«Die Welt steht still!» - Auch Eishockey-WM in Corona-Krise abgesagt Von Kristina Puck, dpa

Nach längerem Zögern herrscht Klarheit: Die Eishockey-WM in Lausanne
und Zürich ist wegen der Coronavirus-Pandemie nun endgültig abgesagt.
Die Absage könnte den Turnierplan für die kommenden Jahre verändern.


Zürich (dpa) - Für die Macher im deutschen Eishockey gibt es nach der
historischen Absage der Weltmeisterschaft keine zwei Meinungen. Die
Entscheidung, das vom 8. bis 24. Mai in der Schweiz geplante Turnier
zu streichen, sei «nachvollziehbar konsequent», sagte
Verbandspräsident Franz Reindl. Es gehe darum, «gemeinsam mit
Vernunft diese Krise zu meistern», meinte Bundestrainer Toni
Söderholm. Knapp sieben Wochen vor dem geplanten Auftakt hatte der
Weltverband sein Zögern beendet und für Gewissheit gesorgt. Aufgrund
der Coronavirus-Pandemie fällt erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg
ein Turnier aus. «Die Welt steht still!», sagte Söderholm.

Fans aus aller Welt wollten für die WM nach Zürich und Lausanne
reisen, 300 000 Tickets waren bereits verkauft. Doch der Sport rückt
in diesen Ausnahmezeiten in den Hintergrund. «Das ist eine brutale
Realität für die Eishockey-Familie, die wir jedoch akzeptieren
müssen», sagte der scheidende Weltverbands-Präsident René Fasel.

Der deutsche Verbandspräsident Reindl, der auch im Exekutivkomitee
der IIHF sitzt, fand es «unvorstellbar», weil die Vorfreude enorm
gewesen war. Der Eishockeysport trage jetzt aber «mit ganzer Kraft»
zum weltweiten Kampf gegen die Coronavirus-Krise bei.

Die Absage kam nicht überraschend, auch alle anderen
Eishockey-Turniere hatte der Weltverband schon abgesagt. In der
Schweiz müssen derzeit sämtliche Geschäfte und Lokale mit Ausnahme
von Lebensmittelläden und Gesundheitseinrichtungen geschlossen
bleiben. Alle öffentlichen und privaten Veranstaltungen sind
verboten. Dennoch hatte das IIHF-Exekutivkomitee eine Entscheidung am
Dienstag zunächst vertagt. Wohl aufgrund von Versicherungsfragen, da
der Notstand in der Schweiz zunächst bis Mitte April verhängt wurde.

«Einstimmig» sei am Ende die Entscheidung gefallen, sagte Reindl dem
TV-Sender Sky. DEB-Sportdirektor Stefan Schaidnagel urteilte: «Die
Grundlage für die Ausrichtung einer WM ist schlichtweg nicht
gegeben.»

Eine zielgerichtete Vorbereitung war nach dem Abbruch der Saison in
der Deutschen Eishockey Liga und dem vorzeitigen Ende zahlreicher
anderer Ligen ohnehin nicht mehr möglich. Die Eishallen sind
geschlossen, in Gruppen darf derzeit nicht trainiert werden. Ob die
NHL, die unterbrochen ist, ihre verfügbaren Spieler im Mai überhaupt
nach Europa hätte reisen lassen, war ebenso bereits fraglich.

Ein Jahr lang, seit dem Viertelfinaleinzug bei seiner WM-Premiere in
der Slowakei, hatte der finnische Bundestrainer Söderholm auf das
Turnier hingearbeitet. «Doch derzeit ist es wichtig den Fokus auf
andere Dinge zu legen», sagte er. Auch das Aus für alle
Vorbereitungsspiele des deutschen Nationalteams ist nun besiegelt.
Die fünf im April und Mai in Deutschland geplanten Länderspiele
sollen möglichst ins kommende Jahr verlegt werden. Für Söderholm und

sein Team dürfte es im November mit dem Deutschland Cup weitergehen.
«Das ist natürlich traurig. Wir hatten uns alle auf die Aufgabe
gefreut», sagte Kapitän Moritz Müller am Sonntag.

Ob die Schweiz die WM im kommenden Jahr nachholen darf, war zunächst
unklar. Nach Zürich und Lausanne sollte die WM 2021 eigentlich in
Riga und Minsk stattfinden. Bis 2025 sind die jährlichen Turniere
vergeben. «Die Gespräche beginnen jetzt sofort. Ich denke, dass wir
eine Lösung finden», sagte Reindl. Der nächste IIHF-Kongress soll
entscheiden, ob alles um ein Jahr nach hinten geschoben wird. Der
Kongress sollte vom 21. bis 23. Mai in Zürich stattfinden. Doch auch
das Treffen der Funktionäre wurde vorerst auf unbestimmte Zeit
verschoben.