Leben mit der Corona-Krise - Apps, Schmöker und Videoberatungen

Musik hören, Lesen, Sport treiben - Hauptsache daheim. Das ist für
viele Menschen in Deutschland die Devise. Das macht sich auch bei der
Bücher- und App-Nachfrage bemerkbar.

Berlin (dpa) -

FITNESS ZU HAUSE

Sportgruppen in Parks sind tabu, Fitnessstudios geschlossen. «Die
Branche war schon ab dem ersten Tag der Zwangsschließung aktiv und
versucht seinen Mitgliedern dennoch eine Leistung anzubieten
beispielsweise durch Online-Kurse, Ernährungspläne oder Gutscheine
für die Zeit nach der Schließung», sagt der Sprecher des Deutschen
Sportstudio-Verbandes, Alexander Wulf. Mit unterschiedlichen
Strategien versuchen auch Personal Trainer, das Beste aus der
Situation zu machen. Anbietern von Fitness-Apps für Zuhause beschert
das Coronavirus mehr Nachfrage.

INITIATIVE: VIDEOBERATUNG FÜR UNGEWOLLT SCHWANGERE

Wegen Einschränkungen in den Beratungsstellen, Praxen und
Krankenhäusern haben Frauenärzte und Verbände wie Pro Familia
Lockerungen für Schwangerschaftsabbrüche und Beratungsregelungen
gefordert. So sollten Video- oder telefonische Beratungen ermöglicht
werden. In Nordrhein-Westfalen, Hamburg und Bayern gebe es diese
Beratungsmöglichkeiten bereits. Andernfalls sollten Pflichtberatung
und Wartefrist ausgesetzt werden, lautet eine Forderung. Zudem solle
der medikamentöse Abbruch mit telemedizinischer Begleitung bis zum
Ende der neunten Schwangerschaftswoche zu Hause zugelassen werden,
entsprechend den Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

EIN NEUES «WE ARE THE WORLD»?

Der amerikanische Popsänger Lionel Richie denkt wegen der Coronakrise
darüber nach, seinen Hit «We are The World» wieder aufzulegen. Vor
zwei Wochen habe er es noch abgelehnt, etwas mit dem Song zu machen,
sagte der 70-Jährige im US-Magazin «People». Auch wenn sich die
Veröffentlichung zum 35. Mal jährt, sei es nicht die Zeit, Platten zu
verkaufen. «Doch die Message ist so klar», sagte Richie. Er habe
versucht, einen anderen Song zu schreiben - doch ihm kamen immer
wieder diese Worte in den Kopf. 1985 hatte der von Lionel Richie und
Michael Jackson geschriebene, von Quincy Jones produzierte Song mehr
als 50 Millionen Dollar für einen Afrika-Hilfsfonds eingebracht.

PASSENDE LEKTÜRE

Wer auf der Suche nach passendem Lesestoff ist, könnte aus aktuellem
Anlass einen Klassiker nachholen: «Die Pest» von Albert Camus. Thea
Dorn hatte das Buch im «Literarischen Quartett» empfohlen. Nur: «Die

Pest» ist ausverkauft. Weder im Laden noch online und nicht mal
antiquarisch ist das Buch erhältlich, weder gebunden noch als
Taschenbuch. Bei Amazon tauchte vergangene Woche vorübergehend ein
gebrauchtes Exemplar auf - für 1685,08 Euro. «Wir drucken gerade die
88. Auflage. Die Nachfrage ist ungebrochen, zwei weitere Nachauflagen
sind bestellt», berichtet der Rowohlt-Verlag, der die Werke des 1960
verstorbenen französischen Autor herausbringt.

JOURNALISMUS IN DER CORONA-KRISE

Eine bundesweite Ausgangssperre würde nach Ansicht von SWR-Intendant
Kai Gniffke die Arbeit der Medien erschweren. «Ich rechne aber damit,
dass wir auch dann weiterhin journalistisch arbeiten könnten», sagte
Gniffke der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Die Aufgabe der
Medien sei bei einer Ausgangssperre eher noch wichtiger, um Menschen
zu Hause zu informieren, zu beraten und zu unterhalten.

KERNER: MENSCHEN KÖNNEN UNTER ISOLATION LEIDEN

Der Fernsehmoderator Johannes B. Kerner hat in der ZDF-Sendung
«Maybrit Illner» über seine Corona-Quarantäne gesprochen. «Das is
t
etwas, was man irgendwann körperlich spürt. Die sozialen Kontakte
kann man nicht digitalisieren. Das ist etwas anderes», sagte der
55-Jährige am Sonntag über Videochat. Er sei zuhause alleine gewesen.
Er könne sich vorstellen, dass Menschen, die insgesamt nicht sehr
stabil seien, wirklich unter der Isolation leiden. «Da sollten wir
vorsichtig mit umgehen», appellierte Kerner.

SHAKESPEARE-SONETTE FÜR DIE GESUNDHEIT

Der britische Schauspieler Patrick Stewart («Star Trek: Picard») hat
seine Fans in sozialen Medien mit Gedichten von William Shakespeare
begeistert - und will ab sofort täglich ein Sonett des Lyrikers
vortragen. «Ich freue mich über die Resonanz», schrieb Sir Patrick
dazu. In seiner Kindheit in den 1940er Jahren habe seine Mutter ihm
Obst geschnitten und dazu gesagt: «An apple a day keeps the doctor
away» - «Ein Apfel am Tag hält den Arzt fern». In Zeiten der
Selbstisolation aufgrund der Corona-Pandemie schlug der 79-Jährige
nun vor: «Wie wäre es mit: «Ein Sonett am Tag hält den Arzt fern»