Brandenburg: Ein Toter und 315 bestätigte Corona-Fälle

Die Zahl der positiv auf das neuartige Virus getesteten Brandenburger
steigt. Jetzt stehen 50 000 Atemschutzmasken für das Gesundheitswesen
im Land bereit. Weitere sind angekündigt.

Potsdam (dpa/bb) - In Brandenburg steigt die Zahl der
Coronavirus-Infektionen weiter. 315 Menschen seien mittlerweile
positiv auf das neuartige Virus getestet worden, teilte das
Gesundheitsministerium am Samstag mit (Stand: 16 Uhr). Das seien 50
mehr laborbestätigte Fälle als am Vortag. 20 Menschen seien in
stationärer Behandlung; zwei Menschen davon würden beatmet. Zudem war
am späten Freitagabend ein erster Todesfall im Zusammenhang mit
dem Coronavirus bekannt geworden. Ein 81 Jahre alter Infizierter mit
schwersten Vorerkrankungen aus dem Landkreis Havelland war am Freitag
gestorben.

Jedes einzelne Patientenschicksal sei tragisch und für Familien ein
schmerzhafter Verlust, sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher
(Bündnis 90/Grüne). Diese Corona-Krise sei sehr ernst. Konzentriert
werde sich darauf, das Gesundheitswesen so schnell wie möglich zu
stärken. Jetzt müsse man sich auf die deutlich steigende Zahl an
Krankheitsfällen vorbereiten.

Ausgangsbeschränkungen für die Bürger sind bislang in Brandenburg
nicht vorgesehen. Man müsse die nächsten Tage abwarten und
beobachten, ob die bisherigen Maßnahmen griffen, erklärte
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Freitag. Restriktive
Einzelmaßnahmen in Städten mit einer erhöhten Zahl an
Sars-CoV-2-Infizierten wollte er nicht ausschließen. In Potsdam wurde
unterdessen die Außenbestuhlung an Cafés und Restaurants untersagt.
Am Sonntag will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den
Ministerpräsidenten der Länder über weitere Anti-Corona-Maßnahmen
beraten. Dabei stehen auch Ausgangssperren im Raum. Einzelne Länder
wie Bayern haben bereits Beschränkungen eingeführt.

Am Samstag wurden für Brandenburg etwa 50 000 Atemschutzmasken
angeliefert, die in Krankenhäusern, Arztpraxen und Gesundheitsämtern
dringend benötigt werden. Die Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg
(KVBB) finanzierte die Beschaffung und organisiert mit Hilfe des
Interministeriellen Koordinierungsstabs Coronavirus des Landes und
des DRK die Verteilung an die 19 regionalen Abstrichstellen in
Kooperation mit den Landkreisen, kreisfreien Städten, Krankenhäusern
und ambulanten Ärzten. In Kürze sollen nach Angaben des
Sozialministeriums weitere Lieferungen des Bundes im Land eintreffen.
Sie gehen über die Landkreise und kreisfreien Städte unter anderem an
Krankenhäuser und Gesundheitsämter.

Im Vergleich mit anderen Ländern seien die Zahlen der schweren
Krankheitsverläufe und Todesfälle noch sehr niedrig, sagte Ministerin
Nonnemacher.

Die meisten Fälle gibt es nach den offiziellen Angaben in den
Landkreisen Oder-Spree und Märkisch-Oderland mit 42 und 39. In Barnim
waren es 37. Märkisch-Oderland hatte zudem mit 16 Betroffenen den
höchsten Zuwachs binnen eines Tages.

«Es gibt weiterhin keinen Grund für Hamsterkäufe», sagte
Infrastruktur-Staatssekretär Rainer Genilke (CDU) nach einem Besuch
am Samstag beim Lebensmittel-Logistikstandort von Edeka in
Freienbrink/Grünheide bei Berlin. Die Versorgung des Landes mit
Lebensmitteln sei gesichert.

Kunden in Brandenburger Super- und Drogeriemärkten hielten bei ihren
Wochenendeinkäufen zumeist Abstand in Supermärkten. 1,50 oder 2 Meter
Platz zwischen den Kunden an der Kasse, an der Fleischtheke oder in
der Schlange am Marktstand sowie beim Bäcker wurden nach
Beobachtungen von dpa-Reportern in der Regel eingehalten. Oft
appellieren Hinweisschilder oder Piktogramme an die Vernunft der
Kunden. In Supermärkten in Potsdam und Frankfurt (Oder) wurde auf den
Abstand zusätzlich noch mit Klebestreifen auf dem Fußböden
hingewiesen.

Um mehr Menschen testen zu können, wird in Lübben im Landkreis
Dahme-Spreewald am Montag eine Schwerpunktpraxis eröffnet. Diese
Fiebersprechstunden sind nur für Kinder ab zwölf Jahren und
Erwachsene mit akuten Erkältungssymptomen gedacht. In Cottbus sollte
am Carl-Thiem-Klinikum durch das Technische Hilfswerk vorsorglich ein
weiteres Zelt errichtet werden. Es sollte ab Montag betriebsbereit
sein. Darin sollen weitere Patienten stationärer aufgenommen werden.