Über 300 000 Corona-Fälle weltweit - Italien: 800 Tote an einem Tag

Das Coronavirus grassiert - trotz aller Abschottungsmaßnahmen und
Ausgangssperren. Besonders dramatisch ist die Lage in Italien. In
Großbritannien weisen erste Kliniken Patienten ab.

Rom/London (dpa) - Trotz des weltweiten Kampfes gegen die neuartige
Lungenkrankheit Covid-19 haben sich nach Angaben von US-Experten weit
mehr als 300 000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Mehr als
13 000 Covid-19-Tote seien bisher gezählt worden, berichteten die
Wissenschaftler der US-Universität Johns Hopkins am Sonntag weiter.
Die wichtigsten Aspekte zur Corona-Pandemie in der internationalen
Politik vom Wochenende im Überblick:

ITALIEN: Fast 800 Tote an einem einzigen Tag. So viele wie seit dem
Ausbruch der Corona-Krise nicht. Die Italiener müssen verzweifelt
zusehen, wie alle noch so drastischen Maßnahmen gegen eine weitere
Ausbreitung des Virus keine Erfolge bringen. Ministerpräsident
Giuseppe Conte spricht von der schwersten Krise für das Land seit dem
Zweiten Weltkrieg. Angesichts immer neuer Rekordwerte bei den Toten
und Infizierten geht Italien einen weiteren, extremen Schritt: Bis
zum 3. April sollen in der drittgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone
alle Firmen und Fabriken dichtbleiben, die nicht essenziell wichtig
für das tägliche Leben sind. Bis Samstag waren in Italien offiziell
53 578 Menschen infiziert und 4825 gestorben.

RUSSLAND: Wegen der dramatischen Lage in Italien während der
Corona-Pandemie schickt Russland medizinische und personelle Hilfe in
das Land. Russland selbst hat bisher nach offiziellen Angaben
vergleichsweise wenige Coronavirus-Fälle - mit Stand Sonntag waren es
landesweit knapp 370, davon fast 200 in Moskau.

SPANIEN: Zur Eindämmung der Corona-Krise will die spanische Regierung
nach Medienberichten den Notstand und die Ausgangssperre im ganzen
Land um zwei Wochen bis zum 12. April verlängern. Das habe
Ministerpräsident Pedro Sánchez den Regionalpräsidenten am Sonntag
bei einer Videokonferenz mitgeteilt, berichteten mehrere Medien unter
Berufung auf Regierungskreise. Eine Verlängerung des sogenannten
Alarmzustandes, der dritthöchsten Notstandsstufe, muss aber vom
Parlament gebilligt werden. Nach Italien ist Spanien das von der
Krise am schwersten betroffene Land Europas. Die Zahl der Fälle
steigt rasant: Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden bis
Sonntagmittag mehr als 28 500 Infizierte und 1720 Tote registriert.

GROSSBRITANNIEN: Erste Kliniken weisen Patienten ab,
Krankenschwestern schützen sich mit Müllbeuteln: In Großbritannien
spitzt sich die Coronavirus-Krise zu. «Wir wissen, was auf uns
zukommt - und wir wissen, dass das gewaltig sein wird», zitierte der
Fernsehsender Sky News am Wochenende einen Mediziner eines Londoner
Krankenhauses, der anonym bleiben wollte. Ärzte haben britischen
Medienberichten schon die offizielle Anweisung bekommen, nach
Überlebenschancen der Patienten abzuwägen, wer Hilfe erhält. Bis zu
1,5 Millionen Briten mit Vorerkrankungen sollen sich wegen der
Pandemie zu Hause in eine dreimonatige Isolation begeben. Den
Statistiken zufolge haben sich bis Sonntagmorgen 5683 Patienten
infiziert und 281 sind gestorben. Besonders betroffen ist London.

USA: In den Vereinigten Staaten schnellte die Zahl der mit dem
Coronavirus Infizierten binnen einer Woche um mehr als das Zehnfache
auf mehr als 24 000 Fälle in die Höhe. Fast ein Viertel der
US-Bevölkerung, 80 Millionen von 330 Millionen Einwohnern, sind
inzwischen von mehr oder weniger harschen Ausgangssperren betroffen.
Solche Einschränkungen gab es in Kalifornien, Illinois, New York, New
Jersey und Connecticut. Gegen einen drohenden wirtschaftlichen
Absturz wegen der Krise werden in vielen Ländern teils riesige
Hilfsprogramme geschnürt. In den USA verhandelten die Republikaner
von Präsident Donald Trump mit den oppositionellen Demokraten über
ein massives Coronavirus-Konjunkturpaket. Parlament und Regierung
wollen voraussichtlich mehr als eine Billion Dollar (900 Milliarden
Euro) in die Wirtschaft pumpen. Das Volumen des Konjunkturpakets
könnte Berichten zufolge sogar zwei Billionen Dollar erreichen.