Alarm aus Krankenhäusern: Zu wenig Schutzkleidung gegen Corona

Bei den ersten Infektionsfällen in NRW war es nur ein Problem für
Heinsberg und Aachen: Aber jetzt breitet sich das Virus landesweit
aus und viele Krankenhäusern droht die Schutzkleidung auszugehen.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Zahl der Corona-Infektionen steigt und in
vielen Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen wird das Schutzmaterial
wie Masken und Kittel langsam knapp. «Wir leben von der Hand im
Mund», sagt etwa der Geschäftsführer des St.-Antonius-Hospitals in
Eschweiler, Elmar Wagenbach. «Es wird gegebenenfalls schlimm werden»,
befürchtete auch der medizinische Geschäftsführer des Josef-Hospitals

Bochum, Christoph Hanefeld. Die Nachschubprobleme aus Asien führten
in ganz Europa zu Problemen, sagte der medizinische Chef des
Klinikums.

Mitarbeiter würden jetzt schon so geschult, damit das Material
häufiger verwendet werden könne, sagte Hanefeld. Das Klinikum habe
außerdem eine Firma beauftragt, Mundschutz und Kittel aus Stoff zu
nähen, die man dann reinigen könnte. Aber selbst dieser spezielle
Stoff sei nur noch schlecht zu bekommen.

Er sehe die Notwendigkeit einer zentralen Mangelverwaltung etwa durch
Land oder Bund, forderte Hanefeld. Das Bochumer Klinikum wolle die
Anzahl der Betten mit Beatmungsmaschinen verdoppeln. Aber für die
Behandlung der Infizierten brauche er unbedingt Schutzmaterial.

Im Kreis Heinsberg wird mittlerweile Schutzkleidung auch aus ganz
anderen Bereichen eingesetzt, die die gleichen Anforderungen erfülle
wie medizinische Schutzkleidung, wie der Landrat Stephan Pusch (CDU)
in der ZDF-Sendung «Markus Lanz» sagte. Er verwies dabei auf die
Veterinärmedizin. Mit zuletzt 916 Infizierten (Stand: Freitag 16 Uhr)
ist Heinsberg der am stärksten vom Coronavirus betroffene Kreis in
Deutschland.

Der Kreis sucht nach anderen Wegen, ist dazu in Kontakt mit der RWTH
Aachen und prüft, ob es keine Möglichkeit gibt, Schutzkittel und
Masken selbst herzustellen. Bis zu zehn Mitarbeiter der
Kreisverwaltung durchforsten außerdem das Internet nach möglichen
Materialquellen. Auch aus Sicht des Landrats müsste es eine zentrale
Mangelverwaltung durch das Land geben, die das vorhandene Material
steuert.

Wegen Nachschubproblemen hatten auch schon die Pflegedienste Alarm
geschlagen. Nötig seien örtliche, staatlich organisierte
Verteilstellen, um die ambulanten Dienste auch weiterhin arbeitsfähig
zu halten, hatte auch der Bundesverband Ambulante Dienste und
stationäre Einrichtungen gefordert.

Das NRW-Gesundheitsministerium sieht sich nach der angekündigten
Bestellung von einer Million Schutzmasken Anfang März selbst mit
Problemen konfrontiert. Aufgrund der weltweiten Exportbeschränkungen
und Produktionsknappheiten könne es sein, dass verbindlich
vereinbarte Lieferungen nur verzögert oder gar nicht kämen, teilte
das Ministerium mit. 20 000 an das Ministerium gelieferte Masken
seien bereits verteilt.