Rückholung von Europäern beschäftigt EU-Außenminister

Libyen, Syrien, Türkei - die Außenminister der EU können sich wegen
der Virus-Pandemie nicht persönlich treffen, doch die Probleme
drängen weiter. Sie beraten auch über die Lage Tausender Urlauber in
aller Welt. Die Zeit drängt, denn das Virus breitet sich weiter aus.

Brüssel (dpa) - Über die Rückholung von Europäern aus Drittländer
n
angesichts der Coronavirus-Epidemie beraten die Außenminister der 27
EU-Staaten an diesem Montag (1100) in einer Videokonferenz. Wegen der
fortschreitenden Ausbreitung des Virus können die Minister nicht wie
gewohnt nach Brüssel reisen. Die EU unterstützt die Rückkehr von
EU-Bürgern, die in fernen Ländern festsitzen, weil Flüge im Zuge der

Viruskrise abgesagt wurden. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell
will diese Aktion in den Mittelpunkt der Konferenz stellen.

Außenminister Heiko Maas hatte zuvor auf Schwierigkeiten bei der
Hilfe für deutsche Urlauber im Ausland hingewiesen. «Oft stehen wir
dabei vor großen Herausforderungen, damit die Menschen überhaupt die
Flughäfen erreichen können», sagte der SPD-Politiker den Zeitungen
der Funke Mediengruppe. In vielen Ländern sei zum Beispiel der
inländische Flugverkehr zum Erliegen gekommen. Seit Beginn der Woche
seien über 100 000 Deutsche nach Hause zurückgekehrt. Viele weitere
hätten sich registriert und warteten auf Flugmöglichkeiten.

Neben der Rückholaktion stehen die geopolitischen Auswirkungen der
Corona-Krise auf dem Programm der Außenminister. Weitere Themen
dürften die nach wie vor kritische Situation in Syrien und die
angespannte Lage an der EU-Außengrenze zur Türkei sein. Borrell will
die Außenminister zudem über die Fortschritte zur Einsetzung der
neuen Mission «Irene» informieren. Sie soll das Waffenembargo gegen
Libyen auf dem Mittelmeer und aus der Luft überwachen und die
bisherige Marinemission «Sophia» ablösen.

Nach Auffassung Russlands braucht die EU für die Mission ein neues
Mandat der Vereinten Nationen. Russland erwarte, über eine neue
Operation im Mittelmeer «rechtzeitig unterrichtet zu werden», sagte
der russische EU-Botschafter Wladimir Tschischow der Zeitung «Welt»
(Montag). «Gleichzeitig kann diese neue EU-Operation im Mittelmeer
nur starten, wenn der UN-Sicherheitsrat zuvor seine Zustimmung
erteilt hat.» Russland hat im Sicherheitsrat ein Vetorecht.

Unterdessen gerieten auch die USA immer stärker in den Sog der
Coronavirus-Krise. Um die Ausbreitung des Covid-10-Erregers zu
verlangsamen, verhängten die US-Bundesstaaten Ohio und Louisiana
weitgehende Ausgangssperren. Damit sind nun rund 100 Millionen
Amerikaner in fünf Bundesstaaten von Ausgangsbeschränkungen
betroffen. «Wir befinden uns im Krieg», erklärte der Gouverneur von
Ohio, Mike DeWine, über Twitter. Bis Sonntag wurden in den USA mehr
als 32 000 Infizierte registriert, die Zahl der Coronavirus-Toten
stieg auf über 300.

In Europa waren Italien und Spanien weiter die mit Abstand am
schwersten von der Pandemie getroffenen Länder. In Italien stieg die
Zahl der Coronavirus-Toten ist um 651 auf 5476 - damit war der
Anstieg nicht mehr ganz so rasant wie noch am Vortag. Am Samstag
hatte der Zivilschutz die bisher größte Zahl von 793 Toten an nur
einem Tag vermeldet. Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez
kündigte angesichts der sich schnell zuspitzenden Lage vor allem in
Madrid eine Verlängerung der strengen Ausgangssperre bis zum 11.
April an.