Grütters: Coronavirus ist Angriff auf Lebensmodell vieler Künstler

Die Ausbreitung des Coronavirus macht kulturelle Events fast
unmöglich. Für Künstler hat das existenzielle Folgen.
Kulturstaatsministerin Grütters fürchtet unwiederbringliche Verluste.

Berlin (dpa) - Mit der Lähmung des öffentlichen Lebens durch die
Ausbreitung des Coronavirus drohen aus Sicht von
Kulturstaatsministerin Monika Grütters «bundesweit unwiederbringliche
Verluste in der Kulturlandschaft». «Das Coronavirus ist auch ein
Angriff auf ein Lebensmodell der vielen Künstlerinnen und Künstler,
die die Kulturnation Deutschland ausmachen und prägen», sagte
Grütters der Deutschen Presse-Agentur am Freitag in Berlin.

Der Stillstand des gesellschaftlichen Lebens treffe
Kulturinstitutionen und -akteure sowie Freiberufler massiv. «Aufgrund
geringer Rücklagen, die Folge niedriger Durchschnittseinkommen sind,
ist die Lage für viele schnell existenzbedrohend.»

Von März bis Mai müssen nach Schätzung von Grütters rund 80 000
Veranstaltungen im Land abgesagt werden. Allein in diesem Zeitraum
werde der Schaden für die Kulturbranche auf 1,25 Milliarden Euro
geschätzt. Zudem gebe es Absagen bis weit ins Jahr hinein mit
entsprechenden Folgen für die Branche.

Grütters kündigte rasche und unbürokratische Hilfe an. «Wir lassen

niemanden im Stich», sagte sie. Dafür seien milliardenschwere
Hilfspakete vorgesehen. Die Bundesregierung sei «zu allem
entschlossen - koste es, was es wolle». Den verheerenden Folgen der
Covid-19-Pandemie solle im Kultur- und Kreativbereich in der gesamten
Fläche begegnet werden, sagte die CDU-Politikerin.

Derzeit werde ein milliardenschweres Programm fertiggestellt, das den
vielen Solo-Selbstständigen in Kunst, Kultur und Medien helfe. «Das
wird ein Rettungsschirm gerade auch für den Kulturbereich sein»,
sagte Grütters. Konkrete Zahlen nannte die Kulturstaatsministerin
nicht. Die Maßnahmen sollten voraussichtlich an diesem Montag
verkündet werden.

Neben diesen geplanten Milliardenhilfen für Solo-Selbstständige und
Kleinstunternehmen will Grütters unter anderem Mittel umwidmen von
Förderprojekten, die in diesem Jahr nicht mehr umgesetzt werden
können. Zudem solle auf Rückforderungen verzichtet werden, wenn
Veranstaltungen oder Projekte nicht umgesetzt werden können.

Grütters verwies auf die Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft,
die mit einer Bruttowertschöpfung in Höhe von 100,5 Milliarden Euro
im Jahr 2018 noch vor der chemischen Industrie, Energieversorgern und
Finanzdienstleistern gelegen habe. Die mehr als 250 000 Unternehmen
erwirtschafteten mit knapp 1,2 Millionen Kernerwerbstätigen einen
Umsatz von 168,3 Milliarden Euro.

In der geplanten flexibleren Handhabung des Kurzarbeitergeldes für
Unternehmen sieht Grütters auch für Kultureinrichtungen mit festen
Angestellten eine Option. Zudem seien Liquiditätshilfen teilweise für
Kultur- und Medienakteure gut nutzbar. Für die neuen Sonderkredite
bei der KfW sollten die Genehmigungsprozesse beschleunigt werden.