Soziale Kontakte werden stark beschränkt - Patientenzahl steigt

Händeschütteln ist schon länger tabu, doch nun sollen 
Rheinland-Pfälzer direkte Begegnungen möglichst ganz vermeiden.

Die Zahl der Corona-Patienten steigt unterdessen weiter.

Mainz (dpa/lrs) - Das Land Rheinland-Pfalz schränkt das öffentliche
Leben in bisher nicht gekanntem Maße ein: Direkte zwischenmenschliche
Kontakte sollen auf ein absolutes Mindestmaß reduziert werden. Von
kommendem Dienstag (0.00 Uhr) an werden daher Versammlungen von mehr
als zwei Menschen im öffentlichen wie im privaten Bereich verboten,
wie Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Sonntag ankündigte.

Ausgenommen sind Familien oder im Haushalt lebende Personen.

Die bisher schon geltenden Beschränkungen werden damit noch einmal
verschärft - seit Samstag müssen Restaurants und Gaststätten
geschlossen bleiben, Versammlungen von mehr als fünf Personen waren
verboten.

Dies ist von den Menschen in Land am Wochenende auch weitgehend
befolgt worden. Die Polizeipräsidien registrierten kaum Verstöße. Die

Menschen hätten sich überwiegend an die Vorgaben der Behörden
gehalten, hieß es.

Die Zahl der registrierten Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2
stieg in Rheinland-Pfalz innerhalb von 24 Stunden um 87 auf 1149 an.
Allerdings schwächte sich der Anstieg der Neu-Infektionen damit ab.
In der vergangenen Woche war diese Zahl von Tag zu Tag jeweils
dreistellig gestiegen, zuletzt war am vergangenen Montag (16.3) ein
zweistelliger Zuwachs im Vergleich zum Vortag erfasst worden. Ob sich
daraus tatsächlich eine Besserung der Situation ablesen lässt, muss
aber abgewartet werden.

Die höchsten Fallzahlen wurden bislang aus dem Landkreis
Mayen-Koblenz gemeldet, wo sich bis zum Sonntagvormittag (Stand:
10.00 Uhr) 136 Personen infiziert hatten. Von den Städten war Mainz
mit 81 Erkrankten am häufigsten betroffen.

Nach Angaben des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Soziales,
Arbeit, Gesundheit und Demografie gab es bis zu diesem Zeitpunkt aber
keine weiteren Todesfälle. Zuvor waren in Rheinland-Pfalz zwei
Menschen an den Folgen des Coronavirus gestorben.

AUSWEITUNG DER BESCHRÄNKUNGEN: Von Dienstag an sollen die
Rheinland-Pfälzer direkte zwischenmenschliche Kontakte so weit es
geht vermeiden. Dann sind Ansammlungen von mehr als zwei Personen
grundsätzlich verboten, ausgenommen davon sind Familien sowie in
einem Haushalt lebende Personen. Der Weg zur Arbeit, Arztbesuche,
Einkäufe oder andere notwendige Erledigungen werden erlaubt bleiben,
auch Spaziergänge oder Joggen, nur eben nicht in Gruppen. Auch der
öffentliche Nahverkehr ist weiter unterwegs. In der Öffentlichkeit
muss aber zu Personen außerhalb des eigenen Haushalts möglichst
ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten werden. Polizei und
Ordnungsbehörden werden das überwachen.

KONTROLLEN: Die Polizeidienststellen des Landes sind mit fast 500
Kräften der Bereitschaftspolizei und der Hochschule der Polizei
verstärkt worden, um die konsequente Umsetzung der
Corona-Bekämpfungsverordnung mit umfassenden Kontrollen zu
unterstützen.

In der Nacht zum Samstag blieb es in den Innenstädten weitgehend
ruhig. Aus der Landeshauptstadt Mainz meldete die Polizei nur zwei
Ruhestörungen wegen Feierns im Freien und vier Auflösungen von
Kleingruppen unter zehn Personen. In Ludwigshafen wurden vier junge
Männer von der Polizei an einer Autowaschanlage beim derzeit
untersagten Säubern ihrer Fahrzeuge erwischt. Das Quartett muss mit
einer Anzeige wegen einer Ordnungswidrigkeit rechnen.

NACHBARSCHAFTSHILFE: Wie Baden-Württemberg und das Saarland will auch
Rheinland-Pfalz schwerkranke Coronavirus-Patienten aus Frankreich
behandeln. Die Krankenhäuser in der Grenzregion werden nach ihren
Möglichkeiten französische Intensivpatienten übernehmen, teilte das
rheinland-pfälzische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und
Demografie am Sonntag via Twitter mit. Vor allem im Elsass und der
gesamten Region Grand Est ist die Zahl der Corona-Infektionen
dramatisch gestiegen.

HANDWERK: Der Landesverband für die Kleinst- und Kleinunternehmen
erwartet eine schnelle und unkomplizierte Unterstützung in Form von
Zuschüssen. Ferner solle das Kurzarbeitergeld bei Geringverdienern,
zu denen vor allem die Teilzeitkräfte in den Friseursalons zählten,
angehoben werden.