Corona-Hotspots an der unteren Mosel und in Rheinhessen

«Super Spreader» mit vielen Kontakten tragen dazu bei, dass sich die
Pandemie in manchen Regionen besonders schnell verbreitet. In Teilen
der Pfalz und im Moseltal bei Trier konnten die Infektionen bislang
begrenzt werden.

Mainz (dpa/lrs) - Die dramatische Zunahme von Infektionen mit dem
Coronavirus schreitet auch in Rheinland-Pfalz voran. Eine Auswertung
der täglichen Statistiken des Gesundheitsministeriums seit Anfang
März zeigt, dass sich die Zahl der Covid-19-Fälle in der vergangenen
Woche bis Sonntag versechsfacht hat - auf 1149 nach der jüngsten
Übersicht mit dem Stand Sonntag 10.00 Uhr. Und das sind nur die in
Tests bestätigten Fälle - das tatsächliche Ausmaß dürfte nach
Einschätzung von Experten noch größer sein, lässt sich aber nicht
verlässlich schätzen.

Die regionale Verteilung nach Landkreisen und Städten zeigt ein sehr
uneinheitliches Bild. In einigen Teilen der Pfalz hat sich die
Pandemie bislang kaum ausgebreitet. So gab es in Pirmasens bis
Sonntag nur drei Fälle einer Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2. Nur
einstellige Fallzahlen gab es auch für die pfälzischen Städte
Zweibrücken (2), Landau (5) und Speyer (7). Im Kreis Südwestpfalz
wurden bis Sonntag zwölf Fälle gemeldet, im Rhein-Pfalz-Kreis waren
es neun. Weiter nördlich ist die Lungenkrankheit im Kreis Birkenfeld
mit fünf Fällen vergleichsweise wenig verbreitet.

Die meisten Fälle in Rheinland-Pfalz weist der Kreis Mayen-Koblenz
auf. Dort wurden am Sonntag 136 bestätigte Infektionen registriert.
Dabei schnellte die Zahl der Fälle erst relativ spät nach oben: Am
15. März waren es 13, am 18. März bereits 90 Fälle. Danach stieg die

Kurve etwas weniger steil nach oben. Die Mosel flussaufwärts nimmt
die Zahl der bestätigten Covid-19-Fälle ab: Im Kreis Cochem-Zell
waren es am Sonntag noch 40 Fälle, in Bernkastel-Wittlich 21 und in
der Stadt Trier 11.

In Rheinhessen verdreifachten sich die Infektionen im Kreis
Alzey-Worms in der zurückliegenden Woche von einem Tag zum anderen,
am Sonntag waren es dann 68 Fälle. Auch die Landeshauptstadt Mainz
(81) und der Kreis Mainz-Bingen (54) sind stärker betroffen. Deutlich
gestiegen ist in der Mitte der zurückliegenden Woche das Ausmaß der
Pandemie im Westerwaldkreis, zuletzt wurden dort 62 Fälle
registriert.

Aber die Entwicklung sei auch bei der regionalen Verteilung sehr
dynamisch und könne sich in zwei, drei Tagen schnell ändern, erklärt

Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). Ursache für

regionale Spitzen könne ein «Super Spreader» sein, also ein Mensch
mit einer großen Reichweite an Kontakten, der viele weitere infiziert
hat. «Wenn einer infiziert war und viele Kontakte hatte, dann ist das
Risiko sehr groß, dass sich solche Hotspots entwickeln.» Hingegen
habe der erste Coronafall in Rheinland-Pfalz, ein Mann in
Kaiserslautern, einen eher eingeschränkten Kontaktpersonenkreis
gehabt.

Die Kurve der Ausbreitung zeigt in den mehr als zwei Wochen seit dem
5. März stetig, in der zurückliegenden Woche steil nach oben. Aber
die zuletzt verfügten Einschränkungen im öffentlichen Leben, bei
Versammlungen sowie in Einzelhandel und Gastronomie brauchen Zeit,
bis sie wirken können. «Wir haben die Hoffnung, dass diese
exponentielle Steigerung in der nächsten Woche nicht mehr so stark
sein wird, dass man es schafft, die Kurve abzuflachen, nach hinten zu
schieben», sagte Bätzing-Lichtenthäler am vergangenen Mittwoch, als
die angeordneten Schließungen im Einzelhandel in Kraft traten. Davon
hängt entscheidend ab, ob die Kapazitäten des Gesundheitssystems
ausreichen, alle Patienten mit einem schweren Krankheitsverlauf auch
versorgen zu können.