Patientenschützer: Maßnahmen für Pflege gegen Corona reichen nicht

Berlin/Würzburg (dpa) - Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat
Bund und Länder aufgerufen, endlich überzeugende Maßnahmen zum Schutz

von Pflegebedürftigen gegen das Coronavirus einzuleiten.
Stiftungsvorstand Eugen Brysch sagte der Deutschen Presse-Agentur:
«Es ist unverantwortlich, dass der Notfallplan zum Schutz der 800 000
Pflegebedürftigen und 764 000 Beschäftigten aus dem Jahr 2013 immer
noch nicht angepasst wurde.» Der Plan sei damals erstellt worden, um
eine Grippewelle abzuwehren. Diese Menschen lebten auf engstem Raum
in den 13 700 Pflegeheimen. Sie seien eine Hochrisikogruppe.

Brysch reagierte auf den Tod von neun Menschen in einem Würzburger
Pflegeheim, die nach Coronavirus-Infektionen gestorben sind. Nach
Angaben der Leiterin der Altenpflegeeinrichtung hatten alle
Verstorbenen Vorerkrankungen gehabt und waren über 80 Jahre alt
gewesen. Von den 160 Bewohnern lägen derzeit fünf mit einer
Covid-19-Erkrankung in Würzburger Kliniken, weitere zehn seien
positiv auf das Virus getestet und würden isoliert in ihren Zimmern
im Heim versorgt. Hinzu kämen 23 Pflegekräfte mit ebenfalls positivem
Test. Diese befänden sich in Quarantäne zu Hause.

Brysch sprach von einem «Weckruf» und mahnte: «Höchstbedenklich ist
,
dass infizierte Bewohner weiter im Pflegeheim bleiben können.» Bund
und Länder hätten in der Corona-Krise jetzt verstärkt die Pflege in
den Blick zu nehmen. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
(CDU) sei gefordert.

Spahn hatte in den vergangenen Tagen angekündigt, die Betreuung in
den Pflegeheimen in der Corona-Krise mit Sonderregelungen
abzusichern. Pflegebedürftige und auch die Pflegekräfte selbst
bräuchten besonderen Schutz und besondere Unterstützung. Mit
Pflegekassen und Pflegeverbänden sei dafür unter anderem die
befristete Aussetzung bürokratischer Anforderungen vereinbart worden.
Von Mehrkosten wegen der Corona-Epidemie sollten Pflegeheimbewohner
und ihre Angehörige verschont bleiben, sagte Spahn.

Die pflegepolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Nicole Westig,
argumentierte ähnlich wie Brysch. Sie sagte der dpa:
«Pflegebedürftige und Pflegekräfte müssen deutlich besser geschüt
zt
und unterstützt werden. Dazu muss Bundesgesundheitsminister Spahn
finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, um in den Pflegeheimen
isolierte Bereiche für infizierte Patienten einzurichten.» Zudem
müssten Pflegeheime bei der Ausstattung mit Schutzkleidung und
Desinfektionsmitteln ebenso berücksichtigt werden wie Kliniken und
Arztpraxen.