Wasserball-Bundestrainer Stamm nach Turnier-Aus: Köpfe frei kriegen Von Christian Kunz und Thomas Eßer, dpa

Statt des Olympia-Qualifikationsturniers in den kommenden Tagen haben
die deutschen Wasserballer eine Zwangspause. Die Situation drückt
sehr auf die Gemüter der Auswahl von Bundestrainer Hagen Stamm. Der
«Mr. Wasserball» sieht noch eine Olympia-Chance für den Sommer.

Berlin (dpa) - Erst einmal sollten die deutschen Wasserballer in der
für alle schwierigen Situation die Köpfe frei bekommen. «Ich habe den

Spielern gesagt, geht ein paar Bier trinken und macht erstmal
zehn Tage gar nichts», berichtete Bundestrainer Hagen Stamm über di
e
ungewöhnliche Sofortmaßnahme. Statt um die erste Olympia-Teilnahme
seit 2008 zu kämpfen, ist sein Team zur Zwangspause verdammt.

«Für die Sportler ist das eine schwierige Situation. Sie haben so
viel gearbeitet, um ihre Körper in einen olympiatauglichen Zustand zu
bekommen», sagte Stamm bei allem Verständnis für die Absage. «Weder

vom europäischen Verband noch vom Weltverband haben wir ein Signal
bekommen, wie und wann es weiter geht. Da ist kein Silberstreif am
Horizont zu sehen.»

Das wegen der Coronavirus-Pandemie für die nächsten Tage abgesagte
Turnier soll nun vom 31. Mai bis 7. Juni stattfinden. Die Zweifel
sind groß, ob das wirklich so kommen kann. «Alles ist ungewiss, für
den Sport und die Gesellschaft», sagte Stamm. «Es kommen ja praktisch

täglich neue Hiobsbotschaften. Die Situation ist natürlich auch für
den Sport katastrophal», sagte Stamm.

Gerade für eine nicht im öffentlichen Fokus stehende Disziplin wie
Wasserball ist es schwierig. «Die Spieler haben ihr Leben auf eine
Olympia-Teilnahme ausgerichtet», sagte Stamm. Bis auf seinen Sohn
Marko Stamm und Kapitän Julian Real hat noch keiner seiner
Schützlinge Olympia erlebt. «Olympia ist für Randsportarten
überlebensnotwendig. Es ist auch ein Signal für die nächste
Generation.»

Mit ihren Olympia-Nöten sind die Wasserballer abseits der natürlich
viel größeren gesellschaftlichen Sorgen nicht alleine. Stamm sieht
aber noch Chancen auf die Sommerspiele vom 24. Juli bis zum 9. August
in Tokio. «Da ist grundsätzlich noch genügend Zeit, in der sich noch

viel verändern kann», sagte der 59-Jährige. «Natürlich kann man n
icht
nach Tokio fahren, wenn das Virus bis dahin nicht unter Kontrolle
ist.»

Mit Blick auf die mögliche Qualifikation gebe es «verschiedene
Szenarien», sagte der «Mr. Wasserball» genannte Stamm. «Wenn die
Spiele stattfinden, wird man versuchen, irgendwann vorher die
Qualifikation durchzuführen. Wenn Olympia verschoben wird, wird man
auch die Qualifikation weiter verschieben.»