Corona-Angst: Münchner Gerichte messen Verhandlungssäle aus

München (dpa/lby) - Die Münchner Justiz kämpft mit dem Maßband gege
n
den rasanten Ausbruch des neuartigen Coronavirus. «Die Verwaltung hat
den Zuschauerbereich der Sitzungssäle der Landgerichte München I und
München II vergangene Woche ausmessen lassen», sagte Gerichtssprecher
Florian Gliwitzky auf Anfrage am Montag. Damit sollte für jeden
Verhandlungssaal ermittelt werden, wie viele Menschen im
Zuschauerraum Platz nehmen können, wenn sie mindestens anderthalb
Meter Abstand zueinander haben sollen. Jeder Richter müsse nun
entscheiden, wie viele Zuschauer und Pressevertreter zu seinen
Verhandlungen zugelassen werden können. «Nach meiner Kenntnis
orientieren sich die Vorsitzenden an der empfohlenen Limitierung der
Öffentlichkeit», sagte Gliwitzky.

Für einen Prozess um versuchten Totschlag, der am Montag am
Landgericht München II begann, bedeutete das, dass insgesamt nur fünf
Menschen (Zuschauer und Pressevertreter) in den Zuschauerraum
gelassen werden durften, um den Sicherheitsabstand von anderthalb
Metern gewährleisten zu können. Allerdings waren wegen der
Ausgangsbeschränkungen in Bayern ohnehin keine Zuschauer und nur
wenige Pressevertreter gekommen.

Die Gerichte im Freistaat sind in der Corona-Krise vom bayerischen
Justizministerium dazu angehalten, nur noch in dringenden Fällen vor
Gericht zu verhandeln. Die Angst vor dem neuen Virus hatte in der
vergangenen Woche zu einem Eklat geführt. Ein Rechtsanwalt zeigte
einen Richter wegen versuchter Körperverletzung an, weil der trotz
der Pandemie darauf bestand, zu verhandeln. Zwei andere Münchner
Strafrechtler zogen sogar vor das Bundesverfassungsgericht in
Karlsruhe, weil sie erreichen wollten, dass ein Prozess ausgesetzt
wird. Sie scheiterten.