Wenige Einschränkungen für Obdachlose in Corona-Krise Von Jürn-Jakob Gericke, dpa

Mehrere Einrichtungen für Obdachlose sind in Hamburg in der
Corona-Krise nur eingeschränkt nutzbar oder sogar geschlossen worden.
In Mecklenburg-Vorpommern dagegen sollen die Angebote fortgeführt
werden.

Rostock (dpa/mv) - Obdachlose in Mecklenburg-Vorpommern müssen anders
als etwa in Hamburg in der Corona-Krise bisher keine großen
Einschränkungen fürchten. In den größeren Städten des Landes sind
die
Unterkünfte für wohnungslose Menschen weiterhin geöffnet. Das teilten

mehrere Städte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. In
Rostock, Schwerin und Stralsund gelte in den Unterkünften allerdings
ein Besuchsverbot. In Hamburg sind mehrere Einrichtungen für
Obdachlose nur eingeschränkt nutzbar oder sogar geschlossen worden.

Die Wohnungslosenunterkunft sei normal in Betrieb, mit erhöhten
Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen, hieß es in Schwerin. Der
Betreiber der Einrichtung habe die Bewohner aufgefordert, Kontakte
untereinander zu vermeiden und Distanz zu halten.

Das Integrative Betreuungszentrum der Stadtmission in Rostock bietet
25 Männern und neun Frauen Platz. Dessen Leiter Hartwig Vogt sagte:
«Wir haben in den Unterkünften für Wohnungslose auch ältere Mensche
n,
die zum Teil krank sind. Die gehören natürlich zur Risikogruppe. Da
wollen wir möglichst wenig Kontakte von außen haben.» Es gebe
Aushänge. Den Bewohner der Unterkunft sowie den Nutzern des
«Nachtasyls» stünden darüber hinaus auch Medien zur Verfügung, um
die
Nachrichten zu verfolgen.

Die Herberge für Obdachlose in Stralsund sei personell gut
aufgestellt, um die untergebrachten Menschen auch in dieser Zeit zu
unterstützen, sagte Stadtsprecher Peter Koslik. «Wohnungslose, die
sich dort melden, werden mit Kleidung, einer kleinen Mahlzeit und
einer warmen Dusche versorgt. Dabei werden die Bewohner der
Obdachlosenunterkunft durch die Mitarbeiter fortlaufend zu den
Infektionsrisiken aufgeklärt und diese halten sich vorbildlich an die
Anweisungen und Hinweise.»

Eine Sprecherin der Diakonie, die mehrere Einrichtungen für
Wohnungslose in Mecklenburg-Vorpommern betreut, erklärte: «Alle
Mitglieder unseres Landesverbandes werden täglich umfassend über die
Maßnahmen hinsichtlich der Coronavirus-Pandemie informiert. Diese
werden selbstverständlich auch in den Obdachlosenheimen umgesetzt,
auch im Falle einer Quarantäne oder Infektion.»

Im Rostocker Stadtzentrum betreibt die Volkssolidarität eine Ausgabe
von Mittagessen an Wohnungslose. Wie eine Mitarbeiterin sagte, werden
nur noch 20 Obdachlose gleichzeitig in den Raum gelassen, um das
Infektionsrisiko zu minimieren. Sollten mehr Bedürftige kommen, sei
es möglich, Essen mitzunehmen. Es gelte, Kontakte zu reduzieren.

Die Obdachlosenhilfe Rostock ist mit einem Campingfahrzeug in der
Stadt unterwegs, um für wohnungslose Menschen da zu sein und Imbisse
zu verteilen. Die Gespräche mit der zuständigen Sozialarbeiterin
würden aber nicht wie früher im Fahrzeug, sondern nur im Freien
geführt, sagte ein Mitarbeiter des Vereins: «Die Vorsichtsmaßnahmen,

die momentan jeder befolgen sollte, halten wir natürlich auch ein.»

Das Sozialministerium steht nach Angaben eines Sprechers im Rahmen
der Corona-Krise im ständigen Austausch mit den Landkreisen und
kreisfreien Städten sowie weiteren Akteuren. In einer «Task Force
Pflege und Soziales» sei auch das Thema Umgang mit
Wohnungslosenunterkünften besprochen worden. Dabei hätten die
Kommunen signalisiert, dass sie in diesem Bereich bisher keine
zusätzliche Unterstützung durch das Land benötigen.