Virtuell, auf Feldwegen oder in der Wanne: Sport in der Coronakrise Von Jens Marx, dpa

Was tun? Nichts? Rumhängen? Gerade für Profi-Sportler ein No-Go, auch
in Zeiten der Corona-Pandemie. Selbst wenn es derzeit eher selten
Grund zum Lachen gibt, sorgt der Ideenreichtum von Fußballern über
Leichtathleten, Ringern bis Eisenmännern und -Frauen für Schmunzler.

Berlin (dpa) - Sportplätze - betreten verboten. Schwimmhallen -
geschlossen. Turnhallen - zu. Wettkämpfe - abgesagt. Heißt: Viel
Zeit, aber wenig Möglichkeiten zu trainieren. Die Corona-Pandemie
macht auch Athletinnen und Athleten, Fußballerinnen und Fußballer
erfinderisch, wenn es um eine sportliche Freizeitgestaltung geht.

BELIEBT BEI VIELEN FUßBALLERN...

... sind Training inklusive Kinderbetreuung. 2014er-Weltmeister
Shkodran Mustafi postete unlängst ein Foto auf einem Spinningrad mit
Töchterchen auf dem Lenker, die ihm ein Eis hinhält. «Meine täglich
e
Trainingsmotivation. Harte Arbeit wird mit Schokoladeneis belohnt»,
schrieb der 27 Jahre alte Profi vom FC Arsenal.

... auch Übungen mit Hund. Offensichtlich besonders beliebt bei
Torhütern. Beispiel Peter Gulacsi von RB Leipzig: Er machte im Garten
seines Hauses bei Leipzig Kniebeugen mit Hund auf dem Arm. Kollege
Rafal Gikiewicz von Bundesliga-Neuling 1. FC Union Berlin absolvierte
Situps mit einem kleinen flauschigen Vierbeiner in den Händen.

... Teebeutel sortieren, Rasen schneiden und Bleistifte spitzen.
Zumindest hat James Milner vom englischen Fast-Meister FC Liverpool
darin seine derzeitige Beschäftigung gefunden. Es fing zunächst an
mit der Rationierung von Teebeuteln - very british. «Nachdem die
Teebeutel nun sortiert sind, habe ich die Zeit, mich um den Rasen zu
kümmern», schrieb er anschließend bei Twitter über ein Kurzvideo, d
as
den 34-Jährigen mit bunter Zickzackbastelschwere und kleinem Lineal
zeigte - der Kopf kurz über der Grasnarbe. Und zu guter Letzt noch
was für die Denkmuskeln: «Bereitmachen für die Heimschule», so der

Titel, im Video spitzte Milner feinst säuberlich Bleistifte und legt
sie ganz akkurat nebeneinander. Was auf dem Stundenplan stand,
verriet er nicht.

IN DER NOT ...

... tut es auch mal ein Feldweg. So wie bei Cindy Roleder. Ihres
Zeichens Hürdensprinterin. Eigentlich ist die 30 Jahre alte gebürtige
Chemnitzerin, Vizeweltmeisterin von 2015, feine Tartanbahnen gewohnt.
Ihr Glück: Roleder wohnt auf dem Land. Also wich sie kurzerhand auch
schon auf eine eher holprige Naturbahn aus. Getreu dem Motto: «Wo ein
Wille, da ein Weg.»

... kann sich Ringer-Ass Frank Stäbler erst recht glücklich schätze
n,
dass er vor einiger Zeit einen Hühnerstall auf dem elterlichen Hof
bei Stuttgart umbauen ließ. Der 30 Jahre alte dreimalige Weltmeister
bekam bereits reichlich Anfragen potenzieller Trainingspartner. Er
musste in der jetzigen Situation allen absagen.

SCHWIMMEN OHNE SCHWIMMBECKEN ...

... erfordert Improvisationskunst. So wie bei Daniela Ryf. Viermalige
Ironman-Weltmeisterin aus der Schweiz. Gummizugbänder sind das eine,
um die Armbewegung beim Kraulen zu simulieren. Es geht aber auch
anders - oder auch nicht. Ein nicht ganz ernst gemeinter
Schwimmversuch in der heimeigenen Eckbadewanne schlug fehl - Daumen
runter bei Ryf. Alternative: Gummiband um die Hüften und irgendwo
befestigen, Skateboard unter den Bauch, dazu ein paar Handschuhe mit
griffiger Innenfläche, ein Holzboden und schon kann es losgehen.
Hinlegen, Hände auf den Boden und Zug um Zug zum Trockenschwimmer.

WER KLOPAPIER SUCHT ...

... kann bei dem ein oder anderen Kicker fündig werden. Viraler Hit
sind derzeit auch Videos von Fußballern, die mit
Toilettenpapierrollen jonglieren. Bayerns Javi Martinez machte bei
der Challenge ebenfalls mit - entschied sich aber für ein größeres
Jonglage-Objekt. Der Spanier wählte eine Küchen- statt
Klopapierrolle. Teamkollege Thomas Müller malträtierte derweil mit
rosa Boxhandschuhen einen Sandsack: «Es ist hart, zuhause zu bleiben,
aber wir tun unser Bestes.»

SOCIALDISTANCING MIT GRUPPENERLEBNIS-GEFÜHL...

... geht auch. Dem virtuellen Zeitalter sei dank. Radfahrer und
Triathleten, die auf der sogenannten Rolle - Rad wird auf einem
Rollentrainer befestigt - Rennen gegeneinander fahren, zusammen
trainieren so wie beim «Frodissimo-Friday» des dreimaligen
Ironman-Weltmeisters Jan Frodeno. Oder wie es die Formel 1 macht. Die
ausgefallen Rennen werden nun einfach per Videospiel nachgeholt.