Homegottesdienst und Haustaufen: Kirchen passen sich an Corona an

In Zeiten des Coronavirus wollen sich viele Gläubige auch aus der
Ferne gegenseitig Kraft spenden. Kirchen in Brandenburg finden neue
Wege.

Brück/Potsdam (dpa/bb) - Weil Gottesdienste während der Corona-Krise
verboten sind, werden die Kirchen kreativ. Ein evangelischer Pfarrer
aus Brück (Potsdam-Mittelmark) versammelt seine Gemeinde nun per
Telefonschalte zum Gottesdienst. «Da sitzt der Klavierspieler in
Belzig, der Moderator in Rottstock und die Gemeindemitglieder überall
verteilt», sagte Pfarrer Helmut Kautz.

Der erste «Homegottesdienst» vor einer Woche war dennoch erfolgreich.
«Aber auch richtig schräg. Da waren Dunstabzugshauben zu hören und
Geschirr wurde abgewaschen.» Die Gemeindemitglieder müssten sich noch
daran gewöhnen. Kautz schätzt, dass rund 50 der etwa 1000
Gemeindemitglieder teilnahmen. «Mit Hochglanz-produzierten
Gottesdiensten im Fernsehen können wir nicht mithalten, aber wir
können Gemeinschaft stiften, ohne uns zu berühren - das neue Ideal in
diesen Tagen.» Zuvor hatte der Evangelische Pressedienst über die
«Homegottesdienste» berichtet.

Auch katholische Geistliche suchen neue Wege, das Gemeindeleben
aufrecht zu halten. Priester taufen Kinder beispielsweise in den
Wohnungen der Eltern - selbstverständlich ohne Gäste, erklärt ein
Sprecher des Erzbischöflichen Ordinariats Berlin, das auch für
Brandenburg zuständig ist. Messen werden im Fernsehen oder im
Internet übertragen. Auffällig sei, dass viele Menschen - vor allem
in Potsdam - aber ihre örtliche Gemeinde streamen. «Gerade in diesen
schwierigen Zeiten suchen die Menschen Nähe», erklärt der Sprecher.
«Jetzt muss Nächstenliebe aus der Ferne gezeigt werden.»

Auch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische
Oberlausitz (EKBO) bietet verschiedene Online-Formate an. Eine
Cottbusser Kirche überträgt ihren Gottesdienst auf Facebook, bei der
Kirchengemeinde in Spremberg ist der Live-Stream auf der eigenen
Homepage zu sehen. Die Sternkirche in Potsdam bietet, ähnlich wie in
Brück, einen Telefon-Gottesdienst an, um auch die Gemeindeglieder zu
erreichen, die keine Erfahrungen mit dem Internet haben.

Neben den sonntäglichen Gottesdiensten ruft Pfarrer Helmut Kautz
seine Gemeindemitglieder zu einem täglichen «Seuchengebet» per
Telefon um 19 Uhr auf. Dazu nutzt er einen Gebetstext aus dem Jahr
1829. 10 bis 15 Leute kommen so täglich über den Hörer zusammen.

Auch EKBO-Bischof Christian Stäblein lädt jeden Tag um 12 Uhr dazu
ein, gemeinsam mit ihm zu beten. Das Mittagsgebet wird nach Angaben
der evangelischen Kirche auf Facebook, der EKBO-Homepage und auf
Radio Paradiso übertragen.