Freistaat Sachsen verfügt landesweite Ausgangsbeschränkung

Die Menschen in Sachsen sind am Wochenende deutlich sichtbar auf
Abstand gegangen. Aus Sicht des Corona-Krisenstabes reicht das aber
noch nicht. Von Montag an gilt landesweit eine Ausgangsbeschränkung.

Dresden (dpa) - Das Land Sachsen verschärft seine Maßnahmen zur
Eindämmung der Corona-Pandemie weiter. Von Montag null Uhr an gilt
für den gesamten Freistaat eine Ausgangsbeschränkung. Danach ist das
Verlassen von Wohnung oder Haus ohne triftigen Grund untersagt, wie
Innenminister Roland Wöller (CDU) am Sonntag in Dresden sagte. Die
bisherige Allgemeinverfügung habe nicht ausreichend dazu geführt,
dass Menschen darauf verzichteten, sich in Gruppen zu versammeln.
Auch wenn es am Wochenende schon besser geklappt habe, würden die
Regeln nun verschärft. Die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus
steigt in Sachsen weiter deutlich an.

REGELUNG: Die neuen Vorschriften werden in einer weiteren
Allgemeinverfügung geregelt. «Uns ist bewusst, dass das sehr
einschneidende Maßnahmen sind, aber es sind notwendige Maßnahmen»,
sagte Wöller. Sie gelten zunächst für zwei Wochen. Polizei und
Ordnungsämter würden die Einhaltung kontrollieren. «Verstöße gege
n
diese Verfügung sind Straftaten. Und Straftaten werden auch
verfolgt», sagte der Innenminister.

AUSNAHMEN: Auch nach der Verschärfung bleiben viele Dinge weiterhin
möglich. Dazu zählen die Wege zur Arbeit, zum Einkaufen und zum Arzt.
Auch Sport und Bewegung an der frischen Luft sowie der Besuch des
eigenen Kleingartens bleiben erlaubt. Das dürfe man allerdings
grundsätzlich nur noch allein oder mit dem Partner machen. Auch
Familienmitglieder dürften sich noch im Garten aufhalten. «Aber bitte
keine Gruppenbildung größer als fünf Personen», sagte Wöller.

LADENÖFFNUNGEN: Supermärkte bleiben weiterhin geöffnet, sagte der
Innenminister. Das gleiche gelte für Getränkemärkte,
Tierbedarfsläden, Banken, Sparkassen, Poststellen, Reinigungen und
Waschsalons, Tankstellen und Zeitungsverkäufe.

INFEKTIONEN: «Die aktuelle Situation in Sachsen hat sich weiter
verschärft», sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD). Stand
Sonntag waren 731 Menschen positiv getestet worden, 81 mehr als am
Vortag. Innerhalb einer Woche hat sich damit die Zahl der Infektionen
mehr als versiebenfacht. Am vorigen Sonntag hatte das Ministerium
noch 99 bestätigte Fälle gemeldet. Ein Corona-Patient aus dem
Landkreis Bautzen ist gestorben.

TESTKAPAZITÄTEN: In Sachsen sind nach Angaben von Köpping pro Tag
1500 Coronavirus-Tests möglich. Diese Kapazitäten seien derzeit auch

voll ausgelastet. «Wir werden die Testkapazitäten weiter ausbauen,
sie verdoppeln, wenn nicht gar verdreifachen», sagte Köpping.
Besorgte Menschen ohne Symptome sollten nicht von sich aus zu den
Testambulanzen kommen.

SCHUTZKLEIDUNG: «Die Situation mit Schutzkleidung bleibt angespannt»,

sagte Köpping. Sie rief Firmen mit entsprechendem Knowhow auf, das
Land bei der Anfertigung zu unterstützen. Die Stadt Leipzig startete
am Sonntag einen ähnlichen Aufruf. In nächster Zeit würden bundesweit

Zehntausende von Schutzanzügen benötigt, sagte Leipzigs
Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) am Sonntag. Die Stadt plane,
einen oder mehrere Aufträge zu vergeben. Interessenten sollten sich
jetzt melden. «Wer es leisten kann, uns zu helfen, für den ist das
eine vernünftige Geschäftsgrundlage», sagte Jung.

HOFFNUNGSZEICHEN: Im Erzgebirge leuchten als Zeichen der Hoffnung
wieder die Schwibbögen. Am Wochenende kursierten über die sozialen
Netzwerke und Messenger Aufrufe, die traditionelle Weihnachtsdeko
wieder in die Fenster zustellen. «Es ist Zeit, Zuversicht an den
Nachbarn, in die Region, Deutschland und die Welt zu senden», hieß
es. Zahlreiche Nutzer - auch aus anderen Regionen - posteten Bilder,
die zeigen, dass sie dem Aufruf gefolgt sind.