Deutsche zahlen in der Corona-Krise lieber kontaktlos

Die Konsumenten in Deutschland lieben das Bargeld und setzen
vergleichsweise selten eine Kredit- oder Girocard ein. Nun sorgt die
Angst vor einer Ansteckung mit dem Corona-Virus für eine Trendwende.

Berlin (dpa) - Die Bankkunden in Deutschland nutzen in der
Corona-Krise verstärkt die Möglichkeit, an der Supermarkt-Kasse, der
Tankstelle oder bei sonstigen Einkäufen kontaktlos zu bezahlen. In
den vergangenen Tagen sei mehr als die Hälfte aller
Girocard-Zahlungen kontaktlos durchgeführt wurden, sagte eine
Sprecherin der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) der Deutschen
Presse-Agentur. Im Dezember habe dieser Anteil noch bei 35 Prozent
gelegen.

Beim kontaktlosen Bezahlen müssen die Käufer Ihre Plastikkarten nicht
in ein Lesegerät stecken und an dem Terminal eine PIN eingeben,
sondern brauchen die Karte nur an das Terminal zu halten. Dabei wird
erst ab einem Betrag von 25 Euro eine PIN-Eingabe notwendig. Besitzer
eines Smartphones oder einer Smartwatch können den körperlichen
Kontakt mit dem Bezahlterminal komplett vermeiden.

Bei Apple Pay und Google Pay findet das Entsperren auf dem eigenen
Gerät statt, nicht über eine PIN-Eingabe am Terminal. Für die beiden

Bezahlverfahren können in Deutschland bisher nur Kredit- und
Debitkarten eingebunden werden können. Die Girocard soll aber noch in
diesem Jahr folgen. Zahlstellen, die den kontaktlosen Geldtransfer
ermöglichen, erkennt man an einem Funk-Symbol aus gebogenen Linien
(Wellen-Symbol).

Zuletzt hatte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und
Giroverbandes, Helmut Schleweis, die Kunden aufgefordert, stärker die
kontaktfreie Zahloption zu nutzen. «Wir empfehlen aber kontaktlose
Zahlungen mit Karte oder Smartphone. Damit kann das Ansteckungsrisiko
deutlich minimiert werden. Das entspricht auch den Empfehlungen der
Weltgesundheitsorganisation (WHO)», sagte er.

Im Handel gibt es teilweise noch Vorbehalte gegen digitales Bezahlen,
weil die Ladenbesitzer die Gebühren der Zahlungsdienstleister umgehen
wollen. Allerdings sind in der EU die Transfergebühren beim Einsatz
von Kreditkarten und anderen Bankkarten seit 2015 stark gedeckelt
worden. Seitdem akzeptieren auch Supermarktketten wie Aldi und Lidl
sowie die meisten Tankstellenbetreiber das kontaktlose Bezahlen.

Vor dem Hintergrund der Corona-Krise kündigte der Dienstleister SumUp
an, bis zum 30. April die Gebühren für mobiles Bezahlen zu erlassen.
Damit wolle man kleinen Unternehmen, Freiberuflern und
Selbstständigen einen Weg aufzuzeigen, ihr Geschäft auch weiterhin
sicher zu betreiben. «Auch Händler, die Versorgungsdienstleistungen
erbringen oder aber aktive Auslieferungsdienste anbieten, können so
auf eine bessere Zahlungsoption zurückgreifen», teilte das Berliner
Unternehmen mit.