Kampf gegen Corona: Weitere Einschränkungen im Norden

Die Maßnahmen in der Corona-Krise werden weiter verschärft. Hamburg
und Schleswig-Holstein setzen die mit dem Bund und den anderen
Ländern beschlossenen Vorgaben zügig um. Das soziale Leben der
Menschen wird weiter beeinträchtigt.

Kiel/Hamburg (dpa/lno) - Auf die Bevölkerung im Norden kommen weitere
Einschränkungen im Kampf gegen die Corona-Pandemie zu. Hamburgs
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Schleswig-Holsteins
Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) setzen die in der
Telefonkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU)
beschlossenen Maßnahmen umgehend um. In Hamburg sind sie bereits in
Kraft.

Der Bund und die Länder hatten sich im Kampf gegen die Ausbreitung
des Coronavirus auf eine umfassende Beschränkung sozialer Kontakte
geeinigt. Ansammlungen von mehr als zwei Personen werden
grundsätzlich verboten. Ferner wurde festgelegt, dass Handwerke und
Dienstleistungen, bei denen der Mindestabstand von 1,50 Meter nicht
eingehalten werden kann, ebenfalls untersagt werden. Dies gilt unter
anderen für Friseure, Kosmetikstudios, Massagepraxen oder
Tattoo-Studios. Diese müssen schließen.

Ministerpräsident Günther sah sich nach den Beratungen mit Merkel und
seinen Amtskolleginnen und -kollegen in seinem Kurs gegen den
Coronavirus bestätigt. «Wir haben uns in weiten Teilen darauf
verständigt, dass das, was wir in Schleswig-Holstein an Regelungen
haben, jetzt Standard in ganz Deutschland wird», sagte er.

Auch Tschentscher begrüßte die Linie. «Wir haben die Vorgaben dazu
noch einmal verschärft und auf eine einheitliche Linie in ganz
Deutschland gebracht», sagte er. 

In Schleswig-Holstein waren bereits seit Freitag Zusammenkünfte von
mehr als fünf Menschen nicht erlaubt. In Hamburg durften nicht mehr
als sechs Personen zusammenkommen. Am ersten Wochenende im Frühling
hielt sich der überwiegende Teil der Bürgerinnen und Bürger im Nord
en
an die gemachten Vorgaben. Insgesamt meldete die Polizei eine ruhige
Lage.

Ungeachtet aller Maßnahmen steigt die Zahl der bestätigten
Corona-Infektionen weiter. Besonders dramatisch ist der Anstieg
in Hamburg. Am Sonntag wurden in der Hansestadt Hamburg 119 weitere
Fälle von Erkrankungen mit Covid-19 bestätigt. Damit sei die Zahl der

in Hamburg gemeldeten Fälle auf nunmehr insgesamt 887 angestiegen,
teilte der Senat mit.

Bereits am Vortag hatten die Behörden mehr als 100 neue Fälle
gemeldet, so dass sich über das Wochenende ein Zuwachs von 223 neuen
Infektionen ergibt. Die gemessene Ausbreitung des Coronavirus hat
sich damit in Hamburg beschleunigt. Dazu kommt eine Dunkelziffer, die
von Fachleuten unterschiedlich eingeschätzt wird und um das fünf- bis
zehnfache über den gemeldeten Werten liegen könnte. 

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Kiel vom Sonntag wurden
bis einschließlich Samstag 436 Fälle im nördlichsten Bundesland
gemeldet. Am Samstag hatte das Ministerium die Zahl der
Sars-CoV-2-Fälle bis einschließlich Freitag mit 383 angegeben.

Hamburgs Bürgermeister Tschentscher glaubt, dass der Kampf gegen den
Virus noch zwei Jahre dauern kann. «Ich halte die Einschätzungen der
Experten für realistisch, was den Gesamtverlauf der Epidemie angeht»,
sagte der ehemalige Laborarzt am UKE in Hamburg der Tageszeitung «Die
Welt» (Montag). «Das heißt aber nicht, dass alle Maßnahmen über

diesen gesamten Zeitraum andauern müssen. Wir halten sie nur so lange
aufrecht, wie es nötig ist.»