Weidmann rechnet mit Rezession in Deutschland

Berlin (dpa) - Bundesbank-Präsident Jens Weidmann geht wegen der
Coronavirus-Krise von einer Schrumpfung der Wirtschaftskraft aus.
«Eine Rezession in Deutschland ist jetzt wohl unvermeidlich», sagte
Weidmann der «Welt» (Samstag). Die Maßnahmen zur Eindämmung des
Coronavirus seien aber nötig, um die Ausbreitung zu stoppen.

Weidmann befürwortet die bisherigen Schritte der Bundesregierung bei
der Bekämpfung der Epidemie. «Die Bundesregierung hat schnell und
richtig gehandelt. Zentral erscheint mir, das Vertrauen der Bürger in
das staatliche Handeln zu bewahren.» Dazu müsse der Staat auch die
ökonomischen Folgen für die Menschen und die Unternehmen eindämmen
und nach der Epidemie entschlossen bei der Wiederbelebung der
Wirtschaft helfen. «Die Geldpolitik unterstützt, sie kann aber
diesmal bei der Verteidigung nicht an vorderster Front stehen.»

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat wegen der Coronavirus-Krise
bereits ein neues Anleihenkaufprogramm im Volumen von 750 Milliarden
Euro beschlossen - und weitere Schritte sind möglich. «Die EZB ist in
der komfortablen Situation, dass sie über eine ganze Reihe von
Instrumenten verfügt, die alle noch nicht ausgeschöpft sind», sagte
EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel der «Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung». Auch sie betonte aber, dass zur Lösung der Krise
vor allem die Politik gefordert sei. So sprach sie sich für
gemeinsame Krisen-Anleihen der Euro-Mitgliedsstaaten aus. Auch die
Ausgabe einmaliger «Corona-Anleihen» sei denkbar.

Weidmann betonte, dass Deutschland dank solider Staatsfinanzen gut
dastehe, um die Krise zu stemmen. «Es war genau richtig, dass
Deutschland den Staatshaushalt in Zeiten guter Konjunktur
konsolidiert hat. Dadurch sind jetzt Spielräume da, um mit dieser
schweren Krise umzugehen.»