Coronavirus - Zweiter Todesfall in Schleswig-Holstein

Zweiter Todesfall im Zusammenhang mit dem Coronavirus in
Schleswig-Holstein: Ein Senior mit Vorerkrankungen - starb im Kreis
Plön. Unterdessen steigen die Infiziertenzahlen weiter.

Kiel (dpa/lno) - In Schleswig-Holstein hat es einen zweiten Todesfall
im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus gegeben. Das Opfer im
Kreis Plön habe aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und seiner
Vorerkrankungen zur Hochrisikogruppe gehört, teilte die
Kreisverwaltung am Montag mit. Der an Covid-19 erkrankte Mann war 70
Jahre alt und starb am Wochenende. Der vermutliche Ansteckungsweg sei
den Behörden bekannt. Alle erforderlichen Maßnahmen zur Ermittlung
der Kontakte und zur häuslichen Quarantäne seien erfolgt.

Unterdessen ist die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Virus
weiter gestiegen. Nach Angaben der Landesregierung vom Montag wurden
bis einschließlich Sonntag 467 Fälle gemeldet. Das sind 31 gemeldete
Covid-19-Fälle mehr als einen Tag zuvor. Mittlerweile befinden sich
im nördlichsten Bundesland 36 Patienten in klinischer Behandlung. Das
sind drei Menschen mehr als einen Tag zuvor.

Nach Angaben des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein vom
Wochenende wurden in den Kliniken in Kiel und Lübeck zwei Personen
auf die Intensivstationen gebracht.

In Nordfriesland begannen die Behörden am Montag, Zweitwohnungen in
der Region zu kontrollieren. Zwar werde das vom Kreis erlassene und
zuvor von der Landesregierung landesweit auf den Weg gebrachte Verbot
der Nutzung von Zweitwohnungen in Nordfriesland größtenteils
eingehalten. «Es gibt jedoch auch Hinweise auf Ausnahmen», wie
Kreissprecher Hans-Martin Slopianka sagte. Am Sonntag um Mitternacht
mussten die letzten Zweitwohnungsbesitzer abgereist sein. Bereits am
Sonntag setzte die Polizei mehrere Streifenwagen ein, um
Kraftfahrzeuge ohne NF-Kennzeichen zu kontrollieren.

Ausnahmen von dem Verbot gab es nur beim Vorliegen von zwingend
beruflichen sowie ehe-, sorge- und betreuungsrechtlichen Gründen
beziehungsweise wenn in den Wohnungen sehr dringende Erhaltungs- und
Sicherungsmaßnahmen vonnöten sind. Dazu gehören vollgelaufene Keller

und zersplitterte Fensterscheiben, jedoch keine Schönheitsreparaturen
oder allgemeine Gartenarbeiten, hieß es.

Schleswig-Holsteins setzt die am Sonntag in der Telefonkonferenz mit
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) beschlossenen Maßnahmen um. Der
Bund und die Länder hatten sich im Kampf gegen die Ausbreitung des
Virus auf eine umfassende Beschränkung sozialer Kontakte geeinigt.
Ansammlungen von mehr als zwei Personen werden grundsätzlich
verboten. In Schleswig-Holstein waren bereits seit Freitag
Zusammenkünfte von mehr als fünf Menschen nicht erlaubt.

Ferner wurde festgelegt, dass Handwerke und Dienstleistungen, bei
denen der Mindestabstand von 1,50 Meter nicht eingehalten werden
kann, ebenfalls untersagt werden. Dies gilt unter anderen für
Friseure, Kosmetikstudios, Massagepraxen oder Tattoo-Studios. Diese
müssen schließen.

Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) sah sich nach den Beratungen
mit Merkel und seinen Amtskollegen in seinem Kurs gegen die
Lungenerkrankung bestätigt. «Wir haben uns in weiten Teilen darauf
verständigt, dass das, was wir in Schleswig-Holstein an Regelungen
haben, jetzt Standard in ganz Deutschland wird», sagte er.

Im nördlichsten Bundesland sind Produktion von Lebensmitteln und
Versorgung mit Lebensmitteln vorerst gesichert. Das gilt auch für den
Absatz der landwirtschaftlichen Produkte, wie die
Landwirtschaftskammer mitteilte. Danach haben sich die
landwirtschaftlichen Märkte in Schleswig nach der ersten Unruhe «gut
auf die aktuelle Situation eingestellt. «Die Preise im
Lebensmitteleinzelhandel und für den Landwirt sind stabil geblieben,
da insgesamt genügend Ware da ist», sagte Kammersprecherin Daniela
Rixen.

Die Ärzte-Hotline 116117 war am Sonnabend zeitweise nicht zu
erreichen. Grund war der Hardware-Ausfall einer technischen
Komponente, wie ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung am
Montag der Deutschen Presse-Agentur sagte. Deswegen sei die
Leitstelle telefonisch für etwa viereinhalb Stunden nicht erreichbar
gewesen. «Das Problem wurde am Sonnabend behoben.»

In der Landesunterkunft für Flüchtlinge in Neumünster wurde ein
zweiter Fall von Covid-19 festgestellt. Auch dieser Infizierte zeige
einen milden Krankheitsverlauf, teilte ein Sprecher der
Landesunterkunft mit. Eine stationäre Behandlung sei derzeit nicht
notwendig. Die beiden Infizierten und eine dritte Person seien in
einem abgezäunten Isolationshaus untergebracht.

Ein Mitarbeiter des privaten Wachdienstes hatte bei der Begleitung
des zweiten Infizierten zum ärztlichen Dienst den gebotenen
Sicherheitsabstand zeitweise unterschritten. Er habe sich sofort in
seiner Wohnung selbst isoliert und stehe in Kontakt mit dem
Fachdienst Gesundheit der Stadt Neumünster.

Der Betrieb in der Landesunterkunft läuft nach Angaben des Sprechers
normal weiter. Man achte allerdings auf eine geringere Belegung und
sei dazu mit den Kreisen und kreisfreien Städte in Kontakt. Im
übrigen lasse seit der Abschottung der EU-Außengrenzen die Zahl der
neu eintreffenden Flüchtlinge nach.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland (Nordkirche)
richtet eine kostenlose Seelsorge-Hotline ein. Damit wolle man
besonders alten, kranken und sozial isolierten Menschen in der
Corona-Krise Ansprechpartner bieten, teilte die Nordkirche mit. Unter
der Nummer 0800 4540106 werden insgesamt 35 ausgebildete Seelsorger
täglich von 14 bis 18 Uhr erreichbar sein. Das Hilfsangebot parallel
zur klassischen bundesweiten Telefonseelsorge richte sich an jeden,
unabhängig von Glaube oder Religionszugehörigkeit, sagte
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.