Menschen im Norden halten sich an Beschränkungen - ruhiger Samstag

Nach den schärferen Beschränkungen vom Vortag ist das öffentliche
Leben in Hamburg und Schleswig-Holstein zur Ruhe gekommen. Die
Auflagen der Regierungen wurden überwiegend eingehalten.

Hamburg/Kiel (dpa/lno) - Nachdem Hamburg am Freitag mit einer neuen
Allgemeinverfügung das öffentliche Leben in der Hansestadt weiter
eingeschränkt hat, halten sich die meisten Bürger an die Regeln.
Insgesamt sei das öffentliche Leben sehr ruhig geworden, teilte ein
Polizeisprecher am Samstag mit. Bis dahin habe die Polizei nur in
verschwindend geringer Zahl tätig werden müssen, wenn etwa Läden
trotz Verfügung noch geöffnet waren, weil manche das Verbot noch
nicht mitbekommen hätten. Größere Menschenansammlungen oder
sogenannte Corona-Partys mussten demnach nicht aufgelöst werden.

«An Elbe und Alster ist bei dem Wetter natürlich viel los, aber die
meisten treiben für sich alleine Sport oder sind mit der Familie
unterwegs. Alles im Bereich des Zulässigen», sagte ein
Polizeisprecher. Am Freitag war in Hamburg beschlossen worden, dass
Restaurants und Gaststätten geschlossen werden müssen. Außerdem
wurden Ansammlungen von mehr als sechs Personen mit Ausnahme von
Familien und Berufstätigen untersagt.

Seit Freitag wurden in Hamburg 104 weitere Fälle von Erkrankungen mit
Covid-19 bestätigt. Damit sei die Zahl der gemeldeten Fälle auf
nunmehr insgesamt 768 angestiegen, teilte der Senat mit. Der
weiterhin deutliche Anstieg der Fallzahlen werde nach wie vor
zu einem hohen Anteil durch Urlaubsrückkehrer verursacht. Bei vielen
seien die Symptome erst mit zeitlicher Verzögerung aufgetreten, so
dass sie erst mit einigem Abstand zum eigentlichen Ferienende
getestet wurden. In den kommenden Tagen werde bundesweit mit einem
weiteren deutlichen Anstieg der positiv getesteten Fälle gerechnet. 

Nach aktuellem Stand befinden sich derzeit 32 Hamburger mit Covid-19
in stationärer Behandlung, davon werden sechs Personen
intensivmedizinisch betreut. «Es ist ruhig geworden in der Stadt,
ganz überwiegend folgt die Bevölkerung den Anordnungen»,
sagte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Sie
forderte die Hamburger auf, weiterhin Kontakte zu vermeiden, um noch
einschneidendere Maßnahmen zu vermeiden. 

Auch die Menschen in Schleswig-Holstein halten sich nach Angabe der
Polizei an die wegen der Corona-Pandemie erlassenen
Allgemeinverfügungen. «Die Appelle sind angekommen, wie es scheint»,

sagte ein Sprecher am Samstagnachmittag. «Wir sind glücklich und
zufrieden, dass die Leute so besonnen reagieren.»

Die Landesregierung hatte am Freitag noch einmal ihre Maßnahmen zur
Eindämmung des neuartigen Coronavirus verschärft. Private
Veranstaltungen wie Geburtstagsfeiern, Grillabende oder ähnliche
Veranstaltungen sowie Ansammlungen von Personen im öffentlichen Raum
mit mehr als fünf Teilnehmern waren untersagt worden. 

Der Polizeisprecher berichtete insgesamt von nur wenigen Einsätzen.
Die Beamten versuchten stets, die Menschen darauf hinzuweisen, wenn
sie sich nicht korrekt verhielten. Die meisten Angesprochenen seien
einsichtig. Auch von sogenannten Corona-Partys war nichts
bekannt. Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem neuartigen
Coronavirus steigt in Schleswig-Holstein weiter. Bis einschließlich
Freitag waren 383 Fälle gemeldet, wie das Gesundheitsministerium
in Kiel mitteilte. 29 Personen sind in klinischer Behandlung. Am
Freitag hatte das Ministerium die Zahl der Sars-CoV-2-Fälle bis
einschließlich Donnerstag mit 321 angegeben.

Viele Strände an der Nord- und Ostsee waren trotz des Sonnenscheins
zum Frühlingsanfang weitgehend menschenleer, ebenso gingen nur
vereinzelt Menschen durch die Innenstädte in Lübeck und der
Landeshauptstadt Kiel. Zwischen Timmendorfer Strand und Scharbeutz
überwachte die Polizei in Richtung Scharbeutz den Verkehr. Von 90
kontrollierten Fahrzeugen wurden laut Polizei 30 zurückgewiesen. Bei
den Insassen hatte es sich um Ausflugstouristen gehandelt, die
derzeit nicht nach Schleswig-Holstein reisen dürfen.

Mit heftiger Kritik haben die Hamburger Krankenhäuser auf den Entwurf
eines Eilgesetzes aus dem Bundesgesundheitsministerium reagiert, das
in der Corona-Krise ihre Leistungsfähigkeit absichern soll. Die
Krankenhäuser seien fassungslos über das Auseinanderklaffen
politischer Versprechen und der vorgesehenen Umsetzung, heißt es in
einer Mitteilung der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft. Sie
vertritt als Dachverband 35 öffentliche und private Krankenhäuser in
Hamburg mit 31 600 Beschäftigten. 

Das Hamburger Verwaltungsgericht hat die Allgemeinverfügung des
Senats zur Schließung von Einzelhandelsgeschäften in einem ersten
Verfahren bestätigt. Das Gericht lehnte am Freitagabend den Eilantrag
einer Besitzerin von mehreren Geschäften ab, die sich gegen die
Schließung ihrer Filialen juristisch zur Wehr gesetzt hatte (Az.: 10
E 1380/20). Nach Auffassung des Verwaltungsgerichts sei dem Schutz
der Gesundheit der gesamten Bevölkerung als überragend wichtigem
Gemeinschaftsgut der Vorzug vor den wirtschaftlichen Interessen der
Antragstellerin zu geben, teilte ein Sprecher des Gerichts am Samstag
mit.