Experten warnen vor Kollaps des spanischen Gesundheitssystems

Madrid (dpa) - In dem vom Coronavirus besonders schwer getroffenen
Spanien haben Experten vor einem kurz bevorstehenden Kollaps des
Gesundheitssystems gewarnt. Eine «totale» Isolierung der Menschen sei
deshalb nun «unerlässlich», fordern 69 renommierte Epidemiologen,
Molekularbiologen und Wissenschaftler anderer Fachbereiche in einem
am Samstag veröffentlichten offenen Brief.

Es müsse eine noch stärkere Einschränkung der Bewegungsfreiheit
angeordnet werden, hieß es. Die Experten fordern konkret unter
anderem, dass die Fahrt zur Arbeitsstelle nur noch bei Arbeitnehmern
der Grundversorgungssektoren gestattet wird. Unter den gegebenen
Bedingungen werde es sonst «um den 25. März herum» zu einem
Zusammenbruch des Gesundheitssystems kommen. Rund 18 Prozent der
spanischen Bevölkerung seien älter als 65.

Die derzeit geltende Ausgangssperre war in Spanien am vergangenen
Sonntag in Kraft getreten. Sie soll mindestens 15 Tage andauern. Eine
Verlängerung müsste vom Parlament gebilligt werden. Bei
Zuwiderhandeln drohen Geldbußen oder sogar Haftstrafen. Die Behörden
hoffen, dass die Ansteckungswelle bald ihren Höhepunkt erreicht und
sich die Entwicklung dann verlangsamt.

Nach Italien ist Spanien das von der Krise am schwersten betroffene
Land Europas. Bis Samstag meldete das Gesundheitsministerium fast 25
000 Infizierte - 5000 mehr als am Vortag. Die Zahl der Toten
kletterte auf mehr als 1300 nach etwa 1000 am Freitag. Besonders
heftig betroffen ist weiter die Region Madrid, wo fast 9000 Fälle und
800 Todesopfer verzeichnet wurden.