Restaurantbesuch ade: Strengere Regelungen gegen Corona greifen

Die Menschen in Hessen müssen seit Samstag vorerst auf Essen im Lokal
verzichten und dürfen sich nur noch in Kleinstgruppen draußen
versammeln. Die Behörden appellieren an die Einsicht der Menschen.

Wiesbaden (dpa/lhe) - In Hessen gelten wegen des Coronavirus seit
Samstag schärfere Einschränkungen im Alltag - und die Menschen
befolgen die neuen Regeln größtenteils. Mehrere Polizeipräsidien
meldeten bis zum Nachmittag keine oder zumindest keine gröberen
Verstöße. «Bislang halten sich die Leute dran», teilte etwa ein
Sprecher in Darmstadt mit. Die Beamten fuhren bei ihren Streifen
teils gezielt Parks oder Sportanlagen ab, wo sich in den vergangenen
Tagen noch zahlreiche Menschen aufgehalten hatten. Die Beamten
reagierten außerdem auf Hinweise zu möglichen Verstößen.

Die schärferen Maßnahmen der Landesregierung sollen dafür sorgen, die

weitere Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen. So dürfen sich nur
noch maximal fünf Personen, die nicht in einem gemeinsamen Haushalt
leben, an einem öffentlichen Platz versammeln. Gastronomen mussten
ihre Lokale am Samstag um 12.00 Uhr bis auf Weiteres schließen - und
taten das nach den ersten Beobachtungen der Polizei auch. Weiterhin
erlaubt ist, sich Essen zu bestellen und liefern zu lassen.

MEHR CORONA-FÄLLE

Die Zahl der bestätigten Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 ist
in Hessen weiter gestiegen - von 962 auf 1166. Nach zwei Todesfällen
in Wiesbaden und Mainhausen meldete der Main-Taunus-Kreis den Tod
eines 72-Jährigen in Flörsheim. Die Umstände deuteten auf die
Infektion als Todesursache hin, teilte der Kreis mit.

Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) appellierte auf Twitter an die
Hessen, sich an die Maßnahmen und Abstandsregeln zu halten. Das sei
nötig, um die Risikogruppen wie etwa alte oder geschwächte Menschen
zu schützen. «Treffen Sie so wenig Menschen wie möglich», erklärt
e
Klose eine wichtige Grundregel. «Und wenn Sie sich dort dann
begegnen, halten Sie einen Abstand von mindestens 1,5 Metern
zueinander.»

EINKAUFEN UND ENTRÜMPELN

Der Run in den Supermärkten auf bestimmte Waren dauerte in Hessen an:
Klopapier und Nudeln waren am Samstag etwa in einem Offenbacher
Supermarkt ausverkauft, und zwar schon morgens um 8.00 Uhr. Vor der
Kasse waren mit rot-weißem Flatterband, das auf den Boden geklebt
war, Wartezonen eingezeichnet.

Damit der Einkauf in geordneten Bahnen verläuft, erließ der Kreis
Marburg-Biedenkopf eine Verfügung. Demnach gilt unter anderem, dass
sich nur eine bestimme Anzahl von Kunden gleichzeitig im Verkaufsraum
etwa von Supermärkten oder Apotheken aufhalten darf und die Menschen
einen Mindestabstand von eineinhalb Metern einhalten müssen. Und:
«Waren dürfen nur in einem haushaltsüblichen Umfang an eine Person
abgegeben werden, sogenannte Hamsterkäufe sind verboten.»

Auf dem beliebten Wochenmarkt in Frankfurt-Bornheim forderten die
Anbieter am Samstag ihre Kunden auf, Abstand zu halten und sich die
Waren nicht selbst zu nehmen. Imbissstände waren vom Platz am
Uhrtürmchen verbannt worden. Auf dem Bauernmarkt an der
Konstablerwache blieben die Kunden diszipliniert und auf Abstand
bedacht. Das fiel auch leichter als sonst, weil die sonst gut
frequentierten Imbiss- und Getränkestände nicht aufgebaut waren.

Erneut großer Andrang herrschte bei den kommunalen Wertstoffhöfen,
weil viele Bürger derzeit ihre Keller ausmisten. Unter anderem baten
die Stadtreiniger in Kassel die Bürger, kein Entrümpelungsmaterial
mehr zu bringen.

GUTE GESCHÄFTE

Eine Chemie-Firma aus Darmstadt gehört zu den Unternehmen, die von
der Corona-Krise profitieren. Das Unternehmen Röhm stellt unter
anderem Plexiglas her, das derzeit insbesondere in Supermärkten als
Mitarbeiterschutz an den Kassen stark gefragt ist. «Seit ein paar
Tagen ist die Nachfrage nach unseren Plexiglas-Lösungen für Kassen
und Schalter sprunghaft angestiegen und liegt zehn- bis zwölfmal
höher als sonst üblich», sagte Unternehmenschef Michael Pack dem
Magazin «Wirtschaftswoche».

STAATSTHEATER DARMSTADT LÄNGER ZU

Das Staatstheater Darmstadt schließt seine Bühnen noch länger als
bislang angekündigt. Nunmehr soll es bis zum 31. Mai keine
Vorstellungen mehr geben, teilte das Haus am Samstag mit.
Die Künstler arbeiten in der Zwangspause an digitalen Formaten. Zwei
sind inzwischen am Start: «Die tägliche Dosis», ein buntes Angebot
aus Homestories, Theatergeschichten, Mitschnitten von Inszenierungen
und Konzerten. Außerdem gibt es «Vitamin L». Das Ensemble liest
zeitgenössische Literatur.