Landgericht Göttingen verhandelt wegen Doppelmord

Im September 2019 tötet ein Mann zwei Frauen auf der Straße. Seither

sitzt er in Untersuchungshaft und schweigt zu den Tatvorwürfen. Nun
muss der Prozess beginnen - aus einem Grund.

Göttingen (dpa/lni) - Trotz vieler Einschränkungen des öffentlichen
Lebens wegen der Corona-Krise soll in Göttingen ab Mittwoch der
Prozess um ein spektakuläres Verbrechen beginnen. Ein 52 Jahre alter
Mann muss sich wegen eines Doppelmordes vor der Schwurgerichtskammer
verantworten. Er soll am 26. September vergangenen Jahres im
Göttinger Stadtteil Grone seine 44 Jahre alte frühere Lebensgefährtin

auf der Straße umgebracht und anschließend deren 57-jährige
Arbeitskollegin getötet haben. (Az.: 6 Ks 1/20)

Der Mann war wenige Tage nach dem Verbrechen festgenommen worden. Er
sitzt seither in Untersuchungshaft. Die Strafprozessordnung sieht
vor, dass ein Strafprozess in aller Regel ein halbes Jahr nach Beginn
der Untersuchungshaft beginnen muss.

Während weniger eilbedürftige Prozesse wegen der Corona-Pandemie
verschoben werden, solle der Mordprozess nach derzeitiger Planung
wegen des drohenden Fristablaufs am Mittwoch beginnen, sagte ein
Gerichtssprecher. Allerdings solle die Zahl der im Verhandlungssaal
anwesenden Personen auf ein Mindestmaß beschränkt werden, so dass der
von Medizinern empfohlene Mindestabstand gewährleistet sei.

Laut Anklage hatte der 52-Jährige seine Ex-Lebensgefährtin zunächst
am Tattag mit einer brennbaren Flüssigkeit bespritzt und sie
anschließend in Brand gesetzt. Als die Frau flüchtete, soll er ihr
hinterhergerannt sein und mit einem Messer wiederholt auf sie
eingestochen haben. Dabei wurde die 44-Jährige mehrfach ins Herz
getroffen. Anschließend soll der Täter einem zur Hilfe eilenden Mann
einen Feuerlöscher entrissen und diesen auf den Kopf der 44-jährigen
geworfen haben. Die Frau starb noch vor Ort.

Auch auf eine zu Hilfe kommende Kollegin des ersten Opfers soll der
52-Jährige in Tötungsabsicht wiederholt eingestochen haben. Die
57-Jährige wurde ebenfalls ins Herz getroffen. Sie starb später im
Krankenhaus. Zwei weiteren Helfern soll der Angeschuldigte in den
Oberarm und in die Hand gestochen haben.

Dem 44-Jährigen gelang zunächst die Flucht. Er wurde aber einen Tag
später in Göttingen von Polizisten gestellt und überwältigt. Er sit
zt
seither in Untersuchungshaft. Der Mann hatte nach der Festnahme
geschwiegen. Die Polizei sah ein mögliches Motiv für die Tat darin,
dass der 52-Jährige von der 44-Järigen wiederholt abgewiesen worden
sei. Ein Termin für den Prozess steht noch nicht fest.