Corona-Krise: Kliniken bekommen Geld - Bußgeldkatalog für Verstöße

Jetzt beginnt das Warten. Welche Wirkung haben die verschärften
Einschränkungen des öffentlichen Lebens in NRW auf die Ausbreitung
des Coronavirus? Aktuell steigen die Zahlen kräftig an.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister
Karl-Josef Laumann (CDU) erwartet bis Ende dieser Woche erste
Erkenntnisse, ob die verschärften Einschränkungen des öffentlichen
Lebens die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen. In NRW sind seit
Montag alle Ansammlungen ab drei Personen in der Öffentlichkeit
verboten - ausgenommen Familien. Derzeit spiegelten die steigenden
Fallzahlen aber noch die Infektionen vor Verhängung der ersten
Einschränkungen in der vergangenen Woche wider, sagte Laumann am
Montag in Düsseldorf.

Für Verstöße gegen das Kontaktverbot arbeitet die Landesregierung
derzeit einen Bußgeldkatalog aus. Wer sich nicht an die Verbote
halte, müsse mindestens 200 Euro zahlen. Die Höchstgrenze liege bei
25 000 Euro, sagte Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU).
Ausgenommen von dem Kontaktverbot sind Familien sowie in einem
Haushalt lebende Personen - sie dürfen weiterhin gemeinsam in der
Öffentlichkeit unterwegs sein.

Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen ist in
Nordrhein-Westfalen über die Marke von 8000 Fällen gestiegen. Nach
Laumanns Angaben (Stand: 10.00 Uhr) gab es im bevölkerungsreichsten
Bundesland am Montag 8011 nachgewiesene Fälle und damit 560 mehr als
am Tag zuvor. Freitag waren es noch 5734 Fälle. Die Zahl der
gemeldeten Todesfälle erhöhte sich um acht auf nun 40 in NRW.
Freitagnachmittag waren es noch 20.

Alle Gestorbenen seien älter und hätten eine Vorerkrankung gehabt,
sagte Laumann. In den Kliniken würden mindestens 443 Menschen mit
einer Covid-19-Erkrankung behandelt. Von ihnen müssten 121 von einem
Beatmungsgerät versorgt werden. Die Zahlen beruhten auf den Angaben
von etwa zwei Dritteln der Kliniken im Land.

Die Krankenhäuser in NRW bekommen Hilfe, um ihre
Behandlungskapazitäten zu erweitern. «Es ist wichtig, dass wir in den
nächsten Tagen und Wochen möglichst viele Beatmungsplätze schaffen»
,
sagte Laumann. Nach seinen Worten verfügen die Krankenhäuser des
Landes über 6148 Intensivbetten, davon 4223 mit Beatmungsmöglichkeit.
Aus ihren Beständen könnten die Krankenhäuser außerdem kurzfristig

weitere 2600 Beatmungsplätze schaffen. Der Minister verwies darauf,
dass nach bisheriger Erkenntnis ein Prozent der am Coronavirus
Erkrankten eine Versorgung auf einer Intensivstation benötigen.

Für jede neue intensivmedizinische Behandlungseinheit mit künstlicher
Beatmung sollen Kliniken 50 000 Euro Bonus bekommen, wie das
Bundeskabinett am Montag beschloss. Um Mehrkosten etwa bei
Schutzausrüstung aufzufangen, soll es - für die Zeit von April bis
Ende Juni - außerdem einen Zuschlag von zunächst 50 Euro für jeden
Patienten geben. Das Land zahlt zusätzlich pauschal 50 000 Euro für
jedes Beatmungsgerät, das Klinken anschaffen.

Probleme bereitet weiterhin die Versorgung von Kliniken und Ärzten
mit Schutzausrüstungen. NRW habe fünf Millionen medizinische
Schutzmasken gekauft, am vergangenen Freitag seien 130 000
eingetroffen. «Ich hoffe, dass wir diese Woche weitere kriegen»,
sagte Laumann. Die Situation sei in ganz Deutschland gleich. «Es ist
auf dem Markt zur Zeit einfach nichts lieferbar.»

Coronavirus-Infektionen melden alle 53 Kreise und kreisfreien Städte
in NRW. Das Ministerium betonte, die Entwicklung sei dynamisch. Die
Zahlen basierten auf aktuellen behördlichen Meldungen, die das
Landesministerium erhalten habe. Kommunen können inzwischen aber auch
schon höhere Fallzahlen bekanntgegeben haben.