Nach langem Hausarrest: Regisseur gibt Tipps für Corona-Isolation

Moskau (dpa) - Der auch in Deutschland populäre russische Regisseur
Kirill Serebrennikow hat nach anderthalb Jahren im Hausarrest in
Moskau Tipps gegen die Einöde in häuslicher Selbstisolation gegeben.
«Das ist Ihre Chance, aus dieser Isolation als völlig neuer Mensch
herauszukommen», sagte der 50-Jährige in einem Video.

Serebrennikow empfiehlt, Ordnung in das «tägliche Chaos» des eigenen

Lebens zu bringen. Die Coronavirus-Isolation sei die Zeit, sich auf
das Wesentliche im Leben zu besinnen und auf die Menschen, die einem
am wichtigsten seien - abseits aller Mails und Kurznachrichten in
sozialen Netzwerken.

«Das ist keine Strafe, sondern ein Moment der Wahrheit», meinte der
Künstler mit Blick darauf, dass vor allem Familie und Paare nun
merkten, wie gut eigentlich das Zusammenleben funktioniere. «Nehmt es
als ein Geschenk des Schicksals.» Serebrennikow inszenierte Anfang
März von Moskau aus am Deutschen Theater in Berlin das Stück
«Decamerone».

Der auch wegen seiner Filme geschätzte Kultregisseur empfahl unter
anderem Sex, Sport, Schreiben, Zeichnen, Sprachenlernen, Kochen und
das Lesen dicker Bücher - zum Beispiel «Krieg und Frieden» von Leo
Tolstoi. «Wir sollten die Zeit nutzen, um uns zu ändern.»
Serebrennikow regte auch an, verlorene Kontakte zu lieben Menschen
von früher neu zu aktivieren.

Der Künstler hatte aus dem Hausarrest in Moskau heraus auch Opern in
Stuttgart und Hamburg inszeniert. Er darf zwar inzwischen wieder an
seinem Theater Gogol-Center arbeiten. Die Stadt verlassen darf er
aber nicht. Sein Theater musste - wie alle in Moskau - nun wegen des
Coronavirus bis 10. April schließen.

Gegen Serebrennikow läuft ein als politische Inszenierung
kritisiertes Strafverfahren. Die Justiz wirft ihm vor, staatliche
Fördergelder veruntreut zu haben. Beweise gibt es nicht.
Serebrennikow weist die Anschuldigungen zurück.