Feld: Deutschland kann hohe Neuverschuldung verkraften

Berlin (dpa) - Der «Wirtschaftsweise» Lars Feld hält eine deutlich
steigende Staatsverschuldung in Deutschland infolge der
Coronavirus-Krise für verkraftbar. «Wenn der Anteil der Schulden am
Bruttoinlandsprodukt nun von 60 Prozent auf 80 oder 90 Prozent
steigt, ist damit nicht die finanzpolitische Solidität des Landes
infrage gestellt», sagte der neue Vorsitzende des
Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen
Entwicklung der «Welt am Sonntag». Selbst einen Anstieg der
Staatsverschuldung von aktuell zwei auf drei Billionen Euro würde
Deutschland demnach verkraften.

Die Bundesregierung hat der Wirtschaft in der Coronavirus-Krise
umfassende Finanz-Hilfen zugesagt und will kleinen Unternehmen sowie
Selbstständigen mit Soforthilfen unter die Arme greifen. Zudem sollen
Großunternehmen notfalls auch durch Verstaatlichungen gerettet
werden. An diesem Montag sollen entsprechende Gesetzentwürfe vom
Bundeskabinett und dann in derselben Woche von Bundesrat und
Bundestag beschlossen werden. Geplant ist ein Nachtragshaushalt in
Höhe von 156 Milliarden Euro, wie aus einem der dpa vorliegenden
Entwurf hervorgeht.

«In der aktuellen Situation komme es auf schnelle und unbürokratische
Hilfe an», sagte Feld. «Aber eines will ich deutlich sagen: Der Staat
kann nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag alles tun, was notwendig
ist, so wie es die Bundesregierung gerade versprochen hat.» Die Zeit
der harten Eingriffe in das wirtschaftliche Leben müsse begrenzt
bleiben. «Ich habe große Zweifel, dass wir den Stillstand länger als

drei Monate durchhalten.»

Bei Staatsbeteiligungen zur Rettung von Unternehmen müsse von
vornherein klar geregelt sein, wann der Staat wieder aussteige.
«Während der Finanzkrise ist der Bund bei der Commerzbank
eingestiegen und heute, mehr als zehn Jahre später, immer noch drin.
Das kann nicht sein», sagte der Ökonom.