Erster Thüringer Corona-Todesfall - Jena beschließt Ausgangsverbote

Die Corona-Krise hat Thüringen immer mehr im Griff. Erstmals gibt es
im Land einen bestätigten Todesfall nach einer Infektion mit dem
neuartigen Virus. Die betroffene Stadt Jena verordnet zudem als erste
kreisfreie Stadt des Bundeslandes Ausgangsbeschränkungen.

Jena (dpa/th) - In Thüringen ist erstmals ein Mensch nach einer
Infektion mit dem neuartigen Coronavirus gestorben. Bei dem Opfer
handelt es sich um einen 83 Jahre alten Mann aus Jena, wie ein
Sprecher der Stadtverwaltung am Freitagabend sagte. Er sei gemeinsam
mit seiner Frau positiv auf Sars-CoV-2 getestet worden. Das
Testergebnis habe nach dessen Tod vorgelegen. Ob die durch das Virus
ausgelöste Krankheit Covid-19 die Todesursache war, blieb zunächst
unklar. Der Mann habe an Vorerkrankungen gelitten. Über den Zustand
der Ehefrau wurde am Freitagabend zunächst nichts bekannt.

Nach Angaben des Sprechers war der Mann zu Hause gestorben, eine
Einweisung ins Krankenhaus habe er abgelehnt. Zuvor hatte die
«Ostthüringer Zeitung» (Online) berichtet.

Die Stadt Jena verhängte am Abend als erste kreisfreie Stadt des
Bundeslandes zudem Ausgangsbeschränkungen. Fortan dürfen die Bürger
keine öffentlichen Plätze in Jena mehr betreten. Darunter fallen
Straßen, Wege, Gehwege, Plätze, öffentliche Grünflächen, Parkanla
gen,
Parkplätze und der Stadtwald, wie die Stadt am Freitag auf ihrer
Internetseite mitteilte. «Ziel ist die strikte Vermeidung des
Zusammentreffens von Menschen in Gruppen. Nur so kann die Ausbreitung
des Coronavirus verlangsamt oder eingedämmt werden.»

Ausnahmen soll es aber geben. So soll es weiterhin möglich sein,
allein, zu zweit, in der Familie oder mit den Menschen, die in einem
Haushalt leben sowie mit Haustieren an die frische Luft zu gehen.
«Genauso darf die Wohnung natürlich zum Einkaufen, für den Weg zur
Arbeit oder zum Arzt verlassen werden. Wer Menschen pflegt oder ihnen
beim Einkauf hilft, darf sich dafür ebenfalls im öffentlichen Raum
bewegen», hieß es.

Unklar war am Abend, ob Jena die erste Stadt in Thüringen ist, die
ein solches Verbot ausspricht. Er könne nicht ausschließen, dass
andere Kommunen im Bundesland bereits ähnlich verfahren, sagte ein
Sprecher des Gesundheitsministeriums am Freitagabend.

Mit der Allgemeinverfügung treten in Jena zudem weitere Schließungen
von Geschäften und Verbote «einiger nicht akut notwendiger
Handwerkerleistungen und Maßnahmen der Physio- und Ergotherapie sowie
der Logopädie, die nicht ärztlich verordnet oder zwingend medizinisch
notwendig sind, in Kraft». Oberbürgermeister Thomas Nitzsche (FDP)
appellierte an die Bürger: «Tragen Sie diese Maßnahmen mit. Sie
werden Menschenleben retten.»

In Thüringen waren nach Angaben der Staatskanzlei bis Freitag, 11.00
Uhr, 161 Infektionen mit dem Coronavirus nachgewiesen. 15 Patienten
würden derzeit stationär behandelt, drei Infizierte seien seit dem
Ausbruch in Thüringen Anfang März wieder genesen.

Im Gespräch mit dem Sender MDR hatte Thüringens Ministerpräsident
Bodo Ramelow (Linke) lokale Abriegelungen nicht ausgeschlossen.
Landesweite Ausgangssperren sieht er allerdings skeptisch. Zunächst
solle weiter das öffentliche Leben heruntergefahren werden. «Ich
freue mich über jeden Frühling. Ich freue mich darüber, wenn schöne
s
Wetter ist. Aber im Moment bete ich zum lieben Gott, dass es regnet,
dass es den ganzen Tag regnet», sagte Ramelow.