Supermärkte machen von längeren Öffnungszeiten keinen Gebrauch

Der Plan war: Längere Öffnungszeiten gleich weniger Menschen zur
selben Zeit im Supermarkt. Dieses Vorhaben der Staatsregierung im
Kampf gegen die Corona-Pandemie wird bislang nicht umgesetzt. Dafür
ergreifen die Supermarktketten andere Schutzmaßnahmen.

München (dpa/lby) - Um den Andrang in Supermärkten in der
Corona-Krise zu entzerren, hat Bayern die möglichen
Ladenöffnungszeiten ausgeweitet - doch die großen Ketten machen davon
keinen Gebrauch. Der Grund ist in erster Linie, dass die Mitarbeiter
geschont werden sollen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur
in München am Samstag ergab. Die Unternehmen versuchen aber
ihrerseits mit anderen Maßnahmen, die Infektionsgefahr für Kassierer
und Kunden zu verringern.

«Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauchen Ruhephasen, um
Kräfte zu sammeln, sich zu erholen, Zeit mit ihren Partnern und
Familien zu verbringen», erläuterte etwa eine Sprecherin von Aldi
Süd. Ähnlich argumentierte der Sprecher für Rewe und Penny: «Unsere

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten seit Wochen Großartiges. Sie
brauchen dringend einen freien Tag.»

Ein Edeka-Sprecher teilte mit: «Schon jetzt sind viele Kolleginnen
und Kollegen an den Grenzen ihrer Belastbarkeit. Jetzt noch einen Tag
länger zu öffnen, würde diese Situation weiter verschärfen.» Die

Versorgung der Kunden mit Lebensmitteln sei auch mit den bestehenden
Öffnungszeiten gewährleistet. Eine Netto-Sprecherin äußerte sich
ebenso. Laut einer Lidl-Sprecherin haben alle Filialen derzeit zu den
gewohnten Öffnungszeiten geöffnet, eine Ausweitung sei bisher nicht
geplant. «Selbstverständlich bewerten wir die Situation täglich neu.
»

Um den Andrang in Supermärkten zu entzerren, hat Bayern die möglichen
Ladenöffnungszeiten ausgeweitet. Sie dürfen nun werktags von 6.00 bis
22.00 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 12.00 bis 18.00 Uhr öffnen.
Daran hatte es schon Kritik der Gewerkschaft Verdi gegeben.

Ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums, das auch für Ernährung
zuständig ist, erklärte am Samstag: «Unser Haus steht täglich in
Kontakt mit den Lebensmittelketten. Bislang ist die Versorgung mit
den bisherigen Öffnungszeiten an sechs Tagen der Woche gesichert.»

Ein Kollege aus dem Arbeitsministerium machte deutlich, dass die
erweiterten Öffnungszeiten eine «Kann- und keine Mussbestimmung»
seien. Insofern hätten Einzelhändler und Dienstleister die
Möglichkeit, flexibel auf den konkreten Bedarf der Bevölkerung zu
reagieren. Lebensmittelhändler seien auch nicht verpflichtet, zu
melden, ob und wenn ja in welchem Umfang sie von den erweiterten
Öffnungszeiten Gebrauch machen. «Wir sind in engstem Kontakt mit der
Wirtschaft, der fortlaufend geführt wird. Es gilt, verantwortungsvoll
mit dieser erweiterten Kann-Regelung umzugehen», so der Sprecher.

Mit Abstandsmarkierungen am Boden, «Spuckschutz» an den Kassen,
bargeldlosem Bezahlen sowie Desinfektionsmitteln und Handschuhen für
Mitarbeiter wollen die Supermarkt- und Discounterketten aber eine
Ausbreitung des Coronavirus eindämmen und zugleich ihre Kassierer vor
einer Ansteckung schützen.

Die Netto-Sprecherin machte noch einmal deutlich, dass die Versorgung
mit Lebensmitteln weiterhin bundesweit sichergestellt sei. «Wir
beobachten zwar, dass es in einigen Sortimentsbereichen, etwa
haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln und Konserven oder auch
Hygieneprodukten, zu einer erhöhten Nachfrage kommt. Dennoch können
wir die tägliche Belieferung der Märkte mit ausreichend Ware über
unsere Logistikzentren weiterhin gewährleisten.»