US-Notenbank legt großes Krisenpaket auf

Erst satte Zinssenkungen, ein üppiges Anleihenkaufprogramm und
US-Dollar für das Weltfinanzsystem gegen die Corona-Krise. Damit aber
hat die Fed die Finanzmärkte zuletzt kaum beruhigen können. Jetzt
legen die Washingtoner Währungshüter nach.

Washington (dpa) - Die US-Notenbank Fed stemmt sich mit aller Macht
gegen die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise. Nach starken
Zinssenkungen und einem großen Anleihekaufprogramm kündigte sie am
Montag in Washington weitere Maßnahmen an. Die Finanzmärkte
reagierten nur zeitweise positiv auf die Ankündigung. Der Euro legte
jedoch spürbar zu, der US-Dollar geriet unter Druck.

Zum einen erklärt sich die Federal Reserve jetzt bereit, unbegrenzt
Staatsanleihen und bestimmte, mit Hypotheken besicherte Wertpapiere
zu kaufen, soweit dies für das ordnungsgemäße Funktionieren von
Finanzmärkten und Geldpolitik erforderlich sei. Bisher hatte die Fed
zugesichert, Staatsanleihen im Wert von einer halben Billion Dollar
und Hypothekenpapiere im Wert von 200 Milliarden Dollar zu erwerben.

Zum anderen legt die Fed mehrere Kreditprogramme auf, mit denen vor
allem die amerikanischen Unternehmen und Haushalte gestützt werden
sollen. Diese Programme haben einen Gesamtumfang von bis zu 300
Milliarden Dollar. Mit einem Programm soll der Kreditfluss an die
Kommunen aufrecht erhalten werden.

Außerdem steigt die Notenbank indirekt in den Kauf von
Unternehmensanleihen mit guter Bonität (Investment Grade) ein. Sie
will darüber hinaus entsprechende börsengehandelte Fonds (ETF) über
ein spezielles Vehikel erwerben. Der direkte Ankauf solcher Titel ist
ihr verboten.

Die Fed begründet ihr erneutes Eingreifen mit dem erheblichen
Schaden, der der amerikanischen Wirtschaft aufgrund der
Virus-Ausbreitung drohe. Deshalb erfordere es jetzt scharfe Maßnahmen
im öffentlichen wie im privaten Wirtschaftssektor. Damit sollen
Arbeitsplatz- und Einkommensverluste begrenzt und die rasche
konjunkturelle Erholung nach der Krise unterstützt werden.

Fachleute kommentierten die neuen Schritte zwar wohlwollend, wiesen
aber auch darauf hin, dass die Notenbank den wirtschaftlichen Schaden
durch die Virus-Krise nicht ungeschehen machen könne. «Die
staatlichen Hilfen und die Unterstützung der Notenbanken lindern zwar
den Schmerz, aber sie heilen die wirtschaftliche Wunde kurzfristig
nicht», kommentierte Thomas Gitzel, Chefökonom der Liechtensteiner VP
Bank.

Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner hält es für möglich, dass die

Fed nochmals nachlegen wird. Unter anderem denkt er daran, dass die
Fed den US-Kongress um eine Ausweitung ihres Mandats bitten könnte.
Beispielsweise könnte sie darum ersuchen, Staatsanleihen nicht nur am
freien Markt, sondern direkt vom Staat zu kaufen. In Frage käme auch
der direkte Ankauf von Aktien, was der Fed derzeit ebenfalls
untersagt ist.

Die neuen Krisenmaßnahmen folgen auf bereits erhebliche
Lockerungsschritte. Als Reaktion auf die Corona-Krise hatte die Fed
unter anderem ihren Leitzins auf fast null Prozent reduziert, hohe
Anleihekäufe angekündigt und das Weltfinanzsystem mit US-Dollar
versorgt. An den Finanzmärkten sorgten diese Maßnahmen jedoch kaum
für Beruhigung, sondern riefen sogar zusätzliche Verunsicherung
hervor.