Sportler und ihre Verantwortung in der Corona-Krise - #stayathome Von Jordan Raza, dpa

Aufgrund der Coronavirus-Krise ruht der Sportbetrieb. Viele Athleten
sind sich jedoch ihrer Verantwortung bewusst. Sie nutzen ihre
Reichweite in sozialen Netzwerken und appellieren an die Fans.

Berlin (dpa/bb) - Die Spitzensportler sind in der Coronavirus-Krise
aktuell zum Nichtstun verdammt. Der Spielbetrieb im Fußball,
Basketball und fast allen anderen Sportarten ist vorerst
unterbrochen. Manchmal gibt es jedoch Wichtigeres als den Sport - das
wissen auch die Vereine sowie ihre Sportler und appellieren deshalb
an ihre Fans. Eine Auswahl von Teamsportlern aus Berlin, Brandenburg,
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen:

Hertha BSC (Fußball-Bundesligist): In der von den Berlinern
gegründeten Facebook-Gruppe «Herthaner helfen» bieten die Fans des
Hauptstadtclubs ihre Unterstützung an. «Apotheken- oder Botengänge,
kleinere Einkäufe oder auch mal mitm Hund raus», schreibt
beispielsweise ein User.

Herthas Spieler appellieren ebenfalls an die Vernunft ihrer Fans und
rufen zur Solidarität auf. «Bleibt zuhause wie es möglich ist, seid
rücksichtsvoll. Wir schaffen das zusammen», erklärte
Mittelfeldspieler Vladimir Darida in einem Video, während er auf
einem Spinning-Rad fährt. Auch Stürmer Dodi Lukebakio rief die
Menschen auf, in den eigenen vier Wänden zu bleiben.

Hertha-Urgestein Frank Zander hat aufgrund der Krise seine
Hertha-Hymne umgedichtet. Statt «Nur nach Hause» singt der Berliner
jetzt «Nur nach draußen gehen wir nicht» - aufgenommen in seiner
Berliner Küche. «Leider hat uns dieses verdammte Virus einen Strich
durch die Rechnung gemacht, aber wir Berliner kriegen das schon in
den Griff», sagte er in dem auf Facebook veröffentlichten Video.

Am vergangenen Samstag hätte das von den Berlinen heiß erwartete
Stadtderby gegen den 1. FC Union Berlin stattfinden sollen. «Ich
hoffe, dass dieses Stadtderby im vollbesetzten Olympiastadion nur
aufgeschoben ist. Bis dahin können wir alle gemeinsam mithelfen,
diese schwierige Krise zu überstehen», richtete sich Hertha-Manager
Michael Preetz an die Fans.

RB Leipzig (Fußball-Bundesligist): RB Leipzig hat im Kampf gegen die
Ausbreitung des Coronavirus eine soziale Kampagne gestartet. Unter
dem Motto «Was ist wichtiger als Fußball? #WirAlle!» stellt der Club

auf seiner Website hilfreiche Inhalte bereit und weist auf aktive
Möglichkeiten zur Unterstützung wie etwa Blutspenden hin.

«#wiralle - wir alle sollten vernünftig sein. Wir alle sollten
zuhause bleiben. Wir alle sollten unser Leben entschleunigen, um den
Virus zu entschleunigen», sagte RB-Coach Julian Nagelsmann in einem
Instagram-Post. Zuvor hatte er bereits betont, dass es bedeutendere
Dinge gebe, als den Fußball. «Wenn man selber mit anderen Dingen zu
kämpfen hat, wenn die Supermärkte leergekauft werden, wenn man nicht
mehr auf die Straße darf, dann geht der Unterhaltungswert eines
Fußballspiels gegen null», kommentierte der 32-Jährige die
Zwangspause der Bundesliga.

Nationalspieler Lukas Klostermann nutzt ebenfalls seine
Instagram-Reichweite, um Gutes zu tun. «Kennt ihr Stiftungen oder
Organisationen, die bei der Bekämpfung/Eindämmung/Behandlung des
Corona-Virus ganz besonders Unterstützung gebrauchen können?», fragte

der Verteidiger auf seinem Profil. Zudem hat er sich zusammen mit
Mitspieler Marcel Halstenberg der Initiative «We Kick Corona»
angeschlossen.

Mit der von Leon Goretzka und Joshua Kimmich ins Leben gerufenen
Initiative soll karitativen, sozialen oder medizinischen
Einrichtungen geholfen werden, die aufgrund der Pandemie auf
sofortige Hilfe angewiesen sind. «Corona schlagen wir nur im Team»,
so Goretzka.

1. FC Union Berlin (Fußball-Bundesligist): Die Eisernen wollten am
20. März eigentlich wieder mit dem gemeinsamen Training beginnen.
«Bis zum 31. März machen wir jetzt erstmal Individualtraining. Die
Spieler bleiben zuhause, bekommen individuelle Pläne», hieß es dann
einen Tag vorher. Im Zuge der Coronavirus-Krise will Unions Torhüter
Rafael Gikiewicz auf einen Teil seines Gehalts verzichten. «Das in
der Welt herrschende Coronavirus betrifft uns alle. Wir sind
gezwungen, zu handeln», schrieb der 32-Jährige in sozialen Netzwerken
und nutzte seinen Beitrag für einen Appell. «Wir können es gemeinsam

schaffen. Und ihr, beschützt die Älteren und die Schwächeren.»

Stürmer Sebastian Polter hält sich während der Zwangspause zuhause
fit. In einem Instagram-Video präsentierte er seinen Fans seine
Lieblingsübungen - Liegestützen, Treppenspringen und Kniebeugen. Doch
auch seine klare Botschaft an alle lautet: «#stayathome».

FC Carl Zeiss Jena (Fußball-Drittligist): Die Thüringer nutzen ihre
Reichweite, um auf ein ganz bestimmtes Projekt in Jena aufmerksam zu
machen: das Fanprojekt-Jena, das ab dem 23. März Einkaufshilfe
anbietet. «Ziel ist es, Menschen den Zugang zu Lebensmitteln
erleichtern, die gerade nur eingeschränkte Möglichkeiten haben, sich
selber zu versorgen», heißt es auf der Website des Projekts.

1. FC Magdeburg (Fußball-Drittligist): Auch in der Dritten Liga
pausiert der Spielbetrieb - vorerst bis zum 30. April. «Fußball ist
zweitrangig», sagte Cheftrainer Claus-Dieter Wollitz. Es gebe
wichtigere Themen und das sei die Gesundheit. «Wir können alle dazu
beitragen, um den Virus einzudämmen», sagte der 54-Jährige in
Richtung der Fans.

Mit einer Videobotschaft auf dem vereinseigenen Youtube-Kanal wenden
sich die Spieler des 1. FC Magdeburg an ihre Anhänger. «In dieser
Zeit müssen wir alle zusammen stehen. Auch wenn wir den Fußball
vermissen, müssen wir uns gegenseitig helfen», sagte Torwart Morten
Behrens an die Magdeburg-Anhänger gerichtet. «Helft euren Nachbarn
bei der Kinderbetreuung, bei den Einkäufen». Nur gemeinsam könne man

die schwere Zeit überstehen.

Alba Berlin (Basketball-Bundesligist): Da Schul- und Vereinssport
aufgrund der Corona-Krise ausfallen, bietet Alba seit dieser Woche
«Albas digitale Sportstunde» an. Eine Sporteinheit dauert 45 Minuten
und richtet sich an Kinder im Kita-, Grundschul- und Oberschulalter.

Für Albas Kapitän Niels Giffey hingegen ist momentan nicht an Sport
zu denken. «Im Augenblick gibt es wichtigere Dinge», sagte er. Giffey
selber versuche möglichst wenig die eigene Wohnung an der Grenze
zwischen Mitte und Prenzlauer Berg zu verlassen. «Ich gehe auch nur
noch selten raus und habe mir abgewöhnt noch in Restaurants zu
gehen», berichtete er.

Energie Cottbus (Fußball-Regionalligist): Auch die Lausitzer
richteten in den sozialen Netzwerken eine eindeutige Botschaft an
ihre Anhänger «Händewaschen sollte man immer, doch jetzt erst
Recht!!! (...) #staysafestayclean #stayathome», postete FC Energie
auf Instagram. Zudem baut der Verein auf die Unterstützung seiner
Fans, die für rund 20 Euro «Antikörper» erwerben können. So sol
l
geholfen werden, den Verein «immun» gegen die wirtschaftlichen Folgen

des Coronavirus zu machen. «Sie können lindern, Sicherheit geben und
Platz für unsere Zukunft geben», teilte der Verein mit.

SC DHfK Leipzig (Handball-Bundesligist): Die Spieler der Leipziger
verzichten auf Teile ihrer Gehälter. Mit dieser Maßnahme wollen die
Profis ihren Club während der Krise durch die Ausbreitung der
Coronavirus-Pandemie wirtschaftlich entlasten. «Wir als Mannschaft
sind in der aktuellen Situation natürlich bereit, über einen gewissen
Zeitraum Gehaltskürzungen zu akzeptieren. Es geht schließlich darum,
dass alles, was hier seit 2007 aufgebaut wurde, nicht verschwindet»,
sagte Kapitän Alen Milosevic am Freitag in einer Pressemitteilung des
Vereins.