Italienischer Läufer appelliert an Vernunft der Jogger

Mailand/Berlin (dpa) - Der an Covid-19 erkrankte italienische
Mittelstreckenläufer Edoardo Melloni (29) appelliert an die Vernunft
der Jogger in seinem Land. Es gebe kein Risiko durch das Laufen an
sich, sagte er in einem Interview, das der «Tagesspiegel» ins
Deutsche übersetzt hat (Sonntag). Das Problem sei jedoch, dass sich
viele Jogger Risiken aussetzen und Menschenmassen nicht meiden
würden.

Laut Melloni fehlt vielen momentan gesunder Menschenverstand. Es sei
daher unvermeidlich, dass die Regierung strengere Regeln beschließe.
« (...) auch wenn damit diejenigen getroffen werden, die bisher
vernünftig im Freien Sport getrieben haben», sagte der
Leistungssportler.

Italien ist das Land mit den meisten offiziell gemeldeten Toten wegen
des Coronavirus auf der Welt. Die Regierung hatte daher erst am
Freitag die Ausgangssperren verschärft, die seit dem 10. März
landesweit gelten. Am Samstagabend teilte Ministerpräsident Giuseppe
Conte dann noch mit, alle nicht lebensnotwendigen
Produktionsaktivitäten im Land zu schließen.

Der 29-Jährige ist selbst positiv auf das Coronavirus getestet
worden. Der Italiener befinde sich aktuell in der Universitätsklinik
in Mailand, nachdem er starke Symptome aufgewiesen habe. «Bei einer
dieser Hustenattacken habe ich dann Blut gespuckt und das war der
Moment, in dem ich in die Notaufnahme geschickt wurde», sagte der
29-Jährige. Auch seinen Geruchs- und Geschmackssinn habe er aktuell
komplett verloren. «Ich kann immer noch nicht wieder zwischen einem
Stück Schokolade, gekochten Möhren oder Pasta mit Tomatensoße
unterscheiden», sagte er.

Laut Melloni tragen die ihn behandelten Ärzte Overalls, doppelten
Mundschutz und ein Plastikvisier. «Du fühlst dich fast schuldig, wenn
du realisierst, was für einem Risiko du diese Leute aussetzt, wenn
sie in dein Zimmer kommen», sagte der 29-Jährige zu.