Diskussion über Ausgangsbeschränkungen - Hilfen für Unternehmen Von Martin Romanczyk, dpa

In Deutschland sprechen am Nachmittag Bundeskanzlerin Merkel und die
Ministerpräsidenten unter anderem über mögliche
Ausgangsbeschränkungen. In anderen Ländern werden die Auswirkungen
des Virus immer dramatischer.

Berlin (dpa) - Vor den Beratungen der Ministerpräsidenten mit
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gibt es aus mehreren
Bundesländern Meldungen, dass verschärfte Ausgangsbeschränkungen
weitgehend eingehalten werden. In der Telefonkonferenz (ab 14.00 Uhr)
soll es vor allem darum gehen, ob es bundesweit einheitliche
Regelungen geben wird.

Einige Bundesländer - allen voran Bayern - haben ihre Bestimmungen
bereits verschärft. Die Polizei in Bayern verzeichnete nach eigenen
Angaben nur vereinzelte Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkungen.
Generell seien die Menschen diszipliniert und würden sich an die
Auflagen halten, ergaben Nachfragen bei den Polizeipräsidien am
Sonntagmorgen.

Der Kampf gegen die Folgen des Coronavirus bestimmt weiter das Leben
rund um den Globus. Die ökonomischen, politischen und
gesellschaftlichen Folgen sind nicht einmal grob abzuschätzen.
Besonders schlimm trifft die Corona-Krise Italien.

DIE LAGE IN ITALIEN UND SPANIEN

Italien hat angesichts der dramatisch steigenden Totenzahlen die
gesamte nicht lebensnotwendige Produktion stillgelegt. Davon seien
die Lebensmittelindustrie und für die Infrastruktur wichtige Betriebe
sowie Supermärkte, Banken, Post und Apotheken ausgenommen, sagte
Ministerpräsident Giuseppe Conte. «Es ist die schwerste Krise für das

Land seit dem Zweiten Weltkrieg.» Die Maßnahme in der drittgrößten

Volkswirtschaft in der Eurozone soll zunächst bis 3. April gelten.
Das Land hatte am Samstag an nur einem Tag fast 800 Tote vermeldet.

Die spanische Regierung will nach Medienberichten den Notstand und
die Ausgangssperre um zwei Wochen bis zum 12. April verlängern. Das
habe Ministerpräsident Pedro Sánchez den Regionalpräsidenten am
Sonntag bei einer Videokonferenz mitgeteilt, berichteten der
staatliche Fernsehsender RTVE und die Zeitungen «El País» und «El
Mundo». Bis Samstag meldete das Gesundheitsministerium in Madrid fast
25 000 Infizierte - 5000 mehr als am Vortag. Die Zahl der Toten stieg
auf mehr als 1300 nach etwa 1000 am Freitag.

HILFEN FÜR UNTERNEHMEN IN DEUTSCHLAND

Die Bundesregierung plant Nachbesserungen bei Kredit-Sonderprogrammen
für mittelständische und große Unternehmen. Demnach soll die
staatliche Förderbank KfW bei Betriebsmittelkrediten statt wie bisher
80 Prozent nun 90 Prozent des Kreditrisikos übernehmen, wie die
Deutsche Presse-Agentur am Sonntag aus Kreisen des
Wirtschaftsministeriums erfuhr. Einzelheiten würden aktuell
finalisiert, hieß es. Koalitionskreisen zufolge informierte
Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) Wirtschaftspolitiker der
schwarz-roten Koalition sowie der Opposition am Samstagabend über den
Schritt.

«LUFTBRÜCKE» FÜR DEUTSCHE URLAUBER

Außenminister Heiko Maas sieht bei der Rückholung deutscher Urlauber
aus dem Ausland große Herausforderungen. «Leider können wir nicht in

allen Fällen innerhalb kürzester Zeit Abhilfe schaffen», sagte der
SPD-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. In vielen Ländern
sei zum Beispiel der inländische Flugverkehr zum Erliegen gekommen.
Seit Beginn der Woche seien über 100 000 Deutsche nach Hause
zurückgekehrt. Viele weitere hätten sich registriert und warteten auf
Flugmöglichkeiten.

ERSCHÜTTERUNG ÜBER NEUN TOTE IN WÜRZBURGER PFLEGEHEIM

Das Universitätsklinikum Würzburg hat ein Pflegeheim in Schutz
genommen, in dem in der vergangenen Woche neun Menschen nach einer
Infektion mit dem Coronavirus gestorben sind. «Die Infektionswelle
hat die Altenpflegeeinrichtung getroffen, als Covid-19 in Deutschland
noch eine Rarität war», heißt es in einer Mitteilung. Alle
notwendigen Maßnahmen würden ergriffen. «Wir stehen bereit, wenn eine

stationäre Behandlung notwendig wird, aber Hut ab vor dem Team des
Pflegeheimes, das solche Leistungen erbringt, stets selbst auch
bedroht von der Infektion, die aber bei Jüngeren meist nicht so
schwer verläuft», so der Ärztliche Direktor des
Universitätsklinikums, Georg Ertl.

SCHLECHTE NACHRICHTEN FÜR FUSSBALLFANS

Renommierte Virologen rechnen nicht mehr mit einem regulären
Sportbetrieb mit Zuschauern in diesem Jahr. Er glaube «überhaupt
nicht daran, dass wir in irgendeiner absehbaren Zeit wieder
Fußballstadien voll machen», sagte der Berliner Virologe Christian
Drosten von der Charité dem Nachrichtenmagazin «Stern». «Das wird
es
bis nächstes Jahr um diese Zeit nicht geben.» Zuvor hatte Virologe
Alexander Kekulé den Sportfans wenig Hoffnung auf Olympische Spiele
oder Fußballspiele vor vollen Rängen gemacht. Die Deutsche Fußball
Liga hat zunächst bis zum 2. April die Spiele ausgesetzt.

DEBATTE UM VERSCHIEBUNG OLYMPISCHER SPIELE IN TOKIO

Die Debatte um eine Verschiebung der Olympischen Spiel in Tokio ist
voll entbrannt. Auch die internationale Athletenvereinigung «Global
Athlete» forderte nun das Internationale Olympische Komitee auf,
einen neuen Termin für die Sommerspiele zu suchen. «Wenn sich die
Welt zusammenschließt, um die Verbreitung des Covid-19-Virus zu
begrenzen, muss das IOC das Gleiche tun», hieß es in einer Mitteilung
der Organisation. Das IOC hält bisher daran fest, dass es für eine
Entscheidungen noch zu früh sei.