UN: Bessere Luft durch Corona-Krise ist nicht gleich Klimaschutz

Genf (dpa) - Wetterexperten der Vereinten Nationen warnen davor,
kurzfristig saubere Luft durch die Corona-Krise mit langfristigen
Klimaschutz-Fortschritten zu verwechseln. «Die Erfahrungen der
Vergangenheit lassen vermuten, dass auf einen Emissionsrückgang in
Wirtschaftskrisen ein rascher Anstieg folgt. Diese Entwicklung müssen
wir durchbrechen», forderte der Generaldirektor der
Weltwetterorganisation WMO, Petteri Taalas, in einer am Freitagabend
in Genf verbreiteten Erklärung.

Richtig sei, dass das Herunterfahren der Wirtschaft mit dem Ziel des
Eindämmens des Coronavirus zu lokalen Verbesserungen der Luftqualität
geführt habe. Dies sei in China und später auch in Norditalien
messbar gewesen, etwa am geringeren Ausstoß von Kohlendioxid, kurz
CO2, und Stickstoffdioxid, kurz NO2. Aber es sei zu früh, um die
langfristigen Auswirkungen auf die Gas-Konzentrationen und damit den
Treibhauseffekt der Erde abzuschätzen, hieß es.

Wichtige internationale Mess-Stationen auf Hawaii und bei Cape Grim
in Tasmanien (Australien) hätten bei dem Level des klimaschädlichen
Kohlendioxids sogar für die ersten Monate 2020 höhere Werte
verzeichnet als 2019. Die UN-Wetterorganisation wies darauf hin, dass
man zusätzlich zum Unterschied zwischen lokalen und weltweiten
Änderungen auch zwischen dem Ausstoß der Treibhausgase und der
Konzentration in der Atmosphäre unterscheiden müsse. Für die
wichtigen Konzentrationswerte müssten zusätzliche Aspekte im
Zusammenspiel der Umwelt beachtet werden, darunter die Aufnahme durch
die Ozeane. Maßnahmen gegen den Klimawandel müssten mit Nachdruck
verfolgt werden, folgerte der finnische WMO-Chef Petteri Taalas.