Weltweit über 300 000 Coronavirus-Fälle - Billionen gegen den Absturz

Immer mehr Länder schotten sich ab, verhängen Ausgangssperren. Aber
das Coronavirus breitet sich weiter aus. Gegen den wirtschaftlichen
Absturz werden Billionen locker gemacht. Die Menschen arrangieren
sich, so gut es geht. Und manche führen ihr Schwein spazieren.

Washington/Berlin (dpa) - Trotz des weltweiten Kampfes gegen die
neuartige Lungenkrankheit Covid-19 haben sich nach Angaben von
US-Experten inzwischen mehr als 300 000 Menschen mit dem Coronavirus
infiziert. Fast 13 000 Covid-19-Tote seien bisher gezählt worden,
berichteten die Wissenschaftler der US-Universität Johns Hopkins am
Samstag weiter. In den USA schnellte die Zahl der mit dem Coronavirus
Infizierten binnen nur einer Woche um mehr als das Zehnfache auf mehr
als 24 000 Fälle in die Höhe. Fast ein Viertel der US-Bevölkerung, 80

Millionen von 330 Millionen Einwohnern, sind inzwischen von mehr oder
weniger harschen Ausgangssperren betroffen. Solche Einschränkungen
gab es in Kalifornien, Illinois, New York, New Jersey und
Connecticut.

In Europa war die Lage weiterhin in Italien und Spanien am
dramatischten. Die Regierung in Rom ordnete angesichts von fast 800
Toten binnen 24 Stunden die Schließung aller nicht lebensnotwendigen
Produktionsaktivitäten an. Davon seien unter anderem Supermärkte,
Banken, Post und Apotheken ausgenommen, sagte Ministerpräsident
Giuseppe Conte am Samstagabend. Er sprach von der «größten
Herausforderung nach dem Zweiten Weltkrieg». «Wir haben beschlossen,
jede produktive Tätigkeit zu schließen, die nicht entscheidend und
unerlässlich dafür ist, uns essenzielle Güter und Dienstleistungen zu

garantieren.»

Russland kündigte an, es werde wegen der dramatischen Lage auf Bitten
der Regierung in Rom unter anderem Schutzausrüstungen, mobile
Versorgungsstationen und Mittel für eine großflächige Desinfektion
von Verkehrsmitteln und Gebieten schicken, teilte der Kreml mit.
Russland selbst hat bisher nach offiziellen Angaben vergleichsweise
wenige Coronavirus-Fälle - Samstagabend waren es landesweit rund 300.

In Spanien rief Regierungschef Pedro Sánchez seine Landsleute nach
einer Woche Ausgangssperre zum Durchhalten auf. Dort haben sich
mittlerweile 25 000 Menschen angesteckt, 1300 Menschen sind an
Covid-19 gestorben. Das Schlimmste stehe aber noch bevor, warnte
Sánchez. «Wir befinden uns in einem sehr schwierigen Moment und haben
sehr schwere Tage vor uns», sagte er bei einer Fernsehansprache. Er
fügte aber auch hinzu: «Es ist nicht die Angst, die uns in unseren
Häusern und Wohnungen hält. Es ist der Mut.» Zugleich lobte er das
disziplinierte und solidarische Verhalten seiner Landsleute.
Zumindest dere meisten.

Denn manche Spanier waren kreativer als die Polizei erlaubt. Auch
während der Ausgangssperre dürfen Hunde ausgeführt werden. Nach
Medienberichten wurden aber auch Menschen gesichtet, die mit Ziegen,
Schweinen und sogar Kanarienvögeln unterwegs waren. Ein Mann zog
sogar mit einem Stoffhund an der Leine durch die Straßen. Die
Polizisten waren weniger amüsiert. «Versuchen Sie nicht, uns zu
täuschen, sonst werden Sie bestraft», lautete die strenge Warnung.

Gegen einen drohenden wirtschaftlichen Absturz wegen der
Coronavirus-Krise werden in vielen Ländern teils riesige
Hilfsprogramme geschnürt. In den USA verhandelten Republikaner von
Präsident Donald Trump mit den oppositionellen Demokraten über ein
massives Coronavirus-Konjunkturpaket. Parlament und Regierung wollen
voraussichtlich mehr als eine Billion Dollar (900 Milliarden Euro) in
die Wirtschaft pumpen. Das Volumen des Konjunkturpakets könnte
Berichten zufolge sogar zwei Billionen Dollar erreichen. Auf
Nachfrage sagte Trump dazu nur: «Es wird ein Paket sein, wie es noch
niemand je zuvor gesehen hat.» Zwei Billionen Dollar entsprächen etwa
zehn Prozent der jährlichen US-Wirtschaftsleistung.

Nach der Absage fast aller größeren Veranstaltungen geraten auch die
Olympischen Sommerspiele in Japan in den Sog der Viruskrise. Der
US-Leichtathletikverband forderte wegen der Pandemie, die für den 24.
Juli bis 9. August geplanten Sommerspiele zu verschieben. Ein
Festhalten an den Wettkämpfen könne angesichts der globalen
Ausnahmesituation nicht im besten Interesse der Athleten sein,
erklärte der Verband USATF. Die Sportler bräuchten die Gewissheit,
dass sie sich adäquat vorbereiten könnten und dass eine Teilnahme an
den Spielen kein Gesundheitsrisiko darstelle, hieß es in einem am
Samstag veröffentlichten Schreiben. Auch deutsche Spitzensportler
sprachen sich bereits für eine Verlegung der Spiele aus.

Damit das Coronavirus nicht auch noch den Sprung in den Weltraum
schafft, wurden die nächsten Besatzungsmitglieder für die
Internationale Raumstation ISS, die Russen Anatoli Iwanischin und
Iwan Wagner sowie der Nasa-Astronaut Christopher Cassidy in komplette
Isolation gebracht, wie die Nachrichtenagentur Interfax meldete. Der
Start ist für den 9. April vom Weltraumbahnhof Baikonur vorgesehen.
Geplant ist, dass die neue Besatzung 196 Tage auf dem Außenposten der
Menschheit in rund 400 Kilometern bleibt.