Vier Coronavirus-Todesfälle in Niedersachsen - Ruhe in Städten

Lange hatte es in Niedersachsen nur Erkrankungen gegeben, nun wurden
die ersten vier Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus
gemeldet. In den großen Städten hielten sich die Menschen an die
Auflagen.

Hannover (dpa/lni) - Der Tod von vier Männern in Folge einer
Coronavirus-Infektion in der Region Hannover, im Landkreis Harburg
und im Landkreis Leer hat am Samstag die Bemühungen zur Verhinderung
einer Ausgangssperre überschattet.

TODESFÄLLE: In Niedersachsen sind die ersten vier Todesfälle nach
einer Infektion mit dem Coronavirus gemeldet worden. Zwei Männer im
Alter von 70 und 84 Jahren seien am Freitag in Krankenhäusern der
Region Hannover gestorben, teilte die Region Hannover mit. Ob bei den
Männern auch andere Krankheitssymptome vorlagen und wie lange sie im
Krankenhaus behandelt worden waren, blieb offen. Im Landkreis Harburg
starb in der Nacht zum Samstag ein 87-Jähriger, der nach Angaben des
Landkreises eine Vorerkrankung hatte und seit einigen Tagen in einem
Krankenhaus behandelt wurde. Ein 66-jähriger Mann aus dem Kreisgebiet
Leer starb am Samstag im Krankenhaus, wie ein Kreissprecher
mitteilte. Der Mann habe eine schwere Vorerkrankung gehabt. Laut
Angaben des Landesgesundheitsamtes vom Samstag wurden bisher in
Niedersachsen 1452 Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt, im
Vergleich zum Vortag ein Zuwachs um 190.

WEIL IM GESPRÄCH MIT RADIOHÖRERN: Niedersachsens Ministerpräs
ident
Stephan Weil (SPD) sieht eine wachsende Bereitschaft und Disziplin
der Menschen, sich an die Auflagen wegen der Coronavirus-Ausbreitung
zu halten. «Die allermeisten Menschen haben begriffen, was die Stunde
geschlagen hat», sagte Weil im Gespräch mit Hörern des Radiosenders
NDR 1 Niedersachsen. Die Beschränkungen müssten aber noch strikter
eingehalten werden, sagte Weil: «Manchmal fasst man sich schon an den
Kopf. Es gibt immer noch ein paar, die es noch nicht begriffen
haben.» Zur Frage eines NDR 1-Hörers, ob er vor die Tür gehen dürfe
,
sagte Weil: «Gehen Sie raus mit Ihrer Frau, halten Sie Abstand zu
anderen Menschen.»

LEERE IN DEN STÄDTEN: In den großen Städten bestätigte sich
Weils
Eindruck. In Hannover und Bremen hat die Polizei am Samstag zunächst
keine größeren Menschenansammlungen beobachtet. «In der ganzen Stadt

sind die Straßen und Plätze leer», sagte ein Polizeisprecher in
Hannover. Die Menschen hielten sich an die wegen der Pandemie
geltenden Beschränkungen. «Wir haben anders als in den vergangenen
Tagen bislang kein unvernünftiges Verhalten beobachten können, auch
nicht auf den Wochenmärkten», sagte der Sprecher am Mittag. «Bisher
halten sich alle an die Auflagen», sagte eine Sprecherin der Polizei
in Göttingen. Nicht anders sah es im Nordosten Niedersachsens aus,
wie die Polizei Lüneburg bestätigte.

ABER: Ein geplantes «Corona Midnight Meeting» der Auto-Tuning-Szene
hat die Polizei in Papenburg (Emsland) gestoppt. Das Treffen sei am
Freitagabend im Zusammenspiel von Polizei und Bereitschaftspolizei
verhindert worden, teilten die Ermittler mit. Treffen dieser Art
seien derzeit strengstens verboten. Die Auto-Tuner seien nach
Einschreiten der Polizei mit etwa 60 Fahrzeugen auf unterschiedliche
Treffpunkte in Papenburg ausgewichen. Aufgrund der Polizeipräsenz
hätten sie sich dann aber wenig später entfernt. 25 Platzverweise
wurden ausgesprochen, etwa 20 Personalien festgestellt.

URLAUBER VERLASSEN INSELN: Die vorgezogene Abreise der Urlauber von
den ostfriesischen Inseln lief weiter. «Auf Norderney hat ein
Großteil der Besucher unsere Insel verlassen», sagte Bürgermeister
Frank Ulrichs (parteilos) der dpa. «Wir haben wahrscheinlich noch
einige Hundert Urlauber auf der Insel», schätzte er. «Die
eindringlichen Appelle haben offenbar geholfen.» Alle Urlaubsgäste
müssen den Landkreis Aurich und seine Inseln Norderney, Juist und
Baltrum wegen der Corona-Pandemie spätestens bis Sonntag verlassen,
drei Tage früher als zunächst geplant. Damit sollen medizinische
Kapazitäten für Covid-19-Erkrankungen auf den Inseln freigehalten
werden.

KRIMINELLE SCHLAGEN KAPITAL: Niedersachsens Landeskriminalamt (LKA)
warnt vor Kriminellen, die aus der Corona-Krise Profit schlagen
wollen. Die Betrüger suchten nach Ängsten in der Bevölkerung», sagt
e
LKA-Sprecherin Katrin Gladitz der «Braunschweiger Zeitung». «Corona
löst derzeit natürlich die größten Sorgen aus. Die Betrüger sind

kreativ.» So habe das LKA einen Fakeshop im Internet im Blick, der
angebliche Schutzmasken verkaufe. «Bisherige Kontaktaufnahmen zum
Provider waren nicht erfolgreich», erklärte Gladitz. Ebenso warnt das
LKA vor falschen Polizisten: «Die Täter geben vor, von der Polizei
oder vom Gesundheitsamt zu sein. Man müsse angeblich einen Abstrich
machen oder man werde angeblich unter Quarantäne gestellt»,
berichtete die LKA-Sprecherin.