Fast 330 000 Corona-Fälle weltweit - Italien: 651 Tote an einem Tag

Das Coronavirus grassiert - trotz aller Abschottungsmaßnahmen und
Ausgangssperren. Besonders dramatisch ist die Lage in Italien. In
Großbritannien weisen erste Kliniken Patienten ab.

Rom/London (dpa) - Trotz des weltweiten Kampfes gegen die neuartige
Lungenkrankheit Covid-19 haben sich nach Angaben von US-Experten fast
330 000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Knapp 14 400
Covid-19-Tote seien bisher gezählt worden, berichteten die
Wissenschaftler der US-Universität Johns Hopkins am Sonntag weiter.
Die wichtigsten Aspekte zur Corona-Pandemie in der internationalen
Politik vom Wochenende im Überblick:

ITALIEN: 651 an einem Tag, so lautet die erneut bittere Bilanz am
Sonntag in Italien. Damit stieg die Zahl der Toten auf insgesamt
5476. Allerdings war der Anstieg nicht so rasant wie am Vortag, als
der Zivilschutz binnen 24 Stunden 783 Tote vermeldet hatte. Die
Italiener müssen verzweifelt zusehen, wie alle noch so drastischen
Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung des Virus keine Erfolge
bringen. Ministerpräsident Giuseppe Conte spricht von der schwersten
Krise für das Land seit dem Zweiten Weltkrieg. Angesichts immer neuer
Rekordwerte bei den Toten und Infizierten geht Italien einen
weiteren, extremen Schritt: Bis zum 3. April sollen in der
drittgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone alle Firmen und Fabriken
dichtbleiben, die nicht essenziell wichtig für das tägliche Leben
sind. Bis Sonntag wurden insgesamt 59 138 Infizierte erfasst. Das
sind rund 550 mehr als am Vortag. Aber auch hier war die Steigerung
geringer als am Samstag.

RUSSLAND: Wegen der dramatischen Lage in Italien während der
Corona-Pandemie schickt Russland medizinische und personelle Hilfe in
das Land. Russland selbst hat bisher nach offiziellen Angaben
vergleichsweise wenige Coronavirus-Fälle - mit Stand Sonntag waren es
landesweit knapp 370, davon fast 200 in Moskau.

SPANIEN: Zur Eindämmung der Corona-Krise will die spanische Regierung
nach Medienberichten den Notstand und die Ausgangssperre im ganzen
Land um zwei Wochen bis zum 12. April verlängern. Das habe
Ministerpräsident Pedro Sánchez den Regionalpräsidenten am Sonntag
bei einer Videokonferenz mitgeteilt, berichteten mehrere Medien unter
Berufung auf Regierungskreise. Eine Verlängerung des sogenannten
Alarmzustandes, der dritthöchsten Notstandsstufe, muss aber vom
Parlament gebilligt werden. Nach Italien ist Spanien das von der
Krise am schwersten betroffene Land Europas. Die Zahl der Fälle
steigt rasant: Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden bis
Sonntagmittag mehr als 28 600 Infizierte und 1756 Tote registriert.

GROSSBRITANNIEN: Erste Kliniken weisen Patienten ab,
Krankenschwestern schützen sich mit Müllbeuteln: In Großbritannien
spitzt sich die Coronavirus-Krise zu. «Wir wissen, was auf uns
zukommt - und wir wissen, dass das gewaltig sein wird», zitierte der
Fernsehsender Sky News am Wochenende einen Mediziner eines Londoner
Krankenhauses, der anonym bleiben wollte. Ärzte haben britischen
Medienberichten schon die offizielle Anweisung bekommen, nach
Überlebenschancen der Patienten abzuwägen, wer Hilfe erhält. Bis zu
1,5 Millionen Briten mit Vorerkrankungen sollen sich wegen der
Pandemie zu Hause in eine dreimonatige Isolation begeben. Den
Statistiken zufolge haben sich bis Sonntagmorgen 5683 Patienten
infiziert und 281 sind gestorben. Besonders betroffen ist London.

USA: In den Vereinigten Staaten schnellte die Zahl der mit dem
Coronavirus Infizierten binnen einer Woche um mehr als das Zehnfache
auf mehr als 32 000 Fälle in die Höhe. Bald ein Drittel der
US-Bevölkerung, rund 100 Millionen von 330 Millionen Einwohnern, sind
inzwischen von mehr oder weniger harschen Ausgangssperren betroffen.
Solche Einschränkungen gab es in Kalifornien, Illinois, New York, New
Jersey, Connecticut, Ohio und Louisana. Gegen einen drohenden
wirtschaftlichen Absturz wegen der Krise werden in vielen Ländern
teils riesige Hilfsprogramme geschnürt. In den USA verhandelten die
Republikaner von Präsident Donald Trump mit den oppositionellen
Demokraten über ein massives Coronavirus-Konjunkturpaket. Parlament
und Regierung wollen voraussichtlich mehr als eine Billion Dollar
(900 Milliarden Euro) in die Wirtschaft pumpen. Das Volumen des
Konjunkturpakets könnte Berichten zufolge sogar zwei Billionen Dollar
erreichen.