, wonach China das Virus über
drei, vier Monate hinweg verschwiegen haben solle, nicht mit den
Fakten übereinstimme. «Aber ich kann nicht vor die Mikrofone springen
und ihn wegdrücken. Okay, er hat es gesagt. Versuchen wir, es für das
nächste Mal zu korrigieren.» Fauci sagte, er habe sich bislang nicht
damit durchsetzen können, die täglichen Pressekonferenzen virtuell
abzuhalten. «Aber wenn man mit dem Weißen Haus zu tun hat, muss man
manche Sachen ein, zwei, drei, vier Mal sagen, und dann passiert es.
Ich werde also weiter Druck machen.»

Fauci machte auch deutlich, dass er - anders als Trump - Begriffe wie
«China-Virus» im Zusammenhang mit dem Coronavirus niemals benutzen
würde. Der Experte wurde in dem Interview gefragt: «Ist es fair zu
sagen, dass Sie an Pressekonferenzen teilgenommen haben, auf denen
Dinge geschehen, mit denen Sie nicht einverstanden sind?» Seine
diplomatische Antwort: «Nun, in der Sache bin ich nicht anderer
Meinung. Dinge werden in einer Art ausgedrückt, wie ich sie nicht
ausdrücken würde, weil es zu Missverständnissen darüber führen
könnte, was die Fakten zu einem bestimmten Thema sind.»

Fauci ist seit Jahrzehnten einer der renommiertesten Experten für
Infektionskrankheiten in den USA. Er wurde schon 1984 vom damaligen
US-Präsidenten Ronald Reagan zum Direktor des Nationalen Instituts
für Infektionskrankheiten ernannt.