Leben mit der Corona-Krise - Spuckschutz, Vibratoren und Ponys

Berlin (dpa) - Der Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie prägt die
Gesellschaft und den Alltag. Gegen die häusliche Isolation kann es
auch helfen, wenn ein Pony durchs Fenster schaut.

SPUCKSCHUTZ IM SUPERMARKT

Mit Mundschutz schiebt ein Mann seinen Einkaufswagen durch die
Regalgänge. Schilder in Geschäften appellieren an Menschen, Abstand
zu halten oder erstmal zu klingeln. Das sind im Handel wegen der
Coronavirus-Krise inzwischen übliche Szenen. Um die Ausbreitung des
Virus Sars-CoV-2 einzudämmen, ergreifen auch die Supermärkte in
Deutschland allerhand Maßnahmen: Abstandsmarkierungen am Boden,
«Spuckschutz» an den Kassen, mehr bargeldloses Bezahlen sowie
Desinfektionsmittel und Handschuhe für Mitarbeiter.

AUF WOCHENMÄRKTEN IST MEHR LOS

In Zeiten der Coronavirus-Krise gehen laut der Deutschen Marktgilde
mehr Menschen auf Wochenmärkte. Es habe in den letzten Tagen
verstärkt Meldungen gegeben, dass das Interesse gestiegen sei. Ein
möglicher Grund: Der Wochenmarkt sei eine Einkaufsmöglichkeit unter
freiem Himmel und daher mit weniger Ansteckungs- und
Verbreitungsgefahr verbunden. Die Menschen verteilen sich dort mehr
als beispielsweise in einem Supermarkt.

ZEITVERTREIB MIT SEXSPIELZEUG

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie verbringen viele Menschen mehr
Zeit zu Hause. Steigende Verkaufszahlen bei vielen Erotik-Onlineshops
lassen Vermutungen darüber zu, womit sich der eine oder die andere
die freie Zeit vertreibt. Sexspielzeuge etwa verkaufen sich derzeit
besonders gut. Die Bestellzahlen bei dem Online-Erotikshop «Eis.de»
haben sich parallel zum Auftauchen des Coronavirus verdoppelt.
Besonders beliebt seien aktuell Druckwellen-Vibratoren, teilte die
Firma mit. Auch im Onlineshop von Orion ist mehr los, sagt eine
Sprecherin. Verkaufs-Hits seien ein Vibrationskissen zur Stimulation
von Anus und Vulva und ein per Fernbedienung steuerbarer
Paarvibrator.

MUSIKKULTUR SOLL ZUKUNFT HABEN

Spielstätten, Kulturbetriebe und Freizeiteinrichtungen, die wegen der
Coronakrise schließen mussten, müssen bis auf Weiteres keine
Tantiemen für Musik bezahlen. «Kein Lizenznehmer soll für den
Zeitraum der Schließung mit Gema-Gebühren belastet werden», teilte
die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische
Vervielfältigungsrechte (Gema) auf ihrer Website mit. «In Vertretung
unserer rund 78 000 Mitglieder wollen wir gemeinsam alles dafür tun,
dass unsere Musikkultur eine Zukunft hat.»

TANZEN VOR DEM FERNSEHER

Die vierte Folge der RTL-Promitanz-Show «Let's Dance» am Freitagabend
war wegen der Sicherheitsvorkehrungen eine visuell eher reduzierte
Ausgabe. Dafür gab die Jury alles: Urgestein Joachim Llambi,
Profi-Tänzerin Motsi Mabuse und Choreograf Jorge González performten
einen kurzen Tanz zu Beginn der Sendung und forderten die Zuschauer
explizit zum Mitmachen auf. Das Hände-Drehen und Oberkörper-Schütteln

sollten die Zuhause-Tänzer auf Instagram stellen.

KAMPAGNEN FÜRS ZUHAUSEBLEIBEN

Mit einer Plakataktion wollen Zeitungsverlage in Deutschland dazu
aufrufen, in der Corona-Krise zu Hause zu bleiben. In den nächsten
Tagen können sich Verlage mit Anzeigen unter dem Motto «Wir bleiben
zu Hause. Und wir danken allen, die den Laden am Laufen halten» an
die Leser wenden. Diese können die Anzeigenplakate dann an einem
Fenster nach außen sichtbar anbringen, wie der Bundesverband
Digitalpublisher und Zeitungsverleger mitteilte. Andere Medien haben
sich ähnliche Aktionen überlegt. Die private Sendergruppe
ProSiebenSat.1 in Unterföhring etwa schickt in einer
«miteinander.füreinander-Kampagne» Botschaften über alle Plattforme
n
wie TV und Social Media, damit Menschen mehr Abstand zueinander
halten und zu Hause bleiben.

SCHWIBBÖGEN LEUCHTEN

Paris lässt in der Corona-Krise den Eiffelturm leuchten, die Sachsen
setzen auf ihre traditionellen Schwibbögen. Im Erzgebirge kursieren
seit dem Wochenende über Facebook Aufrufe, die Holzbögen in die
Fenster zu stellen. «Es ist Zeit, Zuversicht an den Nachbarn, in die
Region, Deutschland und die Welt zu senden», heißt es in einem
tausendfach geteilten Aufruf. Von 21.00 bis 23.00 Uhr sollten die
Lichter leuchten. Die Schwibbögen gehören zur erzgebirgischen
Volkskunst, sind aber in ganz Sachsen und darüber hinaus verbreitet.
Sie sind eine beliebte Weihnachtsdekoration.

TAGESSCHAU GEFRAGT WIE SELTEN

Die Coronavirus-Krise lässt die Nutzung des «Tagesschau»-Angebots bei

der Videoplattform Youtube hochschnellen. Allein Anfang März wurden
die Inhalte 32 Millionen Mal abgerufen, wie aus einer aktuellen
Auswertung hervorgeht. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 87
Millionen Abrufe gewesen. Im März kamen 95 000 Abonnenten dazu - rund
halb so viele wie 2019.

PONYS ALS THERAPIE

Ponys sollen in London während der Corona-Pandemie Menschen in
Isolation aufheitern. Die Tiere würden auf Anfrage an die Fenster der
betroffenen Menschen gebracht, sagte Stallmeisterin Natalie O'Rourke
von den Park Lane Stables im Südwesten Londons am Samstag der
Nachrichtenagentur PA. Die ohnehin für Therapiezwecke eingesetzten
Ponys seien Menschen gewöhnt. Sie hoffe, dass die berührungslosen
Besuche «ein Lächeln verbreiten», es gebe schon viele Anfragen. «We
nn
man allein ist, kann der Tag wirklich lang sein.»